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Auf eine Zigarette mit Helmut Schmidt

Titel: Auf eine Zigarette mit Helmut Schmidt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Giovanni di Lorenzo Helmut Schmidt
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Gemüse besonders gefördert, sondern es wird dem Einzelnen überlassen, was er kauft und was er essen will. Der Staat sollte sich da nicht einmischen.
    Ich kenne kaum Menschen, die so wenig essen wie Sie.
    Ich brauch nicht mehr. Ich lebe im Wesentlichen von etwas Obst, von Kaffee mit Milch und Zucker drin. Und von Zigaretten.
    Wenn wir versprechen, die Antwort nicht mit einem Aufruf an die Leser zu verbinden, Sie damit zu beschenken: Mit welchem Essen könnte man Ihnen heute noch eine Freude machen?
    Mit einer Erbsensuppe, auf Speck gekocht.

    28. August 2007

[ Inhalt ]
    Backstein und Brutalbeton
    Über Architektur
    Im Urlaub habe ich mit einem Architekten gesprochen, der auf Sie böse ist.
    Was fehlt dem Mann?
    Er war beteiligt am Entwurf für einen ambitionierten Bau neben dem Pressehaus, in dem unsere Redaktion in Hamburg sitzt. Dieses Projekt haben Sie im Alleingang abgeschossen.
    Abgeschossen habe ich gar nichts. Ich habe einen kleinen Aufsatz geschrieben.
    Ja, für die ZEIT . Danach war der Plan vom Tisch.
    Ich war mit dem Ergebnis jedenfalls zufrieden. Dieser Stahl-Glas-Kubus, den sie bauen wollten, der passt überall, aber nicht in die vom Backstein dominierte alte Innenstadt Hamburgs. Es war ein Entwurf, der genauso gut nach Shanghai passt oder nach Osaka oder nach Dubai. Der passt vielleicht in die Hamburger Hafencity.
    Die gefällt Ihnen also auch nicht.
    Sehr richtig. Auch das ist moderne Allerweltsarchitektur, die man genauso gut in irgendeinem anderen Hafen der Welt hinstellen kann.
    Sie wollten selbst Architekt werden.
    Ja, von ganzem Herzen.
    Was hat Sie davon abgehalten?
    Die Tatsache, dass mich der Krieg sechs Jahre meines Lebens gekostet hat und ich bei Kriegsende zu alt war, um danach noch Architektur zu studieren.
    Wer waren damals Ihre Lieblingsarchitekten?
    Mein Vorbild war der hamburgische Oberbaudirektor Fritz Schumacher. Er hatte während des Ersten Weltkrieges in Köln ein Meisterwerk vollbracht mit diesen schönen Ringstraßen, die der alten Befestigungslinie folgen. Und dann noch eins in Hamburg, bei dem er den Backstein hier wieder zur Geltung gebracht hat.
    Über den von Ihnen so gelobten Backstein schreibt unser Kollege Theo Sommer: »Der vorgetäuschte Backstein – meist nur dünnes Blendwerk auf Beton geklebt – stürzte Hamburg in die architektonische Monotonie.« Da ist doch das Glas in der Hafencity eine überfällige Abwechslung.
    Natürlich ist der Backstein nicht schon Architektur, sondern Bekleidung der Außenwand. Das war auch zu Zeiten des Chilehauses oder des Sprinkenhofes so, der großen städtebaulichen Leistungen der Zwanzigerjahre. Anders war es im Mittelalter, als die großen Kirchen in Lübeck, in Wismar, in Ratzeburg tatsächlich aus Backstein aufgemauert worden sind. Aber es gab eine große Chance nach dem Kriege, diesen der Landschaft angemessenen Baustoff Backstein zu einem Signum Hamburgs zu machen.
    Gegen die Bausünden, die in der Nachkriegszeit begangen wurden, sind doch die modernen Häuser, die Ihnen missfallen, reine Schmuckstücke!
    Das kann man so nicht sagen. Ich glaube, die erhaltenswürdige Bausubstanz ist genutzt worden. Aber es war wirklich nicht mehr viel, weil über die Hälfte aller Häuser total zerstört war. Der Rest hatte keinen besonderen Wert. Das waren Mietskasernen.
    Dem Bonner Bundeskanzleramt haben Sie den Charme einer Rheinischen Sparkasse attestiert. Was halten Sie vom Kanzleramt in Berlin?
    Ich nenne das Brutalbeton.
    Nicht einmal der Blick aus dem Kanzleramt hat Sie beeindruckt?
    Von oben auf eine Stadt zu gucken ist immer interessant. Wenn man aber in die Büros der in jedem Gebäude tätigen Beamten schaut, dann hat man Mitleid.
    Gibt es moderne Architektur, die Ihnen gefällt?
    Ja, eine ganze Menge. Die Kuppel von Foster auf dem Reichstag, zum Beispiel.
    Sie wohnen seit beinahe einem halben Jahrhundert in Hamburg-Langenhorn, einem ganz unspektakulären Vorort. Hat es Sie nie dahin gezogen, wo Hamburg besonders schön ist – an die Elbe oder an die Alster?
    Nee, das war mir zu vornehm.

    30. August 2007

[ Inhalt ]
    »Kriminalität lässt sich
nicht total beseitigen«
    Über Sicherheit und Ordnung
    Lieber Herr Schmidt, kennen Sie diesen Witz: Was ist der Unterschied zwischen einem Liberalen und einem Konservativen?
    Wenn ich darauf eine witzige Antwort geben soll, fällt sie mir im Augenblick nicht ein.
    Ein Liberaler ist ein Konservativer, der nie überfallen wurde. Deckt sich das mit Ihrer Erfahrung als Innensenator in

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