Auf der Suche nach Italien: Eine Geschichte der Menschen, Städte und Regionen von der Antike bis zur Gegenwart (German Edition)
Stellvertreter wanderte hinter Gitter, seine Partei löste sich auf. Andere Parteien, die gleichfalls der Korruption für schuldig befunden wurden, lösten sich auf oder brachen einfach auseinander. Die Democrazia Cristiana zerfiel 1994, obwohl viele ihrer Funktionäre es nicht wahrhaben wollten, dass sie keine politische Zukunft mehr hatten. Einen gemeinsamen Weg in die Zukunft konnte man wegen interner Querelen nicht einschlagen. Die Mitglieder der Partei zerstreuten sich in alle Richtungen, einige gingen zu den Neofaschisten, andere traten in neu gegründete Parteien ein oder in die Mitte-links-Koalition Ulivo (Olivenbaum). Eine unabhängige Gruppe versuchte jahrelang, sich als treibende politische Kraft der Mitte zu etablieren, was jedoch misslang.
Doch die Italiener lehnten nicht nur ihre in Verruf geratenen Politiker ab, sondern auch das Wahlsystem, das diese Politiker hervorgebracht hatte. Sie hatten genug vom Verhältniswahlrecht, das politisches Handeln lähmte und eine einzige Partei an der Macht hielt. 1993 stimmten sie in einem Referendum für eine umfassende Wahlrechtsreform. Als das entsprechende Gesetz durchs Parlament ging, wurde der Chef der italienischen Zentralbank, Carlo Azeglio Ciampi, zum Ministerpräsidenten berufen. Er sollte sich insbesondere um die Wirtschaft kümmern. Als er ein paar Monate später zurücktrat, hatte Italien ein neues Wahlrecht. Nur ein Viertel der Abgeordneten sollte per Verhältniswahlrecht gewählt werden, alle übrigen ähnlich wie in Großbritannien durch Mehrheitswahlrecht in Ein-Mann-Wahlkreisen.
TAFELTEIL
Römisches Sammelsurium: das antike, das päpstliche und das nationale Rom. Links erhebt sich das Kapitol, dahinter das Denkmal für Vittorio Emanuele II., vorn das Forum Romanum und rechts die Kirche Santi Luca e Martina.
Cicero (links) und Vergil: große Römer und vielleicht Uritaliener
Theodora, die majestätische byzantinische Kaiserin, in Ravenna in einem Mosaik verewigt
Dante rezitiert Die Göttliche Komödie neben der Kathedrale Santa Maria del Fiores. Gemälde von Domenico di Michelino, 15. Jahrhundert
Das mittelalterliche Bologna
Apulische Romanik: die Kathedrale von Trani. Für viele Kreuzfahrer auf dem Weg ins Heilige Land war dies der letzte Blick auf das westliche Europa.
Pisanische Romanik: die Kirche San Michele in Lucca mit dem Erzengel oben auf dem Dach
Gotisches Florenz: der Palazzo Vecchio, Regierungssitz der Republik, im Hintergrund die Chianti-Hügel
Renaissance in Florenz: Albertis Basilica di Santa Maria Novella
Isabella d’Este, Tochter des Herzogs von Ferrara, Markgräfin von Mantua, Gemälde von Tizian
Federigo da Montefeltro, der Herzog von Urbino, Gemälde von Piero della Francesca
Cosimo I. de’ Medici, erster Großherzog der Toskana, Gemälde von Agnolo Bronzino
Julius II., ein jähzorniger, kriegslüsterner Papst, Gemälde von Raffael
Der Dogenpalast von John Ruskin, der sich als »Ziehkind« Venedigs bezeichnete.
Der Patriarch von Grado heilt einen Besessenen , Gemälde von Vittore Carpaccio, entstanden 1494, als die Brücke noch aus Holz war.
Aufgeklärte Herrscher: der Habsburger Kaiser Joseph II. mit seinem Bruder Peter Leopold, Großherzog der Toskana, Gemälde von Pompeo Batoni
Napoleon Bonaparte an der Brücke von Lodi (1796), wo er einen seiner ersten Siege in Italien errang, Gemälde von Louis Lejeune.
Die Mailänder Scala Mitte des 19. Jahrhunderts, Gemälde von Angelo Inganni
Giuseppe Verdi, der »Bär von Busseto«, altersweise
Massimo D’Azeglio, erst Künstler, dann Staatsmann, Gemälde von Francesco Hayez
Camillo Benso di Cavour, der Pragmatiker des Risorgimento
Giuseppe Mazzini, der Prophet im Exil
Ferdinand von Savoyen, Herzog von Genua, unerschrocken auf seinem sterbenden Pferd, von Alfonso Balzico
Sein Bruder Vittorio Emanuele, erster König Italiens, Gemälde von P. Litta
Francesco II., der letzte König beider Sizilien, mit seiner Frau Marie Sophie im Exil
Pius IX., der dienstälteste Papst und letzte Souverän des Kirchenstaats
Niedergeschlagen auf Caprera: Giuseppe Garibaldi auf der heimatlichen Insel, Gemälde von Pietro Senno und Vincenzo Cabianca
Die Schlacht bei Magenta (1859), ein angeblicher Sieg, obwohl die italienischen Truppen in Wirklichkeit zu spät kamen, um den Ausgang der Schlacht noch zu beeinflussen, Gemälde von Giovanni Fattori.
Neapel im 19. Jahrhundert, vom Meer aus gesehen
Die Piazza Castello im Zentrum Turins
Mussolini deklamiert in den ersten Jahren
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