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Auf die Ohren

Auf die Ohren

Titel: Auf die Ohren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jochen Till
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als wäre das etwas Schlimmes«, sagt Clarissa. »Freu dich doch! Ist doch geil!«
    »Ja, ich freu mich ja auch«, sagt Christopher. »Das war nur die ganze Zeit so abstrakt und jetzt ist er tatsächlich da. Wisst ihr, was das bedeutet?«
    »Klar, Mann!«, sagt Steffen. »Das bedeutet, dass wir da jetzt rausgehen und uns den Arsch abrocken! Los, Bandritual!«
    Wir starren ihn alle mit großen Augen fragend an.
    »Wie jetzt?«, fragt er verwundert. »Ihr wollt mir doch wohl nicht erzählen, dass ihr kein Bandritual vor Auftritten habt?«
    »Äh … nein«, sagt Christopher. »Das haben wir letztes Jahr in der Aufregung wohl irgendwie vergessen.«
    »Also ohne Bandritual geht ja mal gar nichts, das bringt Unglück«, sagt Steffen. »Los, Kreis bilden!«
    Wir stellen uns im Kreis auf und jeder legt seine Arme um die Schultern seiner Nachbarn.
    »Seid ihr bereit?«, brüllt Steffen.
    »Ja«, antworten wir alle.
    »Lauter!«
    »Ja!«
    »Was gibt es gleich da draußen?«, brüllt Steffen weiter.
    Da wir nicht wissen, welche Antwort er von uns erwartet, sehen wir ihn wieder fragend an.
    »Ein Konzert?«, fragt Robbie zaghaft.
    »Auf die Ohren!«, brüllt Steffen.
    »Auf die Ohren!«, brüllen wir zurück.
    Das wiederholen wir noch zweimal, dann streckt Steffen beide Hände in die Höhe und wir machen es ihm nach.
    »Rock ’n’ Roll!«, brüllt er und fängt an, uns einzeln abzuklatschen.
    »Rock ’n’ Roll!«, brüllen wir zurück.
    »Na also, geht doch«, sagt Steffen grinsend. »Dann kann’s ja losgehen. Wobei, Moment mal, hat irgendjemand mein Plek gesehen?«
    »Oh nein«, stöhnt Robbie. »Nicht das schon wieder.«
    »Nur ein Spaß«, sagt Steffen und streckt uns sein Plek entgegen. »Bei Auftritten habe ich immer in jeder Tasche eins versteckt.«
    »Okay«, sagt Christopher und greift nach seiner Gitarre. »Los geht’s!«
    Steffen und Robbie schnappen sich ihre Instrumente, ich greife nach meinen Sticks. Christopher öffnet die Tür und gibt Mark, der bereits hinter dem Mischpult steht, ein Zeichen. Wir verlassen hintereinander den Backstage-Bereich und gehen langsam auf die Bühne zu. Kurz bevor wir sie erreicht haben, hält mich Clarissa am Arm fest und führt mich ein Stück beiseite.
    Sie legt ihre Arme um meinen Hals, zieht meinen Kopf zu sich heran und gibt mir einen langen, tiefen Kuss. Als sie sich von mir löst, lächelt sie mich an, so wie nur sie lächeln kann.
    »Danny«, sagt sie. »Ich liebe … diese Band.«
    Wie bitte, was?! Das ist nicht ihr Ernst, oder? Jetzt, drei Sekunden vor dem Auftritt, bringt sie einen ihrer blöden Ich-liebe-Witze?! Was soll das? Soll mich das auflockern? Mir Auftrieb für das Konzert geben? Und dann ausgerechnet diese Band. Das ist ja wohl der blanke Hohn!
    »Ach ja? Welche Band meinst du?«, knurre ich sie an. »Diese hier oder die, die du heimlich hinter meinem Rücken mit Christopher und Mark gegründet hast?«
    Das musste jetzt einfach raus, dieser Brocken war eindeutig zu groß, um ihn runterzuschlucken.
    Ohne ihre Reaktion abzuwarten, lasse ich sie einfach stehen und klettere auf die Bühne. Als ich hinter meinem Schlagzeug Platz genommen habe, betritt Clarissa ebenfalls die Bühne. Bevor sie an das Mikro tritt, wirft sie mir noch einen kurzen eindringlichen Blick zu, den ich ignoriere, indem ich meine Snare fixiere. Ich will mich für die nächsten knapp siebzig Minuten mit nichts anderem beschäftigen als mit meiner Aufgabe als Schlagzeuger.
    Das Licht in der Halle geht komplett aus. Drei Sekunden später schaltet Linus die Scheinwerferbatterie über uns an, ein Spot ist direkt auf Clarissa gerichtet. Die Jungs und ich werfen uns Blicke zu, Nervosität ist in allen Gesichtern deutlich sichtbar zu lesen. Das Publikum rückt teilweise nach vorn an die Bühne. Clarissa steht wie erstarrt vor dem Mikro. Sie räuspert sich kurz, dreht sich noch einmal zu uns um, Christopher nickt ihr aufmunternd zu, sie führt ihre Lippen an das Mikro heran.
    »Hallo, Leute!«, sagt sie und scheint sich für einen Moment über die Lautstärke ihrer eigenen Stimme zu erschrecken. »Tja … hier … hier sind wir nun. Wir haben’s geschafft. Wir haben unser Abi. Und das muss gefeiert werden. Und damit ihr ordentlich in Stimmung kommt, eröffnen wir jetzt den Abend mit einem kleinen bisschen Punkrock. Den Namen unserer Band haben wir gleich im ersten Song versteckt. Ich wünsche euch viel Spaß dabei!«
    Sie nickt mir kurz zu. Okay, jetzt wird’s ernst. Ich reiße meine Sticks in

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