Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Auf einmal ist Hoffnung

Titel: Auf einmal ist Hoffnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Burk Michael
Vom Netzwerk:
sein und von dort aus danach zur Madison Avenue, zu seinem Laden.«
    »Du hast recht«, gestand Menendez ein, »wir müssen das ganze Gebiet zwischen der Wohnung und dem Laden berücksichtigen. Und auch die Möglichkeit, daß er sich ein Taxi genommen hat.«
    »Ein Taxi kommt in Manhattan beim Stoßverkehr am Nachmittag nicht sehr viel schneller als ein Fußgänger voran«, gab Rocha zu bedenken und berichtigte sich sofort: »Nur war Kahn immerhin schon achtundsechzig.« Er nahm unvermutet Anteil an Menendez' Überlegungen. Er verstand sich selbst nicht mehr.
    »Bueno.« Zenon Menendez hatte sich entschieden. Er wollte alle Adressen ausgesondert haben, die in einem gewissen Radius um Kahns Wohnung und den Laden lagen.
    Es verging einige Zeit, bis May Tsang mit ihrer Arbeit fertig war.
    »Elf Adressen«, stellte Menendez für sich fest, sprach wieder englisch und wandte sich voller Optimismus an Rocha: »Das ist zu bewältigen.« Er las die Namen mit gedämpfter Stimme von dem Blatt ab, auf das May sie aus dem Buch herausgeschrieben hatte: Ahlbrandson, Camtos, Fridkin, Hamilton, Lawrence, Mengoni, Rosen, Snider, Varnay, Winterstein, Yokinara.
    Als er den Blick hob, sagte May Tsang tapfer: »Ich bin die zwölfte.«

 
D RITTES B UCH
    Die Überwindung
     
     
     
     
     
    Man kann den Menschen entbehren,
    aber nicht den Freund.
     
    C HINESISCHES S PRICHWORT

 
1
    Über Arlanda spannte sich ein hellblauer, wolkenloser Himmel. Es war kalt. Die Arbeiter auf dem Flugplatz trugen dick gesteppte Jacken und warme Handschuhe. Allein während der paar Schritte die Gangway hinunter in den Rollfeld-Bus hinein froren manche Passagiere. So auch Jennifer Kahn und Patrick Hamilton, die während der kurzen Fahrt zum Flughafengebäude stumm nebeneinanderstanden, als seien sie sich fremd. Es war sieben Uhr morgens.
    Jennifer hatte erst während des Aussteigens entdeckt, daß Patrick in der Maschine gewesen war. Ihre Verblüffung war sofort in Ärger umgeschlagen, und sie hatte für Patrick nur ein gleichgültiges »Du bist verrückt« übrig gehabt.
    Im Bus wandte sie sich betont von ihm ab. Sie fühlte sich durch seine Anwesenheit beeinflußt.
    Paßkontrolle. Zoll. Patrick blieb in der Reihe immer hinter Jennifer, aber sie sprachen kein Wort miteinander.
    In der ultramodernen Halle aus Stahl und Glas schloß er zu ihr auf. Im Geben deutete er auf das Schild ›Växelkontor‹. »Wenn du auch noch keine Kronen hast, wechsle ich dir welche mit ein.«
    »Das kann ich selbst«, sagte sie abweisend und trat mit ihm zusammen an den Schalter. Sie ärgerte sich, daß sie nicht von allein an den Umtausch gedacht hatte.
    Sie gingen an den Schaltern der Leihwagenfirmen vorbei, am Postamt, an einem Zeitungsstand, am reichhaltig sortierten Lebensmittelladen und am Wickelzimmer für Babies. Sie traten durch eine der automatischen Türen ins Freie und spürten von neuem, wie die Kälte sie anfiel.
    »Wollen wir nicht ein Taxi zusammen nehmen?« fragte er mit einer freundlichen Geste. Es sollte ungezwungen wirken, aber es mißlang ihm.
    Sie antwortete nicht und schloß sich der Reihe der Wartenden an, die nach einem Taxi anstanden. »Ich fahre auch zum Karolinska Institut«, sagte er sachlich, »es ist doch vernünftiger, wir fahren miteinander.«
    »Du bist wirklich verrückt«, antwortete sie abweisend. Sie hatte sich auch jetzt noch nicht damit abgefunden, daß er mitgeflogen war.
    »Ich fühle mich für dich verantwortlich. Auch wenn es dir nicht gefällt. Ich folge dir, wohin du auch gehst, denn ich paß auf dich auf.« Er dämpfte den Ton.
    Er sah ihr an, wie sie mit sich kämpfte, um einen Ausweg zu finden. Doch unvermittelt sagte sie: »Okay, wir nehmen zusammen ein Taxi.«
    Während der Fahrt auf der Autobahn nach Stockholm schwiegen sie zunächst. Jennifer tat, als interessiere sie ausschließlich die Landschaft, durch die sie fuhren. Die schier endlosen Wälder, die kleinen und großen Gewässer, die Felsformationen.
    Auf einmal stellte Patrick ihr erwartungsvoll die Frage: »Wann bist du heute früh aus dem Haus gegangen?«
    »Warum?« kam es einsilbig zurück, ohne daß sie ihm den Blick zuwandte.
    »Ich habe dich angerufen. Von der Ecke der Charlton Street aus. Schon vor neun.«
    »Vielleicht hattest du Pech, und ich ging gerade weg.«
    »Und gegen Mittag?«
    »Da wollte ich meine Ruhe haben.«
    Sie fuhren an Väsby vorüber. Dunkle Wolken kamen auf. Er fragte: »Hat sich der angebliche Lopez noch mal gemeldet?«
    »Nein.«
    Auf der

Weitere Kostenlose Bücher