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Auf einmal ist Hoffnung

Titel: Auf einmal ist Hoffnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Burk Michael
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ein Freund von Miss Kahn«, antwortete Patrick, »ich habe Miss Kahn nur begleitet, weil sie nicht in besonders guter Verfassung …«
    »Okay, nehmen Sie sich 'n Stuhl«, unterbrach ihn McLintock und wandte sich an Jennifer: »Sie sind also die Tochter des Toten, Miss?«
    »Ja.«
    »Sie wissen, warum ich Sie hergebeten habe?«
    »Nein.«
    »Als nächste Verwandte sind Sie verpflichtet, den Toten zu identifizieren«, leierte McLintock herunter.
    »Jetzt um diese Zeit?« entfuhr es Patrick.
    McLintock beachtete ihn nicht und sprach zu Jennifer: »Ich habe Ihnen schon vorhin gesagt, daß Sie sich nicht gedrängt fühlen sollen. Aber da Sie auf meinen Vorschlag eingegangen sind, nehme ich an, daß auch Sie die Sache hinter sich haben wollen. Allright, Miss?«
    Jennifer nickte.
    Dann nahm er ihre Personalien auf, warf einen prüfenden Blick in ihren Paß und tippte mühsam alle Angaben auf das Formular. Als er damit fertig war, hob er den Blick: »Waren Sie Zeuge des Vorfalls, Miss?«
    »Nein.«
    »Okay, das wär's.« McLintock war schon im Begriff, den Bogen aus der Maschine zu drehen, als ihm noch etwas einfiel. Unter dem Wust von Akten und Formularen auf seinem Tisch suchte er kurz nach dem Protokoll über den Fall, fand den zusammengefalteten Bogen, schlug ihn auf, überflog ihn flüchtig und sah dann Jennifer an: »Doktor Bellanzano hat bei Ihrem Vater eine leichte Herzschwäche festgestellt. Wußten Sie davon?«
    »Wer ist Bellanzano?« fragte Patrick hellhörig dazwischen.
    McLintock ignorierte Patrick und antwortete nur für Jennifer: »Doktor Vito Bellanzano ist der für diesen Fall zuständig gewesene Polizeiarzt. Wußten Sie von der Herzschwäche Ihres Vaters, Miss?«
    »Er war vor langer Zeit deswegen mal in Behandlung«, sagte sie erstaunt, »aber es hat sich als ungefährlich herausgestellt.«
    »Das wäre alles, Miss.« McLintock tippte mit einem einzigen Anschlag ein Kreuz neben die Rubrik ›Wichtige Krankheiten des Verstorbenen‹, nahm den Bogen aus der Maschine und legte ihn Jennifer zur Unterschrift vor.
    Jennifer unterschrieb. McLintock nahm das Formular an sich, warf es in die Ablage auf seinem Tisch und stand auf. »Wir können fahren.« McLintock drückte die halbgerauchte Zigarette im Aschenbecher aus und ging voran.
    Als sie aus dem Haus traten, fragte er Jennifer: »Sind Sie mit 'nem Wagen da, Miss?«
    »Nein. Wohin müssen wir?« Sie sah in abwesend an.
    »Downtown, Dreißigste«, antwortete McLintock einsilbig.
    »Wir nehmen uns anschließend ein Taxi«, sagte Patrick wie nebenbei zu McLintock und legte seinen Arm mitfühlend um Jennifer. Sie ließ es geschehen.

8
    Als Richard Wehovsky mit Lucie Sunderland ins Waldorf Astoria zurückkam, fühlte er sich wie zerschlagen. Alles war schiefgelaufen.
    Der Schrank in Kahns Laden hatte sich selbst für den nicht gerade stämmigen Dick als verdammt eng erwiesen. Lucie hatte sich an der eisernen Stange im Schrank mehrmals den Kopf gestoßen und war hysterisch geworden, so daß Dick ihr gewaltsam den Mund hatte zu halten müssen, damit sie nicht entdeckt wurden. Kurz vor dem Höhepunkt brach sie idiotischerweise abrupt ab, weil draußen im Laden eine lautstarke Auseinandersetzung begann und sie sich fürchtete.
    Plötzlich aber war es draußen totenstill, und sie bedrängte ihn, endlich den ›verschlissenen Schrank‹ zu verlassen. Dann fanden sie den Toten, dessen Augen gespenstisch gegen die Decke starrten. Lucie stieß einen gellenden Schrei aus. Sie liefen Hals über Kopf hinaus auf die Straße, Lucie voran, Dick ein paar Schritte hinter ihr. Blindlings rannten sie die Siebenundsiebzigste vor, bei ›Don't Walk‹ über die Fahrbahn, und hielten erst an, als sie die halbhohe Mauer des Central Parks erreichten.
    Sie rangen beide nach Luft, als hätten sie den jährlichen Marathonlauf durch Manhattan hinter sich gebracht.
    Dann hatten sie endlich ein Taxi bekommen und waren schweigend bis vor das Hotel gefahren. Da erst hatte Lucie bemerkt, daß ihr die Handtasche fehlte.
    Kaum hatten sie die Zimmertür hinter sich geschlossen, brach es aus Lucie heraus: »Du bist 'n Verrückter, Wehovsky! Ein Gemeingefährlicher! Du glaubst, für 'n paar Piepen kannst du Scheiße tanzen lassen! Ein verschissener Schrank, ein idiotischer Fick, peng, meine Handtasche, peng, ein Toter und peng, die Polypen, was bildest du Arsch dir eigentlich ein!«
    Sie ließ sich in ihrer ganzen Länge erschöpft in einen Sessel fallen.
    Er warf seinen Mantel aufs Bett, zündete

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