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Auf der Straße nach Oodnadatta

Auf der Straße nach Oodnadatta

Titel: Auf der Straße nach Oodnadatta Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang (Hrsg.) Jeschke
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nickten zustimmend.
    »Ein Gewehr mehr ist immer gut«, ließ sich Perdy vernehmen.
    »Nehmen wir einmal an«, und dabei konnte ich mir ein Grinsen nicht verkneifen, »die Wilden kommen wirklich zurück. Dann ist das Tier nicht mehr hier, also werden sie euch nichts tun, klar?«
    Die drei blickten mich erstaunt an, und es dauerte etwas, bis ihnen die Logik dessen, was ich gesagt hatte, aufging.
    »Das stimmt schon«, erklärte Brahe nachdenklich, »doch was ist, wenn sie uns trotzdem angreifen, weil sie einfach nicht so weit denken können?«
    »Dann müsst ihr euch halt verteidigen«, stellte ich lapidar fest, denn ich hatte eigentlich erwartet, sie wären von meinem Vorhaben begeistert. Ich hatte beim Frühstück angekündigt, dass ich auf eigene Faust losfahren wollte, um Burke zu suchen, da ich sicher wäre, er befände sich schon irgendwo in der Nähe.
    »Dein Gefühl … ist es nicht so?« Brahe sah mich durchdringend an.
    »Ja, mein Gefühl«, gab ich zurück.
    »Und wenn du nicht mehr zurück kommst? Was ist, wenn Burke inzwischen hier eintrifft? Wir können nicht auf dich warten.«
    »Das verlangt ja auch niemand«, beruhigte ich ihn. »Ich werde nicht länger als vier Tage wegbleiben. Dann bin ich wieder zurück. Mit oder ohne Burke.« Ich hatte mir die Sache genau ausgerechnet. Bis zum Lake Massacre bräuchte ich zwei Tage. Dort war die einzig gesicherte Stelle, wo ich Burke und seine Männer treffen konnte. Es war traurig genug, dass für Gray jede Hilfe zu spät käme, aber die anderen drei konnte ich retten. Zwei Tage zurück, dann wäre ich spätestens am zwanzigsten April wieder im Camp. Einen Tag bevor Brahe, der das natürlich noch nicht wusste, aufbrechen würde. »Wann wollt ihr von hier weg?« Es war das erste Mal, dass dieser Punkt offen angesprochen wurde. Jonathan und Perdy schauten mich an, während Pattons Blick zu Brahe ging. Dann schauten wir alle erwartungsvoll auf Brahe.
    »Nun«, begann dieser nach einer endlos erscheinenden Pause, »ich denke, Wright …«
    »Rechne doch nicht mit Wright«, unterbrach ihn Patton ungehalten.
    Brahes Kopf zuckte in Pattons Richtung, doch bevor er eine harsche Antwort geben konnte, schien ihm wieder bewusst zu werden, was der Mann in den letzten zwei Wochen für Schmerzen gelitten hatte.
    »Ich glaube nicht, dass Wright noch kommt«, erklärte Jonathan und fügte dann hinzu, »irgendetwas muss da passiert sein, sonst wäre er schon längst hier. Ich bin auch der Meinung, wir sollten nach Menindee zurück, solange wir noch eine Chance haben, dorthin zu kommen.«
    Es hatte den Anschein, als ob sich damit die Waage in Brahes Überlegungen endgültig nach einer Seite neigen würde. Halbherzig gab er zu bedenken: »Und was ist, wenn Burke hierher kommt?«
    »Glaubst du wirklich daran?« Pattons Stimme merkte man die Verachtung über das Festhalten an dieser vagen Hoffnung deutlich an.
    »Er ist immerhin der Leiter dieser Expedition, und ich habe einen eindeutigen Auftrag.« Es war ein Rückzugsgefecht, was Brahe hier führte.
    »Drei Monate hat er gesagt. Und wie lange warten wir jetzt schon auf ihn?« Patton blickte die anderen auffordernd an.
    »Über vier«, stellte Jonathan fest.
    »Und für wie lange hatte er Lebensmittel dabei?« Patton ließ nicht locker.
    »Drei Monate, bestenfalls«, führte Jonathan das Frage- und Antwortspiel fort.
    »Eher weniger«, bemerkte Patton lakonisch. »Er hat darauf vertraut, dass sie sich zu einem Teil von ihren Jagdkünsten ernähren können. Wie es darum bestellt ist, wissen wir ja inzwischen zur Genüge. In diesem verdammten Land gibt es kein vernünftiges Wild.«
    »Vielleicht oben an der Küste«, gab Brahe zu bedenken.
    »Vielleicht, wenn er die überhaupt erreicht hat«, Patton schien nicht bereit, nachzugeben.
    »Leute«, schaltete ich mich in die an Schärfe zunehmende Diskussion ein, »Leute, das hat doch alles nichts mit meinem Vorhaben zu tun. Also, Brahe, wann willst du nach Menindee aufbrechen?«
    Nun war wohl oder übel die Entscheidung fällig, die er schon so lange vor sich hergeschoben hatte. Es war die Entscheidung zwischen den drei Männern hier und seiner Pflicht gegenüber Burke. Er war intelligent genug, um zu erkennen, dass er zumindest Pattons Leben, wenn nicht auch das aller anderen, seines eingeschlossen, aufs Spiel setzte, wenn er noch länger auf Burke wartete. Die Ankunft von Wright war mehr als unwahrscheinlich. Natürlich hätte ich ihm sagen können, dass auch Wright nicht mehr allzuweit

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