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Auf der Suche nach dem Auge von Naga: Roman (German Edition)

Auf der Suche nach dem Auge von Naga: Roman (German Edition)

Titel: Auf der Suche nach dem Auge von Naga: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Hodder
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Generalmajor Paul Emil von Lettow-Vorbeck, dort verschanzt, und weil wir ihn nur zu gern ins Jenseits befördern möchten. Der Mann ist ein wahrer Dämon. Sein militärischer Verstand braucht den Vergleich mit Napoleon nicht zu scheuen.«
    Als sie die Erste der Hütten von Kaltenberg erreichten,schwitzten beide Männer heftig. »Erinnerst du dich an Schnee?«, murmelte Wells, als sie unter den Akazien hervorkamen und das Dorf betraten. »Was gäbe ich für eine Schlittenfahrt den Hang hinunter mit einem Purzelbaum als Abschluss!« Plötzlich blieb er stehen und fügte leise hinzu: »Richard.«
    Burton folgte dem Blick seines Gefährten und erspähte in einem Durchgang zwischen zwei Hütten den leblosen Körper eines Askari in britischer Uniform. Sie näherten sich dem Leichnam und untersuchten ihn. Eine Fleischwunde zog sich diagonal durch das Gesicht des Afrikaners. Die Haut zu beiden Seiten war geschwollen und runzlig.
    »Das stammt von einem Schnapperstachel«, stellte Wells fest. »Ich würde sagen, er ist erst vor Kurzem gestorben.«
    »Das war keine gute Idee, Bertie. Wir hätten bei der Kolonne bleiben sollen.«
    Wells schüttelte den Kopf. »Zu beobachten und zu berichten ist die Aufgabe eines Kriegsberichterstatters, Richard. Wenn wir das andere Ende des Dorfes erreichen, wirst du feststellen, dass es eine unvergleichliche Aussicht auf Tanga bietet. Von hier aus werden wir sehr viel mehr sehen, als wenn wir uns mitten im Getümmel befänden. Ganz zu schweigen davon, dass wir hier erheblich bessere Chancen haben, am Leben zu bleiben.«
    Die nun einsetzende Stille wurde plötzlich von einem Zirpen durchbrochen, das an die Geräusche einer Heuschrecke erinnerte, aber erschreckend laut und bedrohlich klang.
    »Woher kommt das Geräusch?«, fragte Wells, dessen Augen sich weiteten.
    »Ich weiß es nicht.«
    Sie traten aus dem Durchgang und erblickten einen Schnapper, der aus einer der Hütten kam, die sie gerade passiert hatten. Es war ein abscheuliches Ding   – ein Gewirr dorniger Tentakel und zuckender Ranken. Aus der Mitte kräuselte sich eine rote, fleischige, pulsierende Blüte nach außen. Daraus ragten zwei lange, mit Stacheln übersäte Stiele hervor, die aneinanderrieben   –eine grässliche, hektische Bewegung, die das hohe, zirpende Geräusch verursachte. Die wogende Pflanze bewegte sich auf einem Knoten weißer, sich windender Wurzeln voran   – und das schnell, sehr schnell.
    »Wir müssen hier weg!«, rief Burton. »Lass die Krücken fallen, Bertie. Ich trag dich.«
    »Aber   …«
    Weiter kam Wells nicht. Burton trat die Krücken weg, bückte sich und hob sich den kleineren Mann auf die Schulter. Mit schweren Schritten begann er zu laufen.
    »Mein lieber Schwan!«, entfuhr es ihm keuchend. »Mit Algy geht das wesentlich leichter!«
    »Mit wem?«
    »Algy. Bismillah! Du erinnerst mich an ihn. Wie konnte ich ihn vergessen haben, zum Henker?«
    »Keine Ahnung, und im Augenblick ist es mir auch egal. Lauf!«
    Burton legte alle Kraft in die Beine. Er spürte, wie seine Oberschenkel brannte und hörte, wie der Schnapper rasch aufholte.
    »Er hat uns gleich!«, kreischte Wells.
    Der berühmte Entdecker erspähte eine Haustür, die einen Spalt offen stand. Er schwenkte darauf zu, stürmte hindurch, ließ Wells fallen und schlug die Tür hinter ihnen zu. Der Schnapper prallte mit solcher Wucht dagegen, dass der Rahmen rings um das Schloss splitterte. Rasch schob Burton unten und oben die Riegel vor. Draußen kratzten Dornen am Holz.
    »Die Tür wird ihn nicht lange aufhalten. Alles in Ordnung mit dir?«
    »Ich bin auf dem Bein gelandet«, gab Wells stöhnend zurück.
    Burton half dem Kriegsberichterstatter hoch. »Gehen wir nach oben. Verdammt, mein Kopf! Ich bin gerade wieder von Erinnerungen durchgeschüttelt worden!«
    Er stützte seinen Freund, und zusammen bahnten sie sich den Weg nach oben ins vordere Schlafzimmer. Die zweite obere Kammer diente als Lager.
    Unten hielt der Lärm der hämmernden Tentakel an. Burton atmete schwer. Er legte Wells behutsam auf ein Bett. Dann taumelte er zurück, lehnte sich an die Wand und presste die Handballen gegen die Augen.
    »Algernon«, flüsterte er. Als er aufschaute, liefen ihm Tränen über die Wangen.
    »Was ist?«, fragte der Kriegsberichterstatter.
    Burton erwiderte nichts. Er schaute an seinem Gefährten vorbei zu einem Spiegel auf einer Frisierkommode. Das Gesicht, das ihm daraus entgegenblickte, war das eines Fremden. Mehr konnte er nicht sehen. Er

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