Auf einmal ist Hoffnung
erreicht, was sie wollten. Sie könnten es bei dir versuchen.«
Sie hielt seinem Blick stand und schwieg. In ihr arbeitete es. Endlich sagte sie stockend: »Warum soll ein Polizeiarzt keine Hausdurchsuchung ausführen?«
Er antwortete sanft: »Soll ich beim Crimes Analysis Office anrufen?«
Wieder verstrich eine Weile, bis sie ihm entgegnete: »Nicht du. Ich.«
»Okay.«
Er ging in den Wohnraum, nahm das Telefonbuch an sich und suchte die Nummer heraus.
Ein paar Minuten später wußten sie Bescheid. Der Mann am anderen Ende der Leitung hatte sich erst mühsam durch die verzweigte Abteilung durchgefragt, bis er Auskunft gab: »Es sind zwar um diese Zeit nicht mehr alle Mitarbeiter hier, aber es steht einwandfrei fest: Einen Mann mit dem Namen Lopez gibt es in unserer Abteilung nicht.«
Wieder trat Stille ein.
»Soll ich jetzt gehen?« fragte er leise.
»Es ist wohl am besten.«
Er legte die Hand auf den Türknopf und sagte besonnen: »Ich werde trotzdem auf dich aufpassen.«
Sie antwortete nicht sofort, sondern dachte erst nach. »Ich muß dir etwas gestehen.«
Er sah sie erwartungsvoll an.
»Ich glaube, ich bin in der Sache weitergekommen«, begann sie in sich gekehrt. Dann erzählte sie ihm in allen Einzelheiten vom Zusammentreffen mit Roberto Lopez, von seiner angeblichen Bekanntschaft mit der Ulanowa und von dem Brief aus Stockholm.
Er hatte die Hände wieder in den Taschen und hörte ihr aufmerksam zu. Als sie fertig erzählt hatte, sagte er gedankenversunken: »Karolinska Institut? Ich sehe da keine Verbindung.« Er maß dem Brief keine Bedeutung bei.
»Ich fliege morgen nach Stockholm«, antwortete sie unmißverständlich. »Ich habe dir noch nicht alles erzählt. Ich habe dort angerufen.« Sie schilderte ihm, wie sie das Telefongespräch geführt hatte.
Als sie zu Ende war, sah er sie erstaunt an. »Glaubst du wirklich, daß dich das weiterbringt?«
»Ja. Denn die Sache mit dem Brief ist undurchsichtig. Man hat mir nur gesagt, daß man mir am Telefon unmöglich darüber Auskunft geben könne.« Als er nichts entgegnete, fügte sie fragend hinzu: »Bist du etwa nicht meiner Meinung?«
»Was soll dabei herauskommen?«
»Die Lösung.«
»In Stockholm?«
»Egal«, sagte sie trotzig, »ich bin am frühen Morgen in Stockholm.«
»Ich komme mit.«
»Nein, Patrick, auf gar keinen Fall. Das ist ganz allem mein Problem. Ich will wissen, wie und weshalb mein Vater gestorben ist. Und jetzt geh, bitte.« Sie sah betont an ihm vorbei.
Er zögerte, als wollte er etwas entgegnen. Doch dann besann er sich anders. »Okay, Jenny, es ist deine Entscheidung.« Er öffnete die Tür und verließ die Wohnung.
Sie hörte, wie er mit langsamen Schritten die Treppe hinunterging und wie schließlich die Haustür ins Schloß fiel. Dann versperrte und verriegelte sie die Tür und löschte das Licht.
Sie fühlte sich erleichtert.
24
Der darauffolgende Tag war kühl und windig. Zenon Menendez und Roberto Rocha waren schon seit fünf Uhr früh unterwegs. Durch einen Anruf hatten sie sich vergewissert, daß Jennifer Kahn zu Hause war. So beschatteten sie ihr Haus.
Gegen neun Uhr morgens war ihnen ein Erfolg beschieden. Jennifer hatte das Haus verlassen, war zum Father Demo Square vorgegangen. Menendez, den sie nicht kannte, war ihr gefolgt. In einem Reisebüro hatte sie ihren Flug nach Stockholm gebucht. Menendez hatte sich dabei unmittelbar neben ihr befunden.
Wenig später meldete er von seinem Hotelzimmer aus ein Gespräch nach Cozumel an.
»Habt ihr die Ware endlich?« begann Vacas ohne Begrüßung schroff.
»Du hast eine falsche Vorstellung von der Sache, Compañero Telesphoro«, wies Menendez ihn sanft zurecht, »wir sind rund um die Uhr im Einsatz und hoffen …«
Vacas unterbrach ihn wütend: »Also habt ihr versagt!«
»Wir konzentrieren uns auf das Mädchen.« Obwohl er Vacas am liebsten genauso wütend geantwortet hätte, zwang sich Menendez zur Ruhe.
»Was ist mit Hamilton? Der Chinesin?« Vacas hob gereizt die Stimme an.
»Darum geht es jetzt nicht, Compañero, wir brauchen deine Hilfe. Haben wir einen Mann in Stockholm?«
»In Stockholm? Warum?« Vacas war skeptisch.
»Das Mädchen hat für heute nachmittag einen Flug dorthin gebucht.«
»Nach Stockholm?«
Menendez überging es und fragte noch einmal: »Haben wir dort einen Mann?«
Vacas atmete tief durch. »Einen guten. Cesar Gomes. Ich werde ihn sofort verständigen.« Er ließ sich Jennifer beschreiben und verfiel danach sofort wieder
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