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Auf einmal ist Hoffnung

Titel: Auf einmal ist Hoffnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Burk Michael
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sich seelenruhig eine Zigarette an. Dann zog er ein paarmal tief, behielt sie zwischen den Lippen, legte sich aufs Bett und stopfte sich das Kissen unter den Nacken. Noch ein ausgiebiger Zug, dann begann er leise: »Natürlich habe ich absichtlich einen zu engen Schrank ausgesucht. Natürlich bin ich daran schuld, daß du deine Handtasche dort verloren hast. Und natürlich habe ich auch den Toten und die Polypen bestellt.«
    »Du bist 'n Klugscheißer, Wehovsky, ein verschissener Klugscheißer!« Sie war außer sich.
    »Das Ding ist gelaufen, vergiß es. Stehst du jetzt auf Champagner?«
    »Kipp dir deinen Champagner in den Hintern. Gib mir zwei Hunderter Schmerzensgeld, und ich vergeß dich.«
    »Halt die Luft an, Lucie, du bist mir noch 'ne Nummer schuldig. Oder läßt dich dein Gehirn im Stich?«
    »Ich bin dir was schuldig?« Sie richtete sich auf, und ihre Augen blitzten zornig.
    »Denk mal scharf nach.« Er machte sich über sie lustig.
    »Du hast doch Schlamm im Hirn, Wehovsky!« Sie beugte sich vor, als wollte sie ihn anspringen, und ihre Stimme klang schrill. Doch in derselben Bewegung ließ sie sich zurückfallen und erging sich in lauten Selbstanklagen: »Warum habe ich Idiotin bloß diesen idiotischen Job angenommen! Fünf Tage mit einem perversen Wahnsinnigen! Für 'n paar stinkige Piepen! Wär ich doch bloß nicht für Maggie eingesprungen! Verdammt, ich hätt's sogar am Times Square schöner gehabt! Ich bin eine echte Idiotin, daß ich aufs Waldorf stehe!«
    Er drückte seine Zigarette im Aschenbecher auf dem Nachttisch aus. »Mir kommen die Tränen, Lucie.«
    »Du kannst mich nicht hochbringen, du Stinker.«
    »Und du mich auch nicht«, sagte er trocken, »das hast du ja bewiesen.«
    »Kriege ich jetzt die zwei Hunderter?« Sie stand auf und richtete sich ihren Mantel, als wollte sie gehen.
    Er ließ sie nicht aus den Augen. »Was war in der Tasche?«
    »In welcher Tasche?« fragte sie stumpfsinnig.
    »In deiner Handtasche.«
    »Was soll der Quark?«
    »Ich frage. Du antwortest.« Er blieb ruhig.
    »Leck mich!«
    »Lippenstift?«
    »Gib mir die Lappen!«
    »Lippenstift?« Er hob drohend die Stimme an und stand auf.
    »Ja. Warum?« Sie war eingeschüchtert.
    »Papiertaschentücher?« Er ging auf sie zu.
    »Was soll der Stuß?«
    »Präservative?«
    »Hast du 'n Hammer?«
    »Schlüssel?«
    »Biste weich?«
    »Kreditkarten?« Er holte zum Schlag aus.
    »Verdammte Scheiße, ja!« entfuhr es ihr angstvoll.
    »Okay.« Er hatte die Bestätigung, die er haben wollte.
    Stille trat kurz ein. Durch das geschlossene Fenster drang von unten der Lärm des abendlichen Autoverkehrs undeutlich herauf. Sie standen sich bewegungslos gegenüber. Der untersetzte Dick, dessen faltiges Gesicht, die schlechten Zähne und die spärlichen grauen Haare ihn im Augenblick noch älter erscheinen ließen, als er ohnehin war. Und die gut einen Kopf größere dunkle Schönheit mit den Kuhaugen, die ihren Mantel vor den beinahe freiliegenden, kräftigen Brüsten zusammenraffte.
    »Drei Kreditkarten. Expreß, Diners und Master.« Es klang kleinlaut.
    Er stand vor ihr, hatte die Hände in den Hosentaschen vergraben und blickte abfällig auf sie herab. »Mit zwei Hunderten ist unsere Beziehung nicht mehr zu lösen, das begreifst du doch jetzt?«
    »Ich will mit dir nichts mehr zu tun haben«, sagte sie entschlossen und ging zur Tür.
    Er packte sie am Arm und hielt sie zurück. »He, bist du noch klar?«
    »Laß das!« Sie riß sich los und wollte schon die Kette aus der Schiene schieben.
    Da legte er seine Hand nachdrücklich auf die Kette und fuhr Lucie an: »Ist dir nicht gut?«
    »Du quatschst und quatschst und quatschst«, schrillte ihre Stimme.
    »Setz dich.« Seine Augen sagten ihr, daß er es ernst meinte.
    Sie rührte sich trotzig nicht von der Stelle.
    »Du sollst dich auf deinen Arsch setzen!« schrie er sie an.
    Unwillkürlich wich sie vor ihm zurück. Ängstlich kam sie seiner Aufforderung nach und setzte sich ohne Widerspruch in den Sessel, in dem sie vorher gesessen hatte.
    »Nun hör mir gut zu«, sagte er streng, »sie werden deine verdammten Kreditkarten finden. Oder schon gefunden haben. Entweder die Leute von Kahns Laden oder die Polizei. Und zwar im Schrank, den wir nicht ganz zugeschlagen haben. Weißt du, was das bedeutet?«
    Sie starrte ihn argwöhnisch an, preßte die Lippen zusammen und schwieg.
    Er steckte sich eine Zigarette an. Seine Hände zitterten leicht. »Ein offenstehender Schrank. Ein paar Schritte

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