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Auf der Suche nach den ältesten Sternen (German Edition)

Auf der Suche nach den ältesten Sternen (German Edition)

Titel: Auf der Suche nach den ältesten Sternen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anna Frebel
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einigen kleinen Lädchen, die das Notwendigste verkaufen wie z.B. Bier, Brot und Milch. Somit ist Coonabarabran nicht mehr als ein verschlafenes Dorf. Aber eines zeichnet es ganz besonders aus: Es ist die selbstbenannte »Astronomiehauptstadt« Australiens (»Astronomy Capital of Australia«). Der Name Coonabarabran leitet sich aus dem lokalen Aboriginee-Wort für »wissbegierige Person« ab, der gut zur Astronomiehauptstadt und dem Ehrgeiz der Australier, gute Astronomie zu betreiben, passt. Denn von »Coona« aus kommt man innerhalb einer halben Stunde zum Siding Spring-Observatorium. Auch Touristen können es tagsüber besuchen und die Teleskope besichtigen. Sie werden von einem großen Schild begrüßt, wie in Abbildung 8.A im Farbbildteil des Buches zu sehen ist.

Abb. 8.A

Abb. 8.A
    Als Beobachter wird man dort in kleinen, einfachen Zimmern untergebracht, und das Tagespersonal kocht leckere Mittag- und Abendessen und bereitet den »night lunch« vor – das nächtliche Mittagessen –, den man mit zum Teleskop nehmen kann. Die ca. vier bis sechs Beobachter der verschiedenen Teleskope essen gemeinsam zu Abend, und man tauscht sich dabei über die Erfolge und Misserfolge der vergangen Nacht aus, diskutiert die Wettervorhersage, technische Details oder sonstige astronomische und andere Neuigkeiten.
    Auf dem Berg hat man immer einen sehr schönen Ausblick auf den Nationalpark unter sich. Wenn man trotz nächtlicher Beobachtungen tagsüber nicht schlafen kann oder will, kann man Wanderungen durch den australischen Busch unternehmen, z.B. zum 90 m hohen »Breadknife« (»Brotmesser«). Dies ist ein recht steil aufsteigender Felsen aus versteinerter Lava, der in etwa einer Stunde Fußmarsch durch Eukalyptuswälder zu erreichen ist. Diese Tour habe ich später einmal gemacht, als das Wetter zum Beobachten ungeeignet war.
    Das Gebäude des Teleskops, mit dem ich damals beobachtete, ist so groß wie ein mehrstöckiges Haus und in Abbildung 8.B im Farbbildteil zu sehen. Im Erdgeschoss befinden sich der Eingang und diverse Schaltkästen und Kabelbündel, die von unterhalb des Teleskopspiegels aus dem Obergeschoss herunterkommen. Im ersten Stock befinden sich der untere Teil des Teleskops mit dem 2,3 m großen Spiegel sowie mehrere Instrumente für verschiedenartige Beobachtungen, von denen jeweils eines an den Spiegel angeschlossen ist. Der Kontrollraum befindet sich im zweiten Stock auf halber Höhe über dem Teleskop und der Instrumentenplattform. Da das Teleskop am Hang steht, gibt es weiterhin ein Untergeschoss unterhalb des gesamten Teleskopgebäudes. Im Gegensatz zu den meisten Teleskopgebäuden mit einer runden rotierenden Kuppel als Dach rotiert bei diesem Teleskop das gesamte Gebäude, wenn man von einem Objekt zum nächsten schwenkt – bis auf das Untergeschoss. Dort befinden sich eine kleine Küche sowie eine Toilette.

Abb. 8.B

Abb. 8.B

Abb. 8.B
    Um während der Nacht diese Örtlichkeiten aufzusuchen, gibt es zwei Möglichkeiten. Der eine Weg führt innen durch das dunkle Teleskopgebäude hinunter bis zum Erdgeschoss und dann weiter zu einer kleinen Falltür, die in den Keller unterhalb des Teleskops führt. Der Einsatz einer Taschenlampe auf diesem Weg bis unterhalb des Teleskops ist nicht möglich, da man sonst seine Beobachtungen mit Taschenlampenlicht verfälschen würde.
    Als ich einmal frühmorgens unterhalb des Teleskopgebäudes angekommen war und zur letzten Kellertreppe kam, war mir unklar, dass diese Treppe aus Sicherheitsgründen mit einer Lichtschranke ausgestattet ist. Wenn sich die großen Motoren, die das Gebäude bewegen, direkt über der Treppe befinden, löst das Durchlaufen der Lichtschranke ein Warnsignal aus. Man muss tatsächlich aufpassen, sich nicht den Kopf zu stoßen. Denn wenn man allein ist, wer sollte da bei Verletzungen helfen? Als ich also wenig später wieder vorsichtig hinaufgehen wollte, blieb mir fast das Herz stehen: Es ertönte ein ohrenbetäubendes Alarmsignal.
    Niemand hatte mir gesagt, was genau passieren würde, wenn dieser Alarm tatsächlich einmal losginge. Mein erster Gedanke war deshalb natürlich, dass irgendetwas Schreckliches mit dem Teleskop geschehen sei und ich das verursacht haben musste. Und zwar genau zu dem unglücklichen Zeitpunkt, als ich gar nicht im Kontrollraum, sondern im Keller war! Ich sah mich schon in der Verantwortung für teure und zeitaufwendige Reparaturen. Dieses Panikgefühl dauerte zwar nur wenige Sekunden, aber erst nach einer weiteren

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