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Auf einmal ist Hoffnung

Titel: Auf einmal ist Hoffnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Burk Michael
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Ich stecke bis zum Hals in Arbeit. Morgen habe ich allein fünf wichtige Termine, die keinen Aufschub dulden, in der Poliklinik Vedado ist zur Zeit die Röntgenanlage ausgefallen. In Varadero warten sie auf mich, auf ein Kolleg. Nein, morgen ist es ausgeschlossen.« Rocha steigerte sich von neuem in eine Ablehnung hinein.
    Vacas beachtete es nicht. »Morgen früh um acht wirst du zum Flughafen abgeholt, Compañero Berto«, sagte er, und in seiner Stimme schwang Zynismus mit. Er beugte sich schwerfällig zum Stuhl, auf dem sein Jackett lag, zog die Flugtickets aus der Innentasche und schob sie Rocha und Menendez über den Tisch zu. »Mit der Ilyushin nach San Domingo. Von dort mit einer Boeing der Avianca weiter nach New York«, erklärte er. Dann stemmte er seinen übergewichtigen Körper hoch, sah die beiden Männer an und sagte wie abschließend hart: »Claro?«
    »Claro«, wiederholte Zenon Menendez metallen.
    Roberto Rocha schwieg. Er preßte die Lippen zusammen und wich Vacas' Blick aus.
    »Ich wünsche euch schon jetzt gutes Gelingen«, sagte Vacas aufgeräumt, und allein für Rocha bestimmt: »Du wirst ganz sicher wieder nach Cuba zurückkommen, habe ich recht?« Es war eine Drohung gegen Rocha und seine Geliebte zugleich.
    Rocha gab ihm keine Antwort, übersah Menendez betont und verließ das Séparée.
    Als er die Treppe auf dem abgetretenen Teppich zum Foyer hinunterging, ertönte aus dem Lautsprecher das Volkslied ›Siboney‹. Es war Elenas Lieblingslied. Für einen Moment war er in Gedanken bei seiner noch nicht einmal siebzehnjährigen Geliebten. Ob er sie vor Vacas warnen sollte? Doch dann wischte er den Gedanken beiseite, trat an die Bar und bestellte sich einen Daiquiri mit doppeltem Rum. Er wollte sich betäuben.

7
    Patrick Arleigh Hamilton, der Juniorchef des weltbekannten Auktionshauses Salesby, war ein Mann, der nur Freunde zu haben schien. Seine Geschäftspartner schätzten ihn, weil er auf dem Gebiet des Kunsthandels, trotz seiner erst dreiunddreißig Jahre, als souveräner Fachmann galt. Andere bestach er durch seine charakterlichen Eigenschaften, denn er tat freimütig seine Meinung kund, ohne jemanden zu verletzen, war ebenso verständig wie kritisch und ausgesprochen unbestechlich. Die meisten Frauen aber, die ihm begegneten, sahen in ihm schon sehr bald entweder den möglichen Ehemann oder den Liebhaber oder, wenn sie eine entsprechende Tochter hatten, den Schwiegersohn.
    Er selbst beurteilte sich anders. Er ließ weder sein gutes Aussehen gelten, die stattliche Größe, die sprechenden blauen Augen, das markante Kinn, noch seine menschlichen Qualitäten. Ihn interessierte nur seine physische und geistige Leistungsfähigkeit.
    Eine gute Zeit beim regelmäßigen morgendlichen Jogging durch den Park seines Anwesens hinaus auf den Weg zum Wald und zurück, die Ausarbeitung eines umfassenden Referates über die alten europäischen Meister des siebzehnten Jahrhunderts, das waren für ihn Dinge, die zählten.
    An diesem Tag hatte er das Jogging mit einer besonders guten Zeit abgeschlossen. Dennoch war er mit sich nicht zufrieden. Er stand vor dem Spiegel, der in seinem großflächigen, weißgefliesten Badezimmer die ganze breite Wand einnahm, rasierte sich und war in Gedanken bei Goya.
    Der spanische Meister, der achtzehnhundertachtundzwanzig in Bordeaux gestorben war, bereitete ihm schwere Kopfzerbrechen. Vor einem halben Jahr nämlich hatte ein Scout ein Bild gebracht, das womöglich ein noch unbekannter Goya war. Patrick hatte mehrere Monate darauf verwandt, um die Echtheit zu prüfen. Dann war er zu dem Schluß gekommen, daß er eine Sensation in Händen hielt, und entschloß sich, das Bild zur Attraktion seiner in zwei Tagen bevorstehenden Auktion alter europäischer Meisterwerke zu machen.
    Es war ein großes Bild, mit dem Titel ›Gärtner in Bordeaux‹, und er setzte als Basispreis zwei Millionen Dollar an.
    Gestern abend war jedoch ein Fremder im Büro erschienen, etwa vierzig Jahre alt, groß und schlank, der das Bild als Fälschung bezeichnete. Der Mann hieß angeblich Pitisti und gab vor, Kunsthändler aus Rumänien zu sein.
    Im ersten Augenblick war Patrick skeptisch gewesen, doch dann überwog die Vernunft. Er mußte sich absichern. Ein Skandal hätte ungeahnte Ausmaße annehmen können. Deshalb hatte er Zeit gewinnen wollen und den Mann zu einer weiteren Besprechung am heutigen Nachmittag gebeten. Bis dahin hoffte er, alles Wissenswerte über ihn in Erfahrung gebracht zu

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