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Auf der Suche nach dem Auge von Naga: Roman (German Edition)

Auf der Suche nach dem Auge von Naga: Roman (German Edition)

Titel: Auf der Suche nach dem Auge von Naga: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Hodder
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afrikanisch gefärbte Stimme. »Tanga liegt ungefähr eine Meile vor uns.«
    »Verbindlichsten Dank«, gab Burton zurück und wandte sich an Wells. »Hast du das gehört? Wir müssen in der Nähe deines Dorfes sein. Sollen wir hier abspringen?«
    »Ich fürchte, ich kann derzeit bestenfalls hinken.«
    Burton schob sich von der Heckklappe in den eigentlichen Krankenwagen, dann bewegte er sich nach vorn und schlug mit der Faust an die Rückseite der Fahrerkabine. »Halten Sie mal kurz an, ja?«
    Er kehrte zu Wells zurück, und als das Fahrzeug stehen blieb, half er ihm hinunter auf den Boden und reichte ihm seine Krücken. Dann setzten beide Männer ihre Helme auf und schritten langsam neben der Kolonne her.
    »Also, Bertie, worauf willst du hinaus?«
    »Worauf ich hinauswill?«
    »In Hinblick auf Geschichte.«
    »Oh. Nur darauf, dass wir zu sehr an die Vorstellung glauben, wir könnten aus der Vergangenheit lernen. Es ist die Gegenwart, die uns Lektionen erteilt. Das Problem ist: Wir gehen so sehr darin auf, dass wir den Wald vor lauter Bäumen nicht sehen. Herrje, geht es dir gut?«
    Burton hatte sich plötzlich vornübergekrümmt und hielt sich den Kopf.
    »Nein!«, stieß er hervor. »Doch   … ja. Ich glaube   …« Er richtete sich auf, atmete tief und zittrig ein. »Ja. Ja, es geht mir gut. Tut mir leid. Ich hatte nur gerade eine eindringliche Erinnerung an   … an einen Mann aus Messing.«
    »Eine Statue?«
    »Nein, eine Maschine. Aber es war   … es war Herbert.«
    »Was? Ich?«
    »Nein, nicht du, Bertie. Ich meine, ihr   … sein Name ist   … war   … ebenfalls Herbert.«
    »Ein mechanischer Mann namens Herbert? Bist du sicher, dass deine Malaria nicht wieder aufflammt?«
    Burton schnalzte mit der Zunge. »Mein Gehirn ist dermaßen durcheinander, dass es kaum noch eine Grenze zwischen Realität und Fiktion zu geben scheint. Ich bin nicht sicher, was diese Erinnerung bedeuten soll, ob sie überhaupt etwas zu bedeuten hat. Vielleicht ergibt sie später einen Sinn. Wo ist das Dorf?«
    Wells zeigte auf einen kaum erkennbaren Pfad, der in einem dichten Gewirr dorniger Akazien verschwand. Die Bäume wuchsen einen sanften Hang hinauf; durch die obersten Wipfel konnte Burton Dächer erkennen. »Da lang«, sagte Wells. »Kaltenberg liegt direkt am Rand von Tanga   – praktisch ein Außenbezirk. Es wurde von den Deutschen in europäischem Stil auf etwas höherem Gelände errichtet. Die Bewohner sind vor ein paar Tagen in die Stadt geflüchtet. Von dort oben haben wir einen guten Blick auf das Geschehen.«
    »Besteht die Rolle eines Kriegsberichterstatters darin, Hügel zu erklimmen und auf Tod und Zerstörung hinunterzuschauen?«
    »Ja, das trifft es in etwa.«
    Sie verließen die Kolonne und folgten dem Trampelpfad. Die Baumstämme umgaben sie und versperrten die Sicht auf den Tross. Der Himmel tauchte flackernd und flüchtig durch das Blätterwerk über ihren Köpfen auf. Moskitos umschwirrten sie summend.
    »Wer ist Kitchener?«, fragte Burton.
    »Eine der großen Nummern beim Militär. Zumindest war er es. Niemand weiß, ob er tot ist oder noch lebt. Verfluchtes Bein! Und diese elende Hitze! Zur Hölle mit Afrika und allem, was dazugehört! Es tut mir leid, wir müssen ein bisschen langsamer machen.« Wells blieb stehen, hielt mithilfe der Krücken das Gleichgewicht, riss ein Streichholz an und hielt es an eine Zigarette. Er zog daran, dann hielt er sie Burton hin.
    »Danke, Bertie, aber ich passe. So tief geht meine Liebe für billige Zigarren nun auch wieder nicht. Außerdem würde es mir die Geschmacksnerven für meine Karamellbonbons verderben.«
    »Du hast Karamellbonbons?«
    »Ich habe sie dem Krankenwagenfahrer abgeschwatzt. Vier Stück. Ich würde dir ja zwei anbieten, aber nach diesem Glimmstängel wäre das eine reinste Verschwendung.«
    »Du Mistkerl!«
    Burton grinste.
    »Unterlass das lieber mit deiner hässlichen Visage«, riet Wells. »Du siehst schaurig mephistophelisch aus.«
    »Du erinnerst mich an jemanden.«
    »An wen?«
    »Weiß ich nicht mehr.«
    Sie setzten den Weg fort. Der Kriegsberichterstatter schwang sich auf seinen Krücken voran.
    Burton ergriff das Wort. »Sag mir doch noch mal, warum wir Tanga angreifen.«
    Wells antwortete: »Erstens, weil wir versuchen, sämtliche Häfen zurückzuerobern. Zweitens, weil wir deutsche Vorräte plündern wollen. Drittens   – und das ist der wichtigste Punkt   –, weil vermutet wird, dass sich der Befehlshaber der Schutztruppe,

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