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Auf einmal ist Hoffnung

Titel: Auf einmal ist Hoffnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Burk Michael
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gleichen Zeit, als auch dieser Kahn in seinem Laden starb?«
    »Er ist ermordet worden«, berichtigte Patrick sachlich.
    »… als auch dieser Kahn in seinem Laden starb!« wiederholte McLintock nachdrücklich, ohne seine Stellung zu verändern.
    »Wenn Sie es so formuliert haben wollen.« Patrick zuckte träge die Achseln.
    McLintock beachtete den Einwand nicht und sprach zu Wehovsky: »Und Sie sind also ein Ohrenzeuge im Fall Kahn?«
    Dick nickte stumm, und sein Blick ging auf den nackten Fußboden. Er fühlte sich in seiner Haut nicht wohl.
    »Sie haben den sogenannten Mord an diesem Kahn zwar nicht gesehen, aber gehört?«
    Wieder nickte Dick.
    »Der eine von zwei Männern hatte eine, sagen wir mal, metallene Stimme und der andere eine tiefe. Richtig?«
    »Ja«, kam es von Dick undeutlich.
    »Nun zu Ihnen.« McLintock meinte Patrick. »Sie haben die beiden Männer, von denen Sie überfallen wurden, sowohl gesehen als auch gehört. Stimmt das?«
    »Ich habe es Ihnen anschaulich erzählt, Sergeant«, entgegnete Patrick ruhig.
    »Jetzt behaupten Sie, daß die Stimmen der Männer, von denen Sie überfallen wurden, und die Stimmen der Männer, die dieser Herr hier«, er deutete auf Dick, »gehört haben will, identisch sind.«
    »Sie sind einwandfrei identisch.« Patrick war sich seiner Sache sicher.
    »Und deshalb glauben Sie, Kahns möglichen Mörder zu kennen«, stellte McLintock ironisch fest.
    »Es ist nicht der mögliche Mörder, es ist der Mörder«, beharrte Patrick.
    McLintock hörte nicht hin, sondern sagte flüchtig zu Dick: »Von Ihnen brauche ich eine genaue Aussage«, und rief über mehrere Tische hinweg: »Jeff!«
    Es galt einem jungen, farbigen Corporal, der gleich darauf ankam und dem McLintock erklärte: »Die beiden Herren wollen etwas zu Protokoll geben.«
    McLintock erhob sich, sagte zu Patrick ungehalten: »Auch wenn Sie es nicht glauben: Wir haben den Fall Kahn nicht zu den Akten gelegt.« Dann ging er wortlos davon, als habe er Wichtigeres zu erledigen.
    Der Corporal bat Patrick und Dick, ihm zu folgen. Patrick aber war sich schon jetzt sicher, daß ihm McLintock seine Theorie nicht abnahm.
    Als er mit Wehovsky die Polizeistation verlassen hatte, blieb er an der Ecke zur Lexington Avenue einen Augenblick nachdenklich stehen. »Ich danke Ihnen, Wehovsky, daß Sie mitgekommen sind.«
    »Klingt direkt feierlich«, warf Dick unsicher ein. Er war mittlerweile von Patricks energischem Vorgehen beeindruckt.
    »Machen Sie's gut, Dick, und viel Spaß noch.« Für Patrick war es der endgültige Abschied von diesem eigenartigen Mann Wehovsky.
    »He, Sie werden mich doch nicht endgültig in Ruhe lassen?« Dick wollte witzig sein, aber es gelang ihm nicht.
    »Sie haben eine gute Aussage gemacht.« Patrick versetzte ihm einen freundschaftlichen Schlag gegen den Oberarm und ging wortlos davon.

21
    Patrick war zutiefst enttäuscht. McLintocks Beteuerung, den Fall Kahn weiter zu bearbeiten, hatte ihn nicht überzeugt. Wahrscheinlich wollte der Sergeant den Fall nur noch nicht endgültig zu den Akten legen, aber daß er ihn tatsächlich mit dem notwendigen Nachdruck verfolgen würde, das bezweifelte Patrick entschieden. Es war wie so oft in dieser zwar herrlichen, doch ebenso gnadenlosen Stadt, dachte er: Man mußte selber die Initiative ergreifen, wenn man etwas Entscheidendes erreichen wollte.
    Jetzt wußte er, was er zu tun hatte. Er war es Monroe Kahn einfach schuldig. Er hatte sich zu diesem prächtigen Menschen stärker hingezogen gefühlt als zu seinem leiblichen Vater.
    Wieder nahm er sich ein Taxi ins Village. Es war später Abend. Der kühle Wind hatte zugenommen. Patrick stieg an der Ecke des kleinen Father Fagan Square aus. Er wollte mit dem Taxi in der um diese Zeit ruhigen Prince Street kein Aufsehen erregen.
    An den niedrigen, festzementierten Holzbänken und den kleinen herbstlich belaubten Bäumen vorbei ging er in die Prince Street hinein. Neben der schmalen, schwarzlackierten, halbverglasten Haustür drückte er abermals den Klingelknopf, diesmal ungestüm, für den Fall, daß Jennifer schon schlafen sollte.
    Doch nichts rührte sich.
    Er konnte sich ihr Verhalten nicht erklären. Seiner Berechnung nach war sie schon seit fast zehn Stunden nicht zu erreichen. Unvermittelt hielt er den Atem an. Ihr Vater war ihre große Stütze gewesen. Sie hatte ihn inbrünstig verehrt und heiß geliebt.
    War es nicht denkbar, daß sie diesen großen Verlust nicht verkraftet hatte und …? Nein, er wollte

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