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Auf einmal ist Hoffnung

Titel: Auf einmal ist Hoffnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Burk Michael
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nicht erklären, wo Monroe Kahn um diese Zeit sein sollte, wenn nicht zu Hause. Dann tippte er die Nummer von Monroes Laden. Vergebens.
    Er überlegte, ob er sich an Jennifer wenden sollte, denn vielleicht konnte sie ihm sagen, wo er ihren Vater erreichen würde. Doch im gleichen Augenblick verwarf er diesen Gedanken auch schon. Jennifer hätte seinen Anruf sicher als unwillkommene Anbiederung aufgefaßt.
    So rief er May Tsang an. Sie hob sofort nach dem ersten Läuten ab. Doch sie wußte nicht, wo Monroe sein konnte. Sie berichtete ihm von Monroes Reise nach Texas, von seiner gelösten Stimmung nach seiner Rückkehr. »Er wollte den Laden schließen und dann nach Hause gehen«, gab sie mit ihrer dünnen Stimme freundlich Auskunft.
    Er war schon bereit, sich damit zufriedenzugeben, als er sich unvermittelt anders entschied und sie fragte: »Wissen Sie etwas von einer grünen Tasche, die er entweder bei sich gehabt oder im Laden deponiert hatte?«
    »Grüne Tasche?« sagte sie verwundert. »Nein, Sir, davon ist mir nichts bekannt.«
    Um ihr die Angelegenheit mit der Tasche näher zu erklären, erzählte er ihr in wenigen Worten von dem Vorfall in seinem Büro. Sie war entsetzt.
    Das Gespräch weitete sich aus, und sie stellten beide im Hinblick auf die Tasche die absurdesten Überlegungen an. Bis er zu dem Schluß kam: »Sollten wir nicht doch im Laden danach suchen?«
    »Wenn Sie meinen, Sir.«
    »Allright, May«, sagte er entschlossen, »ich hol Sie ab. In einer Viertelstunde?«
    »Ja, Sir«, antwortete sie entgegenkommend.
    Als das Taxi mit Patrick und May Tsang auf der Höhe der Fünfundsiebzigsten in die Madison einbog, waren in dieser Gegend der Avenue nur noch wenige Fußgänger unterwegs, denn hier gab es nur Läden aller Art, die jetzt geschlossen hatten, aber keine Restaurants oder Bars. Patrick ließ den Wagen an der Ecke von Kahns Laden halten und wandte sich an den jungen aufgeweckten portorikanischen Fahrer: »Warten Sie hier zehn Minuten.« Dann bezahlte er die bisherige Fahrt sehr großzügig, damit der Fahrer einen Anreiz bekam, tatsächlich zu warten.
    Sie gingen hinüber zum Hintereingang. Im Haus war es ruhig. Der Korridor. Das kleine Büro. Der Verkaufsraum.
    Sie sahen Monroe Kahn sofort liegen. Patrick beugte sich über ihn und wußte im nächsten Augenblick, daß Monroe tot war.
    Sie waren beide fassungslos. Nach einer Weile sagte May kaum hörbar: »Die Türen waren nicht abgeschlossen. Die Haustür, die Tür zum Korridor, zum Büro. Nur zugedrückt.«
    »Ich bin kein Fachmann und kein Polizist«, sagte Patrick mehr zu sich selbst, »aber ich bin sicher, daß er ermordet wurde, wahrscheinlich von den beiden, die auch mich bedroht haben.«
    Stille breitete sich aus. Sie war unheimlich. Nur einmal wurde sie vom Hupen eines Wagens auf der Madison unterbrochen.
    »Wir müssen die Polizei verständigen«, sagte Patrick betroffen, »und Jennifer.«
    May Tsang nickte unmerklich.
    Wieder schwiegen beide eine Zeitlang bedrückt. Dann hatte Patrick eine Idee. »Vielleicht ist diese grüne Tasche der Schlüssel zu allem«, sprach er seine Gedanken laut aus, »sollen wir nicht doch danach suchen? Vielleicht verbirgt sie etwas, was die Polizei nicht wissen sollte.« Er war derart offen zu ihr, weil er wußte, daß sie alles tun würde, was in Monroes Sinn gewesen wäre.
    Wieder nickte sie.
    Sie machten sich an die Arbeit und mußten nach einer halben Stunde erkennen, daß sich die Tasche weder im Verkaufsraum noch im Büro und auch nicht in den Nebenräumen befand.
    »Trotzdem ist es vielleicht klug, die Tasche vor der Polizei nicht zu erwähnen«, stellte er wie abschließend fest, und May Tsang stimmte ihm zu.
    Dann wählte er die Nummer des zuständigen neunzehnten Polizeireviers.
    Bald darauf fuhren zwei blau-weiße Plymouth-Streifenwagen vor, und Detective Sergeant Jeremiah McLintock begann mit seiner Untersuchung. Er war ein mittelgroßer, eckiger Typ, in dessen Augen das Mißtrauen nie ganz erlosch.
    Kurz danach erschien ein Arzt und stellte als Todesursache fest: »Unglücklicher Fall mit dem Hinterkopf auf den Marmorfußboden.«
    Als Patrick daraufhin dem Sergeant seine Vermutung mitteilte, nahm McLintock sie stoisch zur Kenntnis. »Haben Sie die Sache miterlebt?«
    »Nein«, antwortete Patrick kühl, »aber ich bin mir sicher, daß …«
    McLintock unterbrach ihn schroff: »Im Laufe eines Jahres werden wir gewöhnlich zu ungefähr dreihundert Toten gerufen. Bei achtzig Prozent soll es Mord

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