Auf ewig unvergessen
Nachteil, den eine kleine Polizeistation wie hier in Hunters Point mit einem Fall wie diesem hat, ist die Unerfahrenheit mit solcherart von Verbrechen. Nichtsdestotrotz sind selbst größere Stationen normalerweise hilflos, denn Massenmörder, bei all dem Leid, was sie verursachen, und all der Publicity, die sie erhalten, sind eher - glücklicherweise - selten. Jetzt, da das FBI in Quantico das Violent Crime Apprehension Program eingerichtet hat, können kleine Polizeistationen wie die Ihre die Beschreibung des Falles zu VICAP schicken und überprüfen lassen, ob ähnliche Morde an anderen Orten des Landes stattgefunden haben. VICAP erfasst computermäßig die Beschreibung aller Gewaltverbrechen im ganzen Land und kann Sie mit anderen Polizeistationen verbinden, wo ähnliche Verbrechen registriert worden sind, damit die Nachforschungen koordiniert werden können.
Heute will ich Ihnen das Profil eines Massenmörders entwerfen, damit Sie einige Vorurteile, die Sie vielleicht haben, ablegen. Gleichzeitig werde ich Ihnen ein paar allgemeine Anhaltspunkte geben, auf die Sie achten sollten. Das FBI hat zwei Kategorien herausgearbeitet: den impulsiven Triebtäter und den planenden Psychopathen. Lassen Sie mich über den letzteren zuerst sprechen. Der planende Psychopath ist ein Sexualtäter und wie jeder Psychopath nicht in der Lage, Gefühle zu entwickeln, Mitleid zu empfinden oder sich um andere zu kümmern. Seine Opfer sind für ihn einfach Objekte, die er benutzt, um seine perversen Bedürfnisse zu befriedigen. Seine Wut loszuwerden ist eines dieser Bedürfnisse, entweder durch Verstümmelung oder durch Erniedrigung der Opfer. Der Würger von Boston zum Beispiel hat seine Opfer so zurückgelassen, dass man zuerst ihre gespreizten Beine sah, wenn sie entdeckt wurden. Ein anderer Mörder schickte den Fuß seines Opfers den Eltern, um den Schmerz, den er ihnen schon bereitet hatte, noch zu vergrößern.«
»Entschuldigen Sie bitte, Dr. Klien«, meldete sich Wayne Turner. »Ist es möglich, dass unser Mörder die Zettel dazu benutzt, die Ehemänner zu quälen?«
»Das ist stark anzunehmen. Die Grausamkeit, die darin liegt, diejenigen, die das Opfer liebten, zu quälen und sich damit weitere Opfer zu schaffen, stellt für einen Triebtäter eine faszinierende Möglichkeit dar; zumal ein solcher Mensch weder Moral noch ein Gewissen kennt. Er ist zu allem fähig. Einzelne Körperteile aufzubewahren oder sie zu essen ist durchaus nicht unüblich, und Nekrophilie ist noch verbreiteter. Lucas hat einem seiner Opfer den Kopf abgeschlagen und damit eine Woche lang oralen Verkehr gehabt, bis der Geruch so stark wurde, dass er den Kopf verschwinden lassen musste.«
»Ist das die Art von verrücktem Bastard, mit dem wir es hier zu tun haben?« wollte Grimsbo wissen.
»Nicht verrückt , Detective. Trotz ihres extremen Verhaltens sind diese Leute nicht im rechtlichen Sinne krank. Sie wissen genau, was moralisch und gesetzlich erlaubt bzw. verboten ist. Das Schlimme an der Sache ist, dass sie nichts aus ihren Erfahrungen lernen, also weder eine Behandlung noch ein Gefängnisaufenthalt ihr Verhalten ändert. Tatsache ist, dass gerade das Zwanghafte dieser Triebhandlungen sie immer wieder dazu bringen wird zu morden.«
»Was bedeutet die schwarze Rose?« meldete sich Nancy zu Wort.
»Das kann ich nicht sagen, aber die Phantasie und das Zwanghafte bestimmen einen Großteil der Handlungen dieser Menschen, und die Rose kann ein Element aus der Phantasie des Mörders sein. Vor dem Verbrechen malen sie sich jedes Detail genau aus, planen akribisch, was sie tun werden. Damit steigern sie ihre Erregung, ihre Erwartung, so dass das eigentliche Verbrechen ein Akt der Befreiung ist.
Wenn der Mord dann geschehen ist, stellt sich ein Gefühl der Erleichterung ein, bis sich die Spannung wieder aufgebaut hat und der ganze Kreislauf von neuem beginnt. Son ofSam sprach von der großen Erleichterung, die er nach jedem Mord empfand, aber gleichzeitig zeigte er sein eingeschränktes Urteilsvermögen, als er erklärte, dass er nicht verstanden habe, warum sich seine Opfer so heftig gewehrt hätten, da er sie ja nur töten und nicht vergewaltigen wollte.
Da die Phantasie eine solch große Rolle im Verhalten dieser Triebtäter spielt, tragen sie meist einen bestimmten Teil des Körpers ihrer Opfer oder ein Stück der Kleidung mit sich herum. Das brauchen sie, um sich die Tat immer wieder ins Gedächtnis zu rufen. Dieser extensive Einsatz der Phantasie
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