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Auf einmal ist Hoffnung

Titel: Auf einmal ist Hoffnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Burk Michael
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gewesen sein. Soll ich Ihnen sagen, wie oft sich die Besserwisser täuschen?« Er winkte ab.
    Patrick schwieg verärgert. Nachdem Monroes Leiche abtransportiert und alle Formalitäten erledigt waren, stand er mit May Tsang auf der nächtlichen Straße. Der junge portorikanische Fahrer war inzwischen weggefahren.
    »Ich bringe Sie jetzt nach Hause, May«, sagte er behutsam, »dann werde ich mich um Jennifer kümmern. Morgen melde ich mich wieder bei Ihnen. Okay?«
    Sie nickte.
    Er winkte ihnen ein Taxi.
    Während der Fahrt begann sie hemmungslos zu weinen. Er legte mitfühlend seinen Arm um die zierliche Gestalt und war ebenfalls tief ergriffen. Auf einmal stieß sie unter ihrem Schluchzen undeutlich die Worte hervor: »Und er hat sich noch so sehr gesorgt …« Doch da hielt der Wagen schon vor ihrem Haus.
    Patrick wies den Fahrer an, er möge warten, half May aus dem Wagen, führte sie die paar Stufen hinunter zu ihrer Wohnung.
    Er wartete, bis sie das eiserne Gitter vor der Tür zurückgeschoben hatte. Dann stellte er seine Frage: »Worauf haben sich Ihre Worte eben bezogen?«
    Sie sah ihn nachdenklich an, als müsse Sie sich erst erinnern. »Daß sich Monroe noch bis zuletzt um Jennifer gesorgt hat?« Sie nannte Kahn liebevoll bei seinem Vornamen.
    »Genau das meine ich«, antwortete Patrick leise.
    Sie berichtete ihm in wenigen Worten von dem Gespräch, das Monroe Kahn noch kurz vor seinem Tod, am späten Nachmittag, mit ihr über Jennifer geführt hatte. Als sie zu Ende war, fand er zunächst keine Worte, so verblüfft war er.
    Dann fragte er: »Hat er tatsächlich gesagt, er wolle Jenny nicht verlieren?«
    »Ja. Er hat wörtlich gesagt: Ich möchte meine Tochter nicht verlieren.«
    »Haben Sie dafür eine Erklärung?«
    »Er war auf ihr Tanzen nie besonders gut zu sprechen.«
    »Sie meinen, er wollte, daß sie das Tanzen aufgeben solle?«
    Sie zuckte unschlüssig die Schultern.
    »Hm.« Er dachte angestrengt nach und sagte: »Sie haben wirklich keine andere Erklärung für diese seltsame Aussage?«
    »Nein.« Ihr Blick war aufrichtig.
    »Auch nicht seine Reise nach Texas? Oder die Sache mit der rätselhaften Tasche?«
    »Es ergibt keinen Sinn.« Sie zuckte bedauernd die Schultern. Dann steckte sie den Schlüssel ins Schloß und sperrte die Tür auf. »Wir werden es vielleicht nie ergründen. Zumindest nicht in dieser Stunde. Ich danke Ihnen, daß Sie mich noch hierher begleitet haben, Sir.«
    Sie verschwand in der Tür und winkte ihm durch das vergitterte Fenster noch einmal zu.

4
    Wenig später hielt das Taxi mit Patrick im Village, am kleinen Father Fagan Square neben der Telefonzelle. Von dort zu Jennifers Wohnung waren es nur noch wenige Schritte. Er bezahlte den Fahrer und rief Jennifer von der Zelle aus an.
    »Ich bin es, Rick, ich muß dich unbedingt sprechen, Jenny. Kann ich zu dir hinaufkommen?« Er bemühte sich, so ruhig wie möglich zu erscheinen.
    »Es ist gleich zehn. Hast du vorhin schon mal angerufen?« Ihre Stimme klang verschlafen und ärgerlich.
    »Nein. Ich komme eben von …« Er stockte, wollte ihr die schreckliche Nachricht nicht durchs Telefon sagen.
    Sie hörte nicht hin. »Laß mich jetzt schlafen.«
    »Jenny, glaub mir, es ist dringend.«
    »Sicher nur für dich«, sagte sie trocken.
    »Nein, auch für dich, Jenny, bitte, glaub mir.« Es glich einem Flehen.
    »Ich schlafe jetzt, Rick. Ruf bitte nicht mehr an«, sagte sie abweisend.
    »Leg nicht auf, Jenny, bitte. Ich bin hier unten am Father Fagan Square. Ich will dir nur etwas ausrichten, mehr nicht.«
    »Wir haben einander nichts mehr zu sagen. Du gehst deinem Job nach, und ich tanze.«
    »Jenny, so hör doch! Es hat nichts mit deinem Tanzen und nichts mit meinem Job zu tun. Es ist eine Nachricht, die ich dir nicht am Telefon … Jenny, bitte, glaub mir!«
    »Sag mir endlich, was du willst, oder ich lege auf.«
    »Das kann ich nicht. Nicht am Telefon«, rief er außer sich vor Erregung. »Ich komme eben von May Tsang.«
    »May Tsang?« Sie nahm diese Behauptung nur als Vorwand von ihm, um ihrer beider Beziehung wieder in Gang zu bringen. »Gib dir keine Mühe, Rick, es ist sinnlos. Mach's gut.«
    »Nein, Jenny, laß es dir sagen«, unterbrach er sie schnell, ehe sie auflegte, »die Sache hat nichts mit uns direkt zu tun. Aber sie betrifft uns beide. Dich sicherlich schlimmer als mich. Bitte, frag nicht weiter, sondern hör mich bei dir oben an.«
    »Warum hat die Sache mit uns zu tun und wieder auch nicht?« fragte sie

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