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Auf der Suche nach Italien: Eine Geschichte der Menschen, Städte und Regionen von der Antike bis zur Gegenwart (German Edition)

Auf der Suche nach Italien: Eine Geschichte der Menschen, Städte und Regionen von der Antike bis zur Gegenwart (German Edition)

Titel: Auf der Suche nach Italien: Eine Geschichte der Menschen, Städte und Regionen von der Antike bis zur Gegenwart (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Gilmour
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profitierte der Staat. Piemont erhielt ein intellektuelles Gepräge und wurde italienischer. Aber erst 1854 konnte Garibaldi von Turins Gastfreundschaft profitieren, während Mazzini für immer ausgeschlossen blieb.
    Die meisten Patrioten im Exil waren zu der Überzeugung gelangt, Italien könne seine Unabhängigkeit nur unter der Fahne des Hauses Savoyen erkämpfen; andere Optionen gerieten ins Hintertreffen. Giobertis Hoffnung auf eine Föderation unter Führung des Papstes wurde durch die politische Repression in Rom erstickt, während Mazzini mit einer weiteren Serie erfolgloser Manöver und hoffnungsloser Expeditionen seiner Sache nur schadete. Viele Befürworter einer Republik, die Mazzini für zu unrealistisch und unflexibel hielten, wechselten ins piemontesische Lager. Garibaldi gehörte zu denen, die begriffen, dass ein Unabhängigkeitskrieg auf Piemont und dessen Armee nicht verzichten konnte. Die Führung eines von Mazzini geplanten Aufstands lehnte er mit der Begründung ab, er wolle »nicht riskieren, Italiener durch die Unterstützung einer vollkommen sinnlosen Rebellion lächerlich zu machen«. *154
    Auch Daniele Manin war im Jahr 1856 bereit, die republikanische Idee aufzugeben und unter bestimmten Bedingungen das Haus Savoyen als italienische Monarchie zu akzeptieren. In einer Erklärung in der Londoner Times legte er diese Bedingungen dar.

    In der Überzeugung, dass zuallererst Italien geschaffen werden müsse, dass dies die erste und wichtigste Frage ist, sagen wir der savoyischen Monarchie: »Schaffen Sie Italien, und wir sind an Ihrer Seite. – Wenn nicht, dann nicht.«
    Und den Konstitutionalisten sagen wir: »Denkt darüber nach, Italien zu schaffen, nicht Piemont zu vergrößern; seid Italiener und keine Munizipalisten, und wir sind an eurer Seite. – Wenn nicht, dann nicht.«. *155

    Manin starb im folgenden Jahr, aber seine Idee inspirierte den neu gegründeten Italienischen Nationalverein (Società nazionale italiana), der sich der italienischen Unabhängigkeit verschrieben hatte. Garibaldi und mit ihm zahlreiche Mazzinianer traten ihm bei, aber der Verein stieß in der Öffentlichkeit auf wenig Begeisterung. Schließlich wurde er von Cavour instrumentalisiert und verkam zu einem Propagandainstrument Piemonts. Während der Konflikte von 1859/1860 versprach der Verein, in verschiedenen Teilen Italiens Aufstände zu organisieren, kam aber nicht weit damit. Seine Mitglieder begriffen nicht, wie wenige Italiener ihre Bestrebungen tatsächlich guthießen.

DIE LOMBARDEI UND DIE HERZOGTÜMER 1859
    Die Hoffnung der italienischen Patrioten ruhte auf Louis Napoleon Bonaparte. Der Kaiser der Franzosen, bekannt als Napoleon III. (obwohl Napoleon II. ebenso wie das Kind Ludwig XVII. nie gekrönt worden war), hatte vielversprechende Referenzen. Sein Onkel väterlicherseits (Napoleon) war König von Italien gewesen, sein Onkel mütterlicherseits (Eugène) Vizekönig von Italien. Er hatte in seiner Kindheit den Winter in Rom verbracht, wohin seine Mutter ihre Söhne nach der Trennung von deren Vater, dem ehemaligen König von Holland, gebracht hatte. So wurde Italien zu seiner zweiten Heimat. Als junger Mann sah er sich als italienischen Patrioten, ersann 1830 in Rom einen verrückten Plan und nahm ein Jahr später an Aufständen weiter nördlich teil. Anschließend richtete er seine konspirative Energie auf Frankreich, wo er nach einigen absurden Putschversuchen Präsident der Zweiten Republik und vier Jahre später, 1852, Kaiser der Franzosen wurde. Obwohl sich Frankreich 1848 ausnahmsweise einmal aus einem Konflikt in der Lombardei heraushielt, blieb die Vorstellung, eines Tages auf dem Territorium der ersten napoleonischen Triumphe zu kämpfen, eine ständige Versuchung.
    Cavour war erpicht auf Napoleons Hilfe, denn er meinte, der Kaiser sei als einziger Souverän in Europa bereit, das Projekt zu unterstützen, das er, Cavour, hartnäckig als »die Vergrößerung Piemonts« bezeichnete. Seit seinem fehlgeschlagenen Abenteuer auf der Krim war der Ministerpräsident zunehmend kriegslüstern geworden und sprach immer wieder davon, die Österreicher aus Italien zu vertreiben und auf Wien zu marschieren. Ende der 1850er Jahre brannte Napoleon darauf, den ersten Teil dieses Plans voranzubringen, stellte aber verschiedene ärgerliche Forderungen an seinen Möchtegern-Verbündeten. Nachdem Felice Orsini, ein ehemaliger Mazzinianer, Anfang 1858 in Paris einen Sprengstoffanschlag auf ihn verübt hatte,

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