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Auf der Suche nach dem Auge von Naga: Roman (German Edition)

Auf der Suche nach dem Auge von Naga: Roman (German Edition)

Titel: Auf der Suche nach dem Auge von Naga: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Hodder
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Arbeitskräfte.«
    »Entbehrlich?«
    »Ich glaube, ein anderer Ausdruck dafür ist ›Kanonenfutter‹.«
    Der Agent des Königs spürte, wie ihm Eis durch die Adern rann. »Sie wollen doch nicht etwa andeuten   …«
    Palmerston schnitt ihm das Wort ab. »Falls wir mit einer solchen Situation konfrontiert werden, brauchen wir eigene entbehrliche Einheiten.«
    »Sie meinen damit Amerikas Sklavenbevölkerung?«
    »Ja. Gut vier Millionen Individuen, wenngleich in dieser Zahl Frauen enthalten sind.«
    Burtons Kiefer zuckten krampfhaft. »Verflucht noch eins! Sie reden von Menschen! Von Familien! Sie schlagen nicht nur vor, staatlich erlaubte Sklaverei zu unterstützen   – Sie reden von einem Völkermord!«
    »Ich will das Überleben des britischen Empire um jeden Preis sichern.«
    »Nein!«, brüllte Burton. »Nein! Nein! Nein!« Er ließ die Hand auf die Lederlehne seines Sessels niedersausen. »Das dulde ich nicht! Das ist abscheulich!«
    »Sie werden tun, was man Ihnen befiehlt, Captain Burton«, entgegnete Palmerston leise. »Und Ihr Befehl lautet, mir dabei zu helfen, dafür zu sorgen, dass solche Umstände niemals eintreten.«
    »Was?«
    »Ihre wichtigste Mission hat sich nicht geändert. Sie sollen das Nāga-Auge bergen, damit wir es verwenden können, um in den Geist unserer Gegner einzudringen und ihn zu beeinflussen. Allerdings verfolgt Ihre Expedition nunmehr einen zweiten Zweck.Sie werden Ihre militärische und geografische Erfahrung einsetzen, um zu bestimmen, welches die strategisch vorteilhaftesten Gebiete Afrikas sind und wie wir sie uns am besten sichern können. Ich habe vor, Anspruch auf den Kontinent zu erheben, bevor Bismarck handelt, und ich verlasse mich darauf, dass Sie mich dabei beraten werden.«
    Burtons Herz hämmerte wild in seiner Brust. Sein Verstand raste. Er blickte in Lord Palmerstons undurchdringliche Augen.
    »Und wenn ich es tue, Sir«, sagte er, »und wir machen Afrika zu einem Teil des britischen Empire, was wird dann aus den Einwohnern? Was wird aus den Afrikanern?«
    Der Premierminister, der Burtons Blick standhielt, ohne mit der Wimper zu zucken, gab zurück: »Ihnen werden dieselben Rechte wie allen britischen Untertanen zuerkannt.«
    Ein Augenblick der Stille folgte, den Gregory Hare beendete, indem er sich leise räusperte.
    Burton sagte: »Meinen Sie damit dieselben Rechte, die die unterernährten Briten genießen, die in unseren Fabriken schuften und unsere Elendsviertel bewohnen? Dieselben Rechte, die jene Menschen haben, die auf unseren Straßen und Türschwellen betteln? Dieselben Rechte, die Dienstmädchen eingeräumt werden, die von ihren Arbeitgebern missbraucht, geschwängert und anschließend in die Gosse geworfen werden, wo sie nur durch Prostitution überleben können? Ist das die herrliche Zivilisation, die Sie, der große Imperialist, Afrika zu bieten haben?«
    Palmerston sprang auf. »Halten Sie den Mund, Burton!«, brüllte er. »Muss ich mir Ihre Unverschämtheit bei jeder unserer Begegnungen gefallen lassen? Das dulde ich nicht! Sie haben Ihre Befehle!« Er stapfte zur Tür und schnippte mit den Fingern in Burkes und Hares Richtung. Beide sprangen auf und folgten ihm. Er scheuchte sie hinaus, dann drehte er sich noch einmal zum Agenten des Königs um, die Hand auf dem Türknauf.
    »Tun Sie Ihre Arbeit, Captain!«, befahl er schroff.
    Damit verließ der Premierminister das Zimmer und schlug die Tür hinter sich zu.
    »Ungebildeter Pavian!«, krächzte Pox.
    *
    »Im Strudel historischer Ereignisse«, sagte Bertie Wells, »wird nur sehr wenig korrekt aufgezeichnet. Wenn dann die Zeit für einen Bericht über jene Geschehnisse kommt, die sich bereits zugetragen haben, setzt sich die menschliche Natur durch.«
    Wells und Burton saßen in einem Krankenwagen und teilten sich eine ungemein seltene Kostbarkeit   – eine erbettelte Zigarre. Der von Ochsen gezogene Karren gehörte zu einer Kolonne, einem scheinbar endlosen Tross aus Soldaten und Fahrzeugen, der sich aus südlicher Richtung kommend auf den Hafen von Tanga etwa hundert Meilen nördlich von Daressalam zu bewegte.
    Es war früher Morgen, aber schon sengend heiß. Die Soldaten trieften vor Schweiß. Sie waren erschöpft, krank und fühlten sich elend. Gelegentlich wurden Sprechgesänge angestimmt   – die üblichen Klagelieder der Eingeborenen   –, aber sie verstummten jedes Mal rasch, übertönt vom rhythmischen Stampfen der unzähligen Stiefel. Irgendwann ließ eine Kompanie Briten ein Lied

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