Auf einmal ist Hoffnung
haben.
Er beendete die Rasur und stellte sich unter die Dusche. Abwechselnd heiß und kalt ließ er das Wasser auf seinen durchtrainierten Körper prasseln. Danach fühlte er sich wohl.
Dunkelblauer Anzug, weißes Hemd, weiße Socken, die schwarzen, handgemachten Schuhe aus Wien, blauschwarz gestreifte Krawatte, er schob den Knoten zurecht, bis er korrekt saß.
Er ließ den Jaguar von Joe, seinem dunklen Diener, aus der Garage fahren, übernahm ihn, steuerte ihn mit leichter Hand über den Kiesweg des Parks, am Pferdestall, am Swimmingpool, am Tennisplatz und an der Squash-Anlage vorüber und fuhr durch das sich automatisch öffnende Gittertor aus seinem Besitz. Wie gewöhnlich zeigte die Schweizer Uhr am Armaturenbrett aus handverarbeitetem Palisanderholz zwanzig Minuten vor neun an.
Sein Weg führte vorbei an der Kirche aus weißgestrichenem Holz, mit der ausgeschnittenen Rosette über dem schmalen Schieferdach des gotischen Eingangs, der von jetzt herbstlich bunten Ahornbäumen gesäumt war. Dann ließ er die Villengegend von Scarsdale hinter sich und bog auf den Hutchinson Parkway ein. Er dachte an alles andere als an die Geschichte mit dem Goya.
Erst als er schon vom Roosevelt Drive in die Zweiundsiebzigste abbog, beschäftigte er sich wieder mit diesem Problem. Er war gespannt, wie der Rumäne Pitisti den Beweis der Fälschung antreten wollte.
Er bog in die Madison Avenue ein und stellte seinen Wagen wie immer im Parkhaus ab. Kurz darauf betrat er Salesby von der Avenue her. Bewußt nahm er nicht wie alle anderen hier Tätigen den Seiteneingang. Er wollte jeden Tag aufs neue den Weg, den die Kunden gingen, überprüfen. So glaubte er, die augenfälligsten Mißstände am schnellsten korrigieren zu können.
Er kontrollierte die Schaukästen zu beiden Seiten der gläsernen Schwingtüren, in denen die Plakate mit den ausgedruckten Terminen der nächsten Auktionen hingen, betrat das weitläufige Foyer, warf einen flüchtigen Blick auf den halbrunden Informationstisch, hinter dem zwei Angestellte Kunden Auskunft gaben und auf dem Prospekte lagen und Kunstbücher zum Kauf angeboten wurden, ließ sich vom allgemeinen geräumigen Lift nach oben in den Ausstellungsraum fahren, überprüfte die Aushänge am Schwarzen Brett unmittelbar neben den beiden Lifts, überzeugte sich davon, daß die Bilder für die Auktion seinen Anweisungen entsprechend hingen, und fuhr erst dann ein Stockwerk höher in sein Büro.
Wer ihn womöglich für pedantisch hielt, irrte sich. Er war nur korrekt. Er führte es auf seine Erziehung zurück. Ein Patrick Arleigh Hamilton hatte nach exakten Prinzipien zu leben. Er hatte es immer belächelt. Aber er war davon geprägt worden. Sowohl zu Hause in Windsor als auch im College in Eton.
Seitdem sein Vater ihn vor nunmehr acht Jahren aber nach New York geschickt hatte, damit er dort die Zweigstelle von Salesby übernahm, lebte Patrick nur noch nach eigenen Grundsätzen.
Jetzt betrat er sein Büro. Es war klein, aber von Patricks sicherem Geschmack geprägt. Ein paar gute Bilder an den Wänden, antike Möbel, ein grauer Spannteppich, eine englische Bodenstanduhr aus dem achtzehnten Jahrhundert mit Westminster-Schlagwerk.
Er sah durch die offene Tür in den Nebenraum. »Hello, Karen. Was gibt's?«
»Guten Morgen, Sir.« Die dunkelhäutige, elegante Karen arbeitete schon seit sieben Jahren als seine Sekretärin. Sie war ein paar Jahre älter als er, äußerst gewissenhaft und wendig.
»Haben Sie schon Auskünfte über Pitisti?« Er blieb in der Tür stehen.
»Ja, Sir«, sagte sie, ohne sich aus der Ruhe bringen zu lassen, »ich telefoniere seit zwei Stunden in dieser Sache.«
»Ist Pitisti als Händler bekannt?«
»Ich habe nur einen einzigen erreicht, der ihn kennt.«
»Lambassa.« Er ließ den Namen auf der Zunge zergehen.
»Woher wissen Sie das, Sir?« Sie sah ihn überrascht an. »Es sind immer dieselben, die in undurchsichtige Angelegenheiten verwickelt werden«, sagte er mit einem überlegenen Schmunzeln und fuhr nüchtern fort: »Was weiß Lambassa über ihn?«
»Pitisti kommt aus Bukarest, soll dort angeblich für den Staat mit Kunstgegenständen aller Art gehandelt haben und lebt seit einem Jahr in Chikago.«
»In Chikago? Und wir haben noch nichts von ihm gehört?« Er machte sich über Pitisti lustig.
»Er hatte hier im Kunsthandel so gut wie keinen Erfolg«, erklärte sie, »deshalb arbeitet er seit ein paar Monaten für die Unabhängige orthodox-morgenländische Kirche,
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