Auf ewig unvergessen
ich wieder dazu in der Lage bin, falls es jemals dazu kommen sollte. Jetzt aber will ich erst alles daransetzen herauszufinden, wer Sandy und Melody ermordet hat. Ich kann nur noch daran denken.«
»Mr. Lake, auch ich denke nur noch daran. Und nicht nur ich allein. Ich werde Ihnen einiges erzählen, aber das ist streng vertraulich, und ich erwarte, dass Sie es auch vertraulich behandeln.«
Lake nickte: »Bevor Ihre Frau und Ihre Tochter getötet wurden, hatten wir vier Fälle von verschwundenen Frauen. Keine von ihnen ist bis heute gefunden worden. Es dauerte einige Zeit, bis wir auf der richtigen Spur waren, denn es gab keine Leichen. Zuerst ging man wie bei vermissten Personen vor. Wir fanden an jedem Tatort einen Zettel mit der Aufschrift AUF EWIG UNVERGESSEN und eine schwarze Rose, also wussten wir nach dem zweiten Mal, dass wir es mit demselben Täter zu tun hatten. Der Chef hat eine Sonderkommission zusammengestellt, die den Fall bearbeitet...«
»Ich bin sicher, dass Sie alles Notwendige tun«, unterbrach Lake Nancy. »Ich wollte Sie auch nicht kritisieren. Ich will einfach nur helfen. Ich möchte mich freiwillig für die Sonderkommission melden.«
»Das ist absolut unmöglich, Mr. Lake. Sie sind kein Polizeibeamter. Außerdem wäre es auch nicht sinnvoll. Sie stecken emotional viel zu tief in der Sache drin, um objektiv zu sein.«
»Anwälte haben gelernt, objektiv zu sein. Außerdem kann ich etwas zu den Nachforschungen beitragen, nämlich die genaue Kenntnis des kriminellen Denkens, die ich mir als Strafverteidiger angeeignet habe. Strafverteidiger lernen über die Art, wie Verbrecher denken, Dinge, die die Polizei nie erfährt, denn uns vertrauen die Mandanten. Meine Klienten wissen, dass sie mir alles erzählen können, egal, wie schrecklich es auch sein mag, denn ich respektiere ihre Privatsphäre. Bei Ihnen tragen die Täter so etwas wie eine Maske, ich dagegen sehe ihr wahres Gesicht.«
»Mr. Lake, Polizeibeamte haben eine ziemlich gute Einschätzung der kriminellen Denkweise - eine zu gute. Wir sehen diese Leute auf der Straße, in ihrem Zuhause. Sie dagegen sehen sie herausgeputzt, in Ihrem Büro, weit weg von ihren Opfern und nachdem sie Zeit gehabt haben, darüber nachzudenken, was sie angerichtet haben. Meist haben sie sich dann eine rührselige Geschichte oder eine Verteidigungsstrategie zurechtgelegt. Aber das spielt alles keine Rolle. Sie können einfach nicht an diesem Fall mitarbeiten. Sosehr ich dieses Angebot auch zu schätzen weiß, meine Vorgesetzten würden es nicht erlauben.«
»Ich weiß, es klingt blöd, aber ich glaube wirklich, dass ich Ihnen helfen könnte. Ich habe einiges auf dem Kasten.«
Nancy schüttelte den Kopf. »Es gibt noch einen anderen guten Grund, warum Sie nicht an dem Fall arbeiten können, denn das würde bedeuten, dass Sie den Tod Ihrer Frau und Ihrer Tochter jeden Tag aufs Neue durchleben, anstatt ihn zu vergessen. Hier liegen die Autopsiebilder herum, Fotos von Ihrer Frau und Ihrer Tochter hängen an der Wand. Möchten Sie das wirklich?«
»Ihre Bilder sind überall in meinem Haus und im Büro, Detective Gordon. Und es gibt keine Minute, in der ich nicht an sie denke.«
»Ich weiß«, seufzte Nancy, »aber Sie müssen aufhören, sich so an sie zu klammern, oder es wird Sie umbringen.«
Lake zögerte. »Erzählen Sie mir von Ihrem Verlobten«, bat er sie dann leise. »Wie... wie haben Sie es geschafft, ihn zu vergessen?«
»Ich habe ihn nicht vergessen. Ich denke noch immer die ganze Zeit an Ed. Besonders nachts, wenn ich allein bin. Ich möchte ihn auch nicht vergessen, und Sie wollen Sandy und Melody auch nicht vergessen.
Ed war Polizist. Ein Betrunkener erschoss ihn, als er einen Streit schlichten wollte. Das war zwei Wochen vor unserer Hochzeit. Zuerst fühlte ich mich wie Sie. Ich konnte nicht arbeiten. Ich bin kaum aus dem Bett gekommen. Ich fühlte mich schuldig, was natürlich Blödsinn war. Ich dachte immer, dass ich etwas hätte tun können. Ich hätte darauf bestehen sollen, dass er an diesem Tag zu Hause blieb. Ich weiß nicht. Das war alles nicht gerade vernünftig.
Aber es wurde besser, Mr. Lake. Nicht wirklich gut, nicht einmal viel besser, aber zumindest besser. Man gerät an den Punkt, wo man sich mit der Tatsache auseinandersetzen muss, dass ein Großteil des Schmerzes aus Selbstmitleid über den Verlust resultiert. Dann muss man sich damit abfinden, sein eigenes Leben zu leben. Man muss weitermachen und die Erinnerung an die guten
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