Auf der Straße nach Oodnadatta
entfernt war, doch was hätte das geholfen? Wenn ich Burke und seine zwei noch lebenden Begleiter erst einmal hier ins Lager gebracht hätte, würde die Sache schon ganz anders aussehen.
»Wie lange wirst du unterwegs sein?«, richtete Brahe die Frage an mich.
»Vier Tage, mehr Sprit habe ich nicht für den Wagen. Ich bin spätestens am neunzehnten wieder zurück.«
»Gut«, meinte Brahe. »Dann werden wir sofort nach deiner Rückkehr aufbrechen und versuchen, Menindee zu erreichen. Vielleicht stoßen wir unterwegs auch auf Wright und seine Gruppe mit dem Proviant.«
»Wir brechen auf, ob der Doc die anderen findet oder nicht«, vergewisserte sich Patton noch einmal. Es war halb Frage, halb Feststellung. Brahe nickte.
»Also ist jetzt alles klar?« Ich schaute in die Runde und erntete ein zustimmendes Nicken von allen.
Die Vorbereitungen für meine Abfahrt dauerten knapp eine Stunde. Zuerst leerte ich die beiden Kanister in den Tank, was die Anzeige fast auf dreiviertelvoll brachte, dann ließ ich Jonathan und Perdy die Kanister sorgfältig im Fluss auswaschen und mit Wasser füllen. Davon konnte man nie genug dabei haben. Mit meinen beiden Wasserkanistern hatte ich jetzt achtzig Liter zur Verfügung. Dann nahm ich an Lebensmitteln mit, was die vier entbehren konnten. Viel war es nicht, aber ich musste die Männer ja nur bis zum Lager bringen. Einen Sack Reis, ungefähr zehn Pfund, ein Großteil des Schiffszwiebacks und einen Liter Öl. Ich spannte die Plane über die Ladefläche des Pickup, legte mein Gewehr und die zusätzliche Munition auf den Beifahrersitz und setzte mich hinters Steuer. Als ich losfahren wollte, trat Brahe an die Beifahrertür und steckte den Kopf herein. Im Rahmen steckten noch ein paar Glassplitter, die von der Attacke der Abos zeugten.
»Soll ich nicht besser mitkommen?«
Ich schüttelte den Kopf. »Du hast doch selbst gute Gründe genannt, warum man die Gruppe nicht aufteilen soll. Bleib hier und halte die Stellung.«
»Wenn du meinst …«
Es war nicht zu erkennen, ob er ob meiner Zurückweisung glücklich war, oder wirklich lieber mitgekommen wäre.
»Halt, fast hätte ich noch etwas vergessen.« Ich griff in den Verbandskasten und nahm den Aluminiumstreifen mit den restlichen Schmerztabletten heraus. »Hier sind die Pillen für Patton. Jeden Tag nur zwei. Morgens eine und eine nachmittags. Gib ihm nicht mehr, auch wenn er darum betteln sollte. Sie reichen sowieso nur noch ein paar Tage. Mehr habe ich nicht. Dann muss es ohne gehen. Und jetzt, viel Glück!«
»Viel Glück«, gab er zurück und zog den Kopf aus dem Rahmen. Dann begab er sich in respektvollem Abstand zum Wagen, und ich ließ den Motor an. Den Weg zurück, dort wo eigentlich Innamincka Station sein sollte, kannte ich ja schon. Nach dreißig Kilometern und zwei Stunden mühseligem Vorwärtstasten durch ein Gelände, das zu diesem Zeitpunkt absolut unerschlossen war, befand ich mich wieder dort, wo ich vor ein paar Tagen die Gewissheit erhalten hatte, ein Gestrandeter zu sein. Dieser erste Abschnitt meiner Fahrt war nicht so gut verlaufen, wie ich gehofft, aber wesentlich besser, als ich befürchtet hatte. Ich fuhr zum Cooper Creek hinunter und hielt an. Widerstrebend stellte ich den Motor ab und versuchte die irrationale Angst in mir zu bekämpfen, dass er vielleicht nicht mehr anspringen würde. Doch ihn laufenzulassen wäre absolute Spritverschwendung. Ich nahm die Karte aus dem Handschuhfach. Dann stieg ich erst einmal aus und sah mich genau um. Die Sonne brannte vom Himmel herab, mein Hemd war schweißnass und die Fliegen krabbelten mir in Ohren und Nase. Weit und breit war nichts zu sehen. Kein schwarzes Gesicht lugte aus dem Buschwerk hervor, was auch nicht zu erwarten gewesen war. Wenn, dann würde ich den Speer erst bemerken, wenn er mich traf. Ein Gedanke, der mich nicht gerade beruhigte. Ich musste irgendwie über den Cooper Creek kommen. In einer anderen Zeit gab es an dieser Stelle eine einfache Holzbrücke, doch bis dahin würden noch ein paar Jährchen vergehen. Ich kletterte zum Flussufer hinab. Gut möglich, dass mein großartiger Rettungsplan schon hier scheiterte. Ich hatte zwar einige Erfahrung im Durchqueren von Flüssen, doch mehr als einen Meter fünfzig Wassertiefe konnte ich meinem Wagen nicht zumuten und auch das würde schon schwierig genug werden. Außerdem musste ich wissen, wie der Untergrund beschaffen war. Ich musterte die gegenüberliegende Uferböschung. Sie war nicht zu steil.
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