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Auf der Straße nach Oodnadatta

Auf der Straße nach Oodnadatta

Titel: Auf der Straße nach Oodnadatta Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang (Hrsg.) Jeschke
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Das wäre kein Problem. Auch auf meiner Seite hätte ich keine Schwierigkeiten, den Wagen ins Wasser zu bringen. Also blieb nur noch die Frage nach Untergrund und Tiefe. Ich zog meine Schuhe und Strümpfe aus und stieg die nicht allzu steile Böschung hinab. In Gedanken suchte ich mir schon einen Weg, wie ich dies mit dem Wagen am Besten bewältigen könnte. Ein paar Minuten später, nachdem ich kaum mehr als drei Meter in den Fluss gewatet war, hatte sich diese Frage erledigt. Das Flussbett war so schlammig, dass ich sofort bis zu den Knien darin versank. Es wäre aussichtslos zu versuchen, ein gut zwei Tonnen schweres Gefährt hindurchfahren zu wollen. Ich stapfte fluchend zurück ans Ufer.
    Ich vertiefte mich nochmals in die Karte. Ein Stück weiter flussabwärts teilte sich der Cooper Creek in zwei Arme, die sich nach knapp einem Kilometer wieder vereinigten. Vielleicht war diese Stelle besser geeignet. Auf den ersten Blick war sie es auch, wie ich bei meiner Ankunft nach einer weiteren halben Stunde Quälerei durch den Busch feststellen konnte. Das Wasser schien flach, und der Untergrund war felsig. Ich hielt kurz auf der Uferböschung an und studierte den Flusslauf. Auch auf den zweiten Blick sah ich nichts, was mir und meinem Wagen Probleme bereiten könnte. Die Böschung fiel nicht allzu steil ab, die Wassertiefe betrug kaum einen Meter und das Flussbett bestand aus Geröll. Vorsichtig ließ ich den Wagen zum Fluss hinunterrollen und lenkte ihn ins Wasser. Selbst an der tiefsten Stelle reichte es kaum bis zur Motorhaube und die Durchquerung des Cooper Creek erwies sich als Kinderspiel. Etwas kritisch war nur die Ausfahrt auf der gegenüberliegenden Seite, doch mit aufheulendem Motor pflügte ich mich durch den nicht allzu tiefen, feuchten Sand und stand schließlich sicher am anderen Ufer. Ich konnte nur hoffen, dass die Durchquerung des anderen Arms des Cooper Creeks genauso problemlos verlaufen würde. Nach gut zwanzig Minuten wusste ich, dass dem nicht so war. Ich stand vor einer flachen Sandbank und studierte verdrossen das andere Ufer. Der Fluss selbst war nicht das Problem, sondern auf der anderen Seite wieder herauszukommen. Die Böschung stieg steil an, nicht sehr hoch, aber hoch genug, um mir wenig Hoffnung zu lassen. Ich ließ den Wagen stehen und folgte dem Flusslauf auf der Suche nach einer besseren Stelle. Nach einer halben Stunde hatte ich das gesamte Ufer unterhalb der umschlossenen Landzunge abgelaufen. Ich konnte umkehren, dem Cooper Creek weiter Richtung Westen folgen und hoffen, eine bessere Stelle zu finden, doch das würde mich erstens immer weiter von meinem Ziel entfernen und es zweitens noch schwerer machen in einer Gegend, die keine Wegweiser kannte, mein eigentliches Ziel, den Lake Massacre, zu finden. Nein, ich durfte nicht zu weit von der Route, die Burke und seine Begleiter nehmen würden, abkommen. Also blieb nur noch die andere Möglichkeit, die mich auch nicht gerade in Begeisterung versetzte. Ein Stück weiter unten, nachdem sich die beiden Flussarme schon wieder vereinigt hatten, war vor wer weiß wie langer Zeit durch Hochwasser während eines Regengusses eine Ausspülung in der Böschung entstanden. Zwar hatte ich sie mir bis jetzt erst durch das Fernglas angesehen, trotzdem erschien es mir nicht unmöglich, dort aus dem Fluss herauszukommen. Dazu musste ich aber ein ganzes Stück im Flussbett entlangfahren. Ich beschloss, mir die Sache genauer anzusehen. Auf die Abos verschwendete ich kaum noch einen Gedanken. Ich war viel zu beschäftigt, meinen Rettungsplan umzusetzen, der schon nach ein paar Stunden auf fast unüberwindliche Schwierigkeiten gestoßen war. Ich hatte eigentlich gedacht, am ersten Tag gut die Hälfte der Strecke zurücklegen zu können, doch davon konnte jetzt keine Rede mehr sein. Die Sonne hatte den nördlichsten Punkt ihrer Bahn schon längst passiert und sank langsam aber stetig den Baumwipfeln entgegen. Ich warf die Zigarettenkippe in den Fluss und fuhr los. Der Toyota holperte über die Steine im Flussbett, einmal hinterließ ich einen weißen Lackstreifen, als der Wagen in eine Auswaschung rutschte und mit dem rechten Kotflügel an einem Felsen entlangschrappte, und dann lag die Auswaschung vor mir. Es war eine zerfurchte, steile Rampe, die ich hinauf musste, und ich hatte keinen Platz, um Anlauf zu nehmen. Ich zögerte einen Moment, vergewisserte mich, dass sich der Vierradantrieb in Low Four befand und gab Gas. Ich musste im Winkel von neunzig

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