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Auf einmal ist Hoffnung

Titel: Auf einmal ist Hoffnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Burk Michael
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argwöhnisch.
    »Es hat sowohl mit uns zu tun als auch mit deinem Vater«, antwortete er gefaßt.
    »Mit meinem Vater?«
    »Ja, Jenny, bitte glaub mir und hör mich bei dir oben an.« Als sie nicht antwortete, setzte er hinzu: »Wenn du darauf bestehst, gehe ich nach fünf Minuten wieder.«
    Es war still in der Leitung.
    »Jenny, bist du noch da?«
    »Ja.«
    »Ich hänge jetzt ein, und in zwei Minuten läute ich viermal bei dir, okay?« sagte er entschlossen.
    »Okay, es ist das letzte Mal«, sagte sie zögernd und kaum hörbar.
    Es vergingen keine zwei Minuten, bis es viermal läutete. Sie betätigte den Türdrücker, hörte, wie jemand die Treppe hochhastete. Kurz darauf klopfte es viermal an ihre Tür. Jennifer zog sich den Morgenmantel an und fragte leise durch die Tür: »Rick?«
    »Ja, ich bin's.«
    Sie ließ ihn herein.
    Offenbar war er den Weg von der Telefonzelle hierhergerannt, denn er rang nach Luft.
    »Danke, Jenny.« Es klang todunglücklich.
    Sie spürte, daß sich etwas Außergewöhnliches ereignet haben mußte.
    Er setzte sich müde auf die weiße Couch. »Hast du ein Glas Milch im Haus?«
    Sie überhörte es bewußt, blieb ihm gegenüber stehen und fragte kühl: »In welcher Beziehung hat es mit meinem Vater zu tun?« Sie stand vor ihm, hatte die Hände in den Taschen des Morgenmantels vergraben und sah auf Patrick hinab.
    Er antwortete nicht und senkte den Blick auf die nackten Dielenbretter des Fußbodens.
    »Wo ist mein Vater?« Sie war plötzlich voller Angst.
    Er hob zögernd den Kopf. Aus seinem Gesicht war alles Blut gewichen.
    »Ist ihm etwas passiert? Ein Unfall? Sag es endlich, Rick!« Ihre Stimme gehorchte ihr nicht mehr.
    »Er ist tot«, antwortete er leise.
    »Tot?« Sie starrte ihn an.
    Er nickte.
    »Tot?« wiederholte sie ungläubig und setzte kaum hörbar hinzu: »Wer sagt das?«
    »Wir haben ihn gefunden. May und ich. Gemeinsam. Im Laden.« Er erzählte es ihr ausführlich.
    Sie hörte schweigend zu, mit geschlossenen Augen. Als er geendet hatte, war es still im Raum.

5
    Ungefähr zur selben Zeit, als Patrick Hamilton mit May Tsang Kahns Leiche entdeckt und die Polizei gerufen hatten, hielten Zenon Menendez und Roberto Rocha in ihrem Cutlass vor dem schmalen Stadthaus, in dessen Souterrain May wohnte.
    Nach der Auktion hatten sie zunächst versucht, die Verfolgung des Taxis aufzunehmen, in dem Patrick saß. Auf der Höhe Madison Square hatten sie es aber aufgegeben. Danach war Menendez noch einige Zeit ziellos durch die Gegend gefahren, hinunter bis zur Vierzehnten, hinüber zu Stuyvesant Town und hinauf zum Medical Center, um vielleicht durch einen Zufall auf Patrick zu stoßen. Vor der kahlen Fassade des modernen Hochhauses mit der in Stein gehauenen Inschrift ARNOLD AND MARIE SCHWARTZ, HEALTH CARE CENTER, NEW YORK UNIVERSITY, MEDICAL CENTER forderte Rocha Menendez auf: »Halt an.«
    Menendez fuhr den Wagen an den Gehsteig heran, brachte ihn zum Stehen und fragte ungehalten: »Willst du aussteigen?«
    Rocha hörte nicht hin. Er blieb sitzen, drehte sich zu Menendez und sagte hart: »Ist dir klar, daß der Mißerfolg ganz allein auf dein Konto geht?«
    »Um mir diesen Blödsinn anzuhören, sollte ich anhalten?« fragte Menendez aggressiv.
    »Du hast ihn ermordet«, holte Rocha beherrscht aus, »darüber gibt es keinen Zweifel.«
    »Na und? Hat er dir die grüne Tasche ausgehändigt?«
    »Vielleicht hätte er es getan. Bei so einem Vorhaben braucht man Nerven.«
    »Es war ein Unglücksfall.« Menendez hob die Stimme an.
    »Es war kein Unglücksfall«, korrigierte Rocha ihn scharf, »es war glatter Mord.«
    »Ich habe ihn nur auf den Kopf geschlagen, dann ist er ausgerutscht, auf den Fußboden, und mit dem Hinterkopf …«, verteidigte sich Menendez lautstark.
    Rocha fuhr ihm ärgerlich ins Wort: »Du hast ihn auf dem Gewissen. Würde er noch leben, wäre unsere Chance größer, an die Tasche heranzukommen.«
    Sie verbissen sich in eine Diskussion, in der keiner seinen Standpunkt aufgab. Bis Menendez den Streit mit einem Entschluß beendete: »Die Chinesin! Wir setzen sie unter Druck.« Ohne Rocha weiter zu beachten, startete er den Wagen und fuhr los, die First Avenue hoch.
    Als er jetzt den Cutlass vor dem kleinen Stadthaus in der Einundachtzigsten anhielt, sah er schon von weitem, daß May Souterrainwohnung im Dunkeln lag. Er stieg aus, um sich zu vergewissern, ob sie schon schlief oder wirklich nicht zu Hause war. Nach mehrmaligem vergeblichem Läuten stieg er wieder in den

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