Auf der Straße nach Oodnadatta
Grad aus dem Flussbett abbiegen um die Böschung hinaufzukommen, doch ich hatte den Wendekreis des Off-Roaders unterschätzt. Fluchend legte ich den Rückwärtsgang ein, um ein Stück zurückzusetzen und die Kurve im zweiten Anlauf zu nehmen. Gerade als ich genug Platz für das Wendemanöver gewonnen hatte, sackte der Wagen hinten weg, und die Vorderräder drehten freischwebend durch. In einer ersten, panischen Reaktion gab ich Gas, und der Motor heulte auf, ohne dass sich der Wagen auch nur ein Stück bewegte. Ich hörte, wie die hinteren Räder sich in den sandigen Untergrund wühlten, und sah, wie das Wasser von den Vorderrädern hochspritzte. Der Toyota bewegte sich kein Stück. Nachdem das Zittern in meinen Händen etwas nachgelassen hatte, stieg ich aus. Knietief im Wasser watend, schaute ich mir die Bescherung an. Die Hinterräder waren über einen Felssockel im Flussbett in eine Sandkuhle gerutscht und die Vorderräder schwebten gut zwanzig Zentimeter frei über dem Boden. Da half auch der Vierradantrieb nichts mehr, zumal der Wagen kurz vor der Hinterachse auf der Felskante auflag. Ich steckte mir eine Zigarette an, und auf einmal waren, ich wusste selbst nicht warum, die Abos wieder ein Thema. Vielleicht weil ich im Moment absolut hilflos hier festsaß. In diesem Moment bereute ich, Brahes Angebot, mich zu begleiten, nicht angenommen zu haben.
Nachdem die erste Wut und mehr als nur ein bisschen Verzweiflung von der praktischen Vernunft überwunden waren, machte ich mir Gedanken, wie ich aus dieser Lage herauskommen könnte. Die einzige Chance war die Winde. Ich stieg die Auswaschung hinauf und schaute mich nach einem passenden Baum um, an dem ich das Stahlseil verankern konnte. Einen Baum fand ich zwar nicht, aber einen Termitenhügel. Eigentlich nicht das Ideale, aber vielleicht hatte ich Glück, und der poröse Bau hielt lange genug, damit ich mich sozusagen am eigenen Schopf aus dem Dreck ziehen konnte. Ich rollte das Seil von der hinter der vorderen Stoßstange befindlichen Winde ab, schlang es um den Fuß des Termitenhügels und hoffte das Beste. Das Drahtseil nahm eine beachtliche Spannung an, doch der Wagen bewegte sich keinen Meter, schlimmer noch, er geriet ins Schaukeln. Ich hatte keine Ahnung, wie viel Kilopond Zug das Seil aushielt. Ich warf einen Blick auf die Hinterräder. Auch sie hingen jetzt frei und der Wagen balancierte auf dem Rahmen kurz vor der Hinterachse. Ich arretierte die Winde und die Pendelbewegung hörte auf. Lange durfte dieser Zustand allerdings nicht anhalten, da schon abzusehen war, dass der Rahmen diese Belastung nicht endlos ertragen würde. Ich suchte hektisch nach Steinen, die es glücklicherweise in ausreichenden Mengen und allen Größen im Flussbett gab. Mit denen unterfütterte ich die Hinterräder so gut wie möglich und nahm dann die Spannung vom Windenseil. Knirschend setzten sich die Reifen auf die Steine und drückten sie in den weichen Sand. Nicht viel, aber etwas war gewonnen. Ich wiederholte die ganze Aktion. Spannung auf das Windenseil, der Wagen kam hinten ein Stück hoch, Steine unterfüttern, dann das Seil so weit lösen, bis die Hinterräder aufsaßen. Schließlich, nachdem ich diese Prozedur mehrmals wiederholt hatte, hatten die Vorderräder wieder Bodenkontakt und der Wagen selbst eine minimale Bodenfreiheit. Ich startete einen weiteren Versuch, ihn mittels der Winde freizubekommen, der fehlschlug. Der Flusslauf lag inzwischen im tiefen Schatten und die Sonne war nur noch ein rötlicher Ball, der zwischen dem Buschwerk oberhalb der Böschung hindurch schimmerte. Wenn ich nicht die Nacht hier im Fluss zubringen wollte, dann war es jetzt an der Zeit, alles auf eine Karte zu setzen. Ich holte zuerst das Windenseil ein, das sich schon tief in den Termitenhügel gegraben hatte und ihn beim nächsten Versuch bestimmt abgeschert hätte, dann setzte ich mich hinters Steuer. Der Motor heulte auf, die Räder drehten durch, dann machte der Wagen einen Satz nach vorne. Ich blieb weiter auf dem Gaspedal stehen und der Toyota schaffte ächzend und nach allen Seiten bockend die Steigung. Bevor ich gegen den Termitenhügel knallte, dachte ich noch: geschafft. Dann bohrte sich die Stoßstange in das poröse Gebilde und stieß es um. Zum Glück war nicht mehr viel da, was dem Wagen hätte Widerstand bieten können und so ging der Zusammenstoß für meinen Off-Roader ziemlich glimpflich ab. Ich suchte mir einen einigermaßen passablen Lagerplatz und nutzte das letzte
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