Auf eiskalter Fährte. Abrechnung im Yukon (German Edition)
die Stille. Nachts heulen in der Ferne Cojoten. Clay liegt wach und betrachtet gedankenverloren die glitzernden Sterne, die wie Millionen Diamanten den sonst schwarzen Himmel überziehen. Er schiebt einen Ast ins Feuer nach. Funken stieben wie Leuchtkäfer durch die Nacht. Der Schein des flackernden Feuers zaubert gespenstische Schatten zwischen den Bäumen. Er zieht sich die Decke fester um die Schultern. Einer der Cowboys schnarcht laut. Was in der Stille besonders weit zu hören ist.
Big John hantiert noch in seinem Küchenwagen herum. Als Koch der Mannschaft muss er schon jetzt für das morgige Frühstück vorsorgen. Kid kommt aus dem Dunkel und hockt sich neben Clay. Er nimmt den Kaffeekessel vom Haken und gießt sich den Becher voll. Schweigend sitzen die beiden Männer eine Weile nebeneinander.
„Kannst wohl auch nicht richtig schlafen?“, murmelt er. Clay starrt ins Feuer. „Ich schätze, in drei bis vier Tagen werden wir hier fertig sein“, sinniert er. „Schätz ich auch“, erwidert Kid. „Was wirst du dann tun?“ Clay zieht die Mundwinkel nach unten. „Mhhh. Ich werde zuerst in die Stadt reiten. Mal sehen, ob Jim Morrison in der Zwischenzeit was herausgefunden hat. Dann kann ich auch gleich bei Jack Garber die noch offenen Rechnungen begleichen.“ Kid nimmt einen tiefen Schluck aus seinem Becher. „OK. Und ich werde derweil auf der Ranch die Augen offenhalten. Vielleicht sehe ich mich in der Gegend auch mal ein wenig um. Wenn Daniel recht hat und Jack sich wirklich wieder hier herumtreibt, muss er ja irgendwo unterkriechen. Der quartiert sich bestimmt nicht in der Stadt ein.“ „Bestimmt nicht“, quetscht Clay langsam zwischen den Zähnen hervor. „Und während ich weg bin, halte ein Auge auf Betty und den Kleinen. Ich traue Jack alles zu!“ Kid nickt bedächtig. „Keine Angst, Partner. Der soll nur kommen. Wir drei warten schon auf ihn.“ Clay blickt ihn fragend an. „Welche Drei?“
Kid lächelt dünn. „Na, ich und Smith&Wessen!“ Clay lacht kurz und verschluckt sich beinahe noch an seinem Kaffee bei der lakonischen Antwort von Kid. „OK. Versuchen wir, noch etwas Schlaf zu bekommen“, seufzt er und gähnt. Hierbei streckt er sich leise stöhnend auf seinem Staubmantel aus. Den Kopf auf den Sattel gelegt, zieht er sich die Decke bis zum Kinn hoch und ist kurz danach eingeschlafen.
Tatsächlich waren Clay, Kid und die Crew nach sechs Tagen harter Arbeit mit dem Kennzeichnen der Kälber fertig geworden. Soeben sind sie auf der Ranch angekommen. Müde und erschöpft gehen die Cowboys hinüber ins „Bunkhouse“, das Quartier für Ranchhelfer und Cowboys, Clay und Kid verschwinden im Haus. Sie brauchen jetzt ein heißes Bad und ein kräftiges Essen. Amy, die Haushaltshilfe, ist schon dabei, große saftige Steaks vorzubereiten. Dazu gibt es Bohnen, die typischen Bratkartoffeln und jede Menge Speck. Auch der starke Kaffee brodelt schon in einer großen Kanne, ohne den hier gar nichts geht. Betty ist mit dem kleinen Mister Morgen beschäftigt, der mal wieder wie am Spieß schreit.
Nach und nach trudeln auch die acht Cowboys ein und nehmen an dem großen Tisch Platz. Nach dem langen Ritt und dem Versorgen der Pferde ist der Hunger bei den Männern groß. Das lassen sich Betty und Clay auch nicht nehmen. Die Cowboys speisen immer mit ihnen zusammen, was anderen Ortes beileibe nicht immer der Fall ist. Sie sind alle wie eine große Familie, was ihnen die Cowboys auch danken. Auf die Frage von Clay, ob es irgendwelche Zwischenfälle gab, schüttelt Betty den Kopf. „ Außer, dass „ Browny“ mal wieder über das Gatter gesprungen und meinen Gemüsegarten durchgeackert hat, dass ich einen Wolf mit dem Gewehr verjagen musste und Shorty in einem Pferdeapfel gespielt hat, ist nichts Bemerkenswertes passiert“, lächelt sie und erntet schallendes Gelächter. So geht dieser Tag zu Ende. Gleich morgen früh will sich Clay auf den Weg in die Stadt machen. Er ist schon sehr gespannt, was es an Neuigkeiten gibt.
Im leichten Galopp reitet Clay durch ein kleines Birkenwäldchen, als er gerade noch sieht, wie ein Reiter in einiger Entfernung über einen Hügel in Richtung Helena verschwindet. Wachsam und angespannt setzt er seinen Weg fort. So reitet er diesmal vorsichtshalber nicht durch den Canyon, wie sonst üblich. Sondern nimmt den längeren Weg über die Hochebene. Von hier aus kann er das Land überblicken und ist vor unliebsamen Überraschungen sicher.
In der Stadt angekommen,
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