Auf einmal ist Hoffnung
verpassen.«
Er sprach spanisch, May sollte ihn nicht verstehen.
»Du hast das Buch, genügt das nicht? Wir sollten vermeiden, daß sie uns die Polizei auf den Hals hetzt.« Auch Rocha sprach jetzt spanisch.
»De acuerdo. Erzähl ihr 'ne Geschichte.« Menendez warf einen wütenden Blick auf May.
Rocha sagte zu May in versöhnlichem Ton: »Sie brauchen keine Angst zu haben, daß Ihnen etwas geschieht. Mein Mitarbeiter ist nur einer von der Sorte, die entschlossen auf ihr Ziel losgeht. Er wird ärgerlich, wenn man ihm nicht ehrlich gegenübertritt. Okay?«
Sie nickte verstört.
Rocha hatte kaum zu Ende gesprochen, da herrschte Menendez May an, so daß sie kaum noch wußte, wo ihr der Kopfstand: »Es sind neue Gesichtspunkte in der Untersuchung des Falles aufgetaucht. Sie sind jetzt der einzige Mensch, der von unserem Vorgehen Kenntnis hat. Sollte also nur das geringste davon bekannt werden, müßten wir Sie zur Rechenschaft ziehen, und das würde für Sie unangenehme Folgen haben. Allright?«
»Allright«, kam es von ihr kaum hörbar.
Nach einer kurzen Überlegung befahl er: »Trennen Sie die rein privaten Adressen durch eine Markierung von den geschäftlichen. Es sei denn, sie überschneiden sich, dann bringen Sie ein gesondertes Zeichen an.«
»Worauf willst du hinaus?« Rocha wandte sich verständnislos an Menendez. »Erklär es.« Wieder führten sie ihren Dialog auf spanisch.
»Die Sache ist ganz einfach. Logisch wie ' n Schachspiel.« Menendez sprach mehr zu sich selbst: »Kahn hat die Tasche mit dem Zeug bekommen. Aber beides ist verschwunden. Wenn es stimmt, daß das Zeug gekühlt aufbewahrt werden muß, dann zeigt uns allein schon diese Tatsache, genauso wie der Magnet an einem Kompaß, die Richtung an, in der wir vorgehen müssen. Claro?«
»Das deckt sich mit der Überlegung, die ich von Anfang an vertreten habe«, antwortete Rocha abfällig.
»Nur mit einem kleinen Unterschied. Dir hat der Schnittpunkt gefehlt, um den Ort genau zu bestimmen.«
»Und du hast ihn gefunden?« Rocha lächelte geringschätzig.
»Ich bin gerade dabei«, sagte Menendez ruhig.
Rocha sah ihn skeptisch an. Auf einmal fiel es ihm wie Schuppen von den Augen. »Du sortierst die Adressen aus.« Doch im gleichen Atemzug war er wieder voller Skepsis: »Es sind über hundert.«
»Erstaunlich, wie weltfremd Ärzte sein können und wie lange sie manchmal für einen einfachen, logischen Gedanken brauchen«, sagte Menendez gehässig, fuhr dann sachlich fort: »Kahn hat das Zeug in Manhattan abgestellt, auf diese Karte setze ich blank. Und auch noch auf eine zweite: Es wurde von ihm bei einem Bekannten untergestellt. Bist du meiner Meinung?«
»Es fehlen die Beweise.«
»Unser Auftrag ist riskant. Wir arbeiten ohne Netz. Das ist wohl klar?«
»Bueno. Ich stimme dir zu.«
»Nur die Adressen in Manhattan zählen also. Dadurch fällt ein großer Teil weg. Wenn es stimmt, was die Kleine dir erzählt hat«, er meinte Jennifer, »dann war Kahn, bevor er nach seiner Reise in seinen Laden ging, noch mal in seiner Wohnung. Habe ich recht?«
Rocha nickte und hörte gespannt zu.
»Ich habe alles nachgerechnet«, sagte Menendez selbstgefällig, »die Zeit seiner Ankunft am Kennedy Airport, die Fahrt nach Manhattan, den möglichen Aufenthalt in seiner Wohnung, unser Eintreffen vor dem Laden. Was, glaubst du, kam dabei heraus?«
»Ich nehme an, es blieb nicht allzuviel Zeit übrig«, sagte Rocha, ohne zu überlegen.
»Richtig. Nur eine knappe halbe Stunde. Das heißt: höchstens fünfzehn Minuten für einen Hinweg und fünfzehn für einen Rückweg. Großzügig gemessen. In Wirklichkeit wahrscheinlich sogar weniger, denn er mußte ja mit irgend jemandem ein paar Worte wechseln, was auch Zeit verschlang. Claro?«
Rocha nickte.
»Es kommt also jetzt nur darauf an, von welchem Punkt aus Kahn losgegangen war, um das Zeug sicherzustellen«, folgerte Menendez und sagte entschlossen: »Ich setze auf seine Wohnung. Denn ich bin der Meinung, daß er nur aus einem Grund dorthin ging: Um die Tasche aufzubewahren. Als er dann bemerkte, daß sein Kühlschrank defekt war, ist er doch wohl auch von dort aus losgegangen und hat sie bei einem Bekannten abgestellt. Claro?« Er sprach zu Rocha und ließ trotzdem May Tsang nicht aus den Augen.
»Es klingt logisch«, erwiderte Rocha und schränkte gleichzeitig ein: »Aber es hat Lücken.«
»Welche?« Menendez sah ihn aufmerksam an.
»Er kann von der Wohnung aus zum Bekannten X gegangen oder gefahren
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