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Auf der Suche nach den ältesten Sternen (German Edition)

Auf der Suche nach den ältesten Sternen (German Edition)

Titel: Auf der Suche nach den ältesten Sternen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anna Frebel
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bearbeitet werden, denn man möchte ja am Ende nur das Sternlicht in seiner Aufnahme übrigbehalten. Die »Airmass« ist höher, wenn der Stern näher am Horizont steht, während das Licht von einem Stern, der direkt über dem Teleskop steht, die geringste Luftmasse durchqueren muss. Am Verlauf der Airmass kann man somit mitverfolgen, wie der Stern langsam auf- oder untergeht. S1020549 habe ich jede Nacht immer sobald wie möglich nach seinem Aufgehen beobachtet. Abbildung 7.7 zeigt den Verlauf der Beobachtungen der beiden Magellan-Teleskope in einer dieser Nächte. Die einzelnen verteilten Punkte der ClayTeleskop-Einträge zeigen, dass ich in dieser Nacht neben einem schwachen Zwerggalaxienstern auch viele Halosterne mit kürzeren Belichtungszeiten beobachtet habe.
Tabelle 7.2: Logbucheinträge der beiden Nächte, in denen der metallarme Sculptor-Stern S1020549 mit dem 6,5 m-Magellan-Clay-Teleskop beobachtet wurde.

Datei
Name
UT
t exp
Airmass
Seeing
Spalt
Kommentar
1001
Bias

0s


Kalibrationen am Nachmittag
bis
Quartz Flats

13s

0".7
1032
Milky Flats

50s

0".7

1142
S 1020549
5:37
2400s
1.5
0".6
0".7
1143
S 1020549
6:18
2400s
1.3
0".7
0".7
1144
S 1020549
6:59
2700s
1.2
0".6
0".7
Wolken …
1145
S 1020549
7:45
2700s
1.1
0".5
0".7
mehr Wolken

2001
Bias

0s


Kalibrationen am Nachmittag
bis
Quartz Flats

13s

0".7
2032
Milky Flats

50s

0".7

2096
S 1020549
5:43
2400s
1.4
1".0
0".7
2097
S 1020549
6:24
2400s
1.3
0".8
0".7
2098
S 1020549
7:04
2400s
1.2
1".0
0".7
2099
S 1020549
7:45
2700s
1.1
0".8
0".7
2100
S 1020549
8:31
2700s
1.0
1".0
0".7
schlechtes Seeing
2101
S 1020549
9:16
2700s
1.0
1".3
0".7
Seeing!!
2102
ThAr Lampe
10:02
4s

0".7
Kalibration

    Diese über zwei Nächte dauernden Einzelbeobachtungen haben sich aber gelohnt: Unsere chemische Analyse von S1020549 zusammen mit der Interpretation, dass Zwerggalaxien wie Sculptor in der Vergangenheit zum Aufbau des Halos der Milchstraße beigetragen haben, wurde im Frühjahr 2010 im Wissenschaftsjournal »Nature« veröffentlicht. Und immerhin war S1020549 bis Mitte 2010 der metallärmste Stern in allen Zwerggalaxien. Dann fanden Kollegen von mir einen noch metallärmeren Zwerggalaxienstern, was endlich bestätigte, dass auch die klassischen Zwerggalaxien extrem metallarme Sterne besitzen und uns helfen, die Entstehungsgeschichte der Milchstraße zu rekonstruieren.

8. Komm, lass uns Sterne beobachten
    Um die kosmischen Objekte am Himmel zu untersuchen, benutzen Astronomen seit 400 Jahren Teleskope. Was mit Galilei im 17. Jahrhundert mit ein paar kleinen Linsen aus geschliffenem Glas anfing, ist heute eine der technologisch fortgeschrittensten wissenschaftlichen Unternehmungen. Um noch größere Teleskope zu bauen, wurden im Laufe der Zeit immer größere Spiegel angefertigt. Denn nur so kann genügend Licht eingefangen werden, um immer schwächer leuchtende Sterne und Galaxien zu erspähen. Denn das Ziel ist es, immer tiefer in die Weiten des Universums vorzudringen.
    Im Folgenden möchte ich einige Begebenheiten aus meiner Praxis des Beobachtens erzählen. Denn der Beobachtungsalltag an einem professionellen Teleskop ist alles andere als langweilig. Als Astronom muss man dabei unter anderem mit Naturgewalten wie Regen, Wind oder Feuer und auch dem profanen Mangel an Getränken rechnen.

8.1. Beobachten gehen
    Als Astronomiestudentin am Mt. Stromlo-Observatorium in Australien mit einem wissenschaftlichen Projekt, das auf Beobachtungen basieren sollte, war es selbstverständlich, dass ich mehrmals im Jahr zum Beobachten fahren musste. Denn das universitätseigene 2,3 m-Teleskop befindet sich im nördlichen Teil des australischen Staates New South Wales rund 600 km von Canberra entfernt am Siding Spring-Observatorium. Vor meinem ersten Aufenthalt dort war ich sehr gespannt, denn der Gedanke, dass ich ein richtiges professionelles Teleskop sehen und sogar bedienen würde, war aufregend. Ich hatte diverse Einführungen zur Teleskopbenutzung erhalten, und die Beobachtungskampagne sollte zehn Nächte dauern.
    Die verschiedenen Teleskope dieses Observatoriums stehen auf einem kleinen Berg in der Mitte des hübschen Warrumbungle-Nationalparks, der das Zuhause unzähliger Kängurus und anderer australischer Buschbewohner ist. Der Park ist nach der sich dort befindlichen Bergkette benannt. Am östlichen Ende befindet sich das kleine Städtchen Coonabarabran mit ca. 2500 Einwohnern. Dort gibt es eine Hauptstraße mit einer großen Uhr in der Mitte und

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