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Auf der Straße nach Oodnadatta

Auf der Straße nach Oodnadatta

Titel: Auf der Straße nach Oodnadatta Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang (Hrsg.) Jeschke
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Glücklicherweise hatten sich die Abos nach ihrem Besuch nicht mehr blicken lassen, und wir redeten uns jeden Abend, wenn sich die Nacht über den Busch senkte, ein, die Sache wäre ausgestanden. Wirklich überzeugt davon war aber keiner von uns. Ich saß meist neben Patton und achtete darauf, dass das Feuer nicht ausging. Sammelte Holz und hing meinen Gedanken nach, wenn ich nicht ein schleppendes Gespräch mit Patton führte. Sein Fuß wurde natürlich nicht besser, aber zumindest konnte ich noch keine Anzeichen von Wundfäule erkennen. Gewissenhaft erneuerte ich die feuchten Lappen, holte frisches Wasser und versuchte ihm Hoffnung zu machen. Aber man musste kein Hellseher sein, um seine Verzweiflung, die mit jedem Tag größer wurde, zu bemerken. Er hatte wahrscheinlich eine genaue Vorstellung davon, wie es um ihn stand.
    »Was hast du eigentlich vor, wenn du zurück bist?«
    Ich zuckte die Achseln und schaute Patton nachdenklich an. »Keine Ahnung«, meinte ich nach einer kurzen Pause nachdenklich.
    »Gehst du nicht zurück nach England?«, wollte er wissen.
    In dem Moment wurde ich wieder an mein Lügengebäude erinnert, und ich beeilte mich, seine Vermutung zu bestätigen.
    »Kriegst du keinen Ärger, wenn du die Lokomotive nicht zurückbringst? Die ist doch bestimmt sehr wertvoll.«
    Er konnte einem schon auf die Nerven gehen. Mein Netz der Unwahrheiten war viel zu grobmaschig gestrickt, als dass ich mir über solche, noch in weiter Ferne liegende Fragen Gedanken gemacht hätte. Eigentlich hatte ich mir die ganze Sache recht einfach vorgestellt. Den Off-Roader fahren, bis der Sprit alle war, dann irgendwo so gut wie möglich verstecken. Wenn er dann vielleicht in ein oder zwei Jahrzehnten, vielleicht noch später, wenn ich Glück hatte, gefunden würde, könnten sich die Leute noch genug wundern. Der Rest meiner Ausrüstung verschwände sowieso auf Nimmerwiedersehen in einem tiefen Grab, noch bevor wir von hier aufbrechen würden.
    »Das schon«, stimmte ich Patton nachdenklich zu, »doch ohne Kraftstoff bewegt sich der Wagen nicht. Also werde ich ihn wohl zurück lassen müssen. Die Leute in England werden das sicher verstehen.« Dabei musste ich mir ein Grinsen verbeißen. Auch Patton schien nicht davon überzeugt zu sein, denn er schüttelte ungläubig den Kopf. Doch bevor er etwas sagen konnte und mich damit zu weiteren noch unwahrscheinlicheren Lügen zwang, versuchte ich den Spieß des Frage- und Antwortspiels umzudrehen. »Wie bist du eigentlich zu dieser Expedition gekommen?«
    »Schätze genauso wie die anderen«, gab er lustlos zurück.
    »Und wie war das?«, hakte ich nach.
    »Naja, als Burke in Menindee ankam, hatte er Ärger mit seinen Leuten und musste ein paar von ihnen feuern. Ich bin dann zusammen mit Wright, wir beide waren Stockmen auf der Kinchega Station, von ihm angeheuert worden, um ihn hierher zu führen. Der Lohn war besser als auf der Station und deshalb habe ich nicht lange nachgedacht. Inzwischen sieht das aber ganz anders aus.« Patton spuckte auf den Boden und nahm dann einen Schluck aus seinem Teebecher. »Wenn Brahe nur nicht so verrückt wäre. Er spekuliert noch immer auf den Ruhm und vielleicht auch einen Teil der Prämie. Es ist Wahnsinn, hier weiter auszuharren. Burke und die anderen drei kommen nicht mehr zurück. Die haben die Dingos schon abgenagt.«
    »Sollte Wright nicht schon längst mit den restlichen Vorräten aus Menindee hier sein?«, brachte ich vorsichtig meine Kenntnisse über den Verlauf der Expedition in die Unterhaltung ein.
    »Hör mir auf mit Wright«, meinte Patton abfällig. »Der sitzt bestimmt bequem in Menindee und macht sich einen schönen Tag. Er hätte schon längst hier sein müssen. Und ich bin der Angeschissene.« Dabei blickte er auf seinen Fuß und stieß einen leisen Fluch aus.
    »Sag mal ehrlich Doc, meinst du, ich schaffe es?«
    Ich schaute Patton lange an und wusste nicht, was ich antworten sollte. Schließlich versuchte ich ihn zu beruhigen. »Patton, du kannst mich ruhig Doc nennen, aber ich bin kein Arzt. Ich habe keine Ahnung, wie schlimm deine Verletzung wirklich ist, doch wenn du bis jetzt durchgehalten hast, dann wirst du es auch noch länger schaffen.« So hoffte ich zumindest.
    »Brahe kann ja nicht ewig hier bleiben. Wir müssen demnächst zurück nach Menindee. Ohne Lebensmittel gehen wir alle zugrunde. Es ist fraglich ob wir es überhaupt noch schaffen.«
    Sie würden es nicht schaffen, doch bei Bulloo auf Wright treffen, der

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