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Auf ewig unvergessen

Auf ewig unvergessen

Titel: Auf ewig unvergessen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Phillip Margolin
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erfahren hätte, Verbindung zu ihm aufgenommen. Wenn sie noch am Leben gewesen wäre, dann wäre sie ins Lakeview zurückgekehrt. Oder war sie tot, mit dem Ausdruck unvorstellbarer Qual auf ihrem Gesicht? Darius kannte die Antwort auf Pages Fragen, aber das Gesetz erlaubte ihm zu schweigen.
    Page würde vor Gericht all seine Kraft benötigen, doch die Angst in ihm ließ ihn nicht zur Ruhe kommen. Er beschloss, zu duschen, sich zu rasieren, zu frühstücken und dann ein Hemd, frisch gestärkt aus der Wäscherei, und seinen besten Anzug anzuziehen. Eine Dusche und ein ausgiebiges Frühstück würden ihn zu einem neuen Menschen machen. Danach würde er ins Gericht fahren und versuchen, den Ehrenwerten Patrick Norwood, Richter am Gerichtshof von Multnomah County, davon zu überzeugen, dass Darius ein mehrfacher Mörder war.
2
    Martin Darius schlief ruhig und fühlte sich gut erholt, als er mit den anderen Insassen des Multnomah-Bezirksgefängnisses erwachte. Betsy Tanenbaum hatte arrangiert, dass ihm sein Friseur die Haare schneiden konnte, und der Wachhabende gewährte ihm eine Extradusche vor dem Gerichtstermin. Nur das Frühstuck, das aus zusammengepappten Pfannkuchen, vollgesogen mit einem leimartigen Sirup, bestand, beeinträchtigte seine Laune. Darius benutzte den säuerlichen Geschmack des Gefängniskaffees, um die Süße der Pfannkuchen auszugleichen. Er aß sie, denn er wusste, dass es ein langer Tag werden würde.
    Betsy hatte dafür gesorgt, dass Darius frische Sachen zum Anziehen erhalten hatte. Als Darius sie vor der Verhandlung im Verhörzimmer traf, trug er einen dunklen Zweireiher mit Nadelstreifen, ein weißes Hemd und eine marineblaue Seidenkrawatte mit kleinen weißen Punkten. Betsy trug eine einreihige Kostümjacke, einen dazu passenden schwarzweiß-karierten Rock und eine weiße Seidenbluse mit großem Kragen. Als sie im Licht der Fernsehscheinwerfer den Flur im Gerichtsgebäude hinuntergingen, sahen sie eher aus wie ein Paar, das man in »Das Leben der Reichen und Berühmten« bewundern konnte, denn wie ein mehrfacher Mörder und seine Verteidigerin.
    »Wie fühlen Sie sich?« fragte Darius.
    »Prima.«
    »Gut. Ich will, dass Sie heute ihr Bestes geben. Das Gefängnis ist eine interessante Sache, wenn man es als Lehre betrachtet, aber ich bin soweit, die Prüfung abzulegen.«
    »Ich bin froh, dass Sie ihren Humor noch nicht verloren haben.«
    Darius zuckte mit den Schultern. »Ich vertraue Ihnen, Mrs. Tanenbaum, darum habe ich sie angestellt. Sie sind die Beste. Sie werden mich nicht hängen lassen.«
    Betsy suhlte sich in seinem Lob und glaubte, was Darius ihr sagte. Sie war die Beste. Deshalb hatte Darius sie genommen und nicht Matthew Reynolds oder Oscar Montoya oder einen der anderen bekannten Strafverteidiger.
    »Wer ist der Richter?« fragte Darius.
    »Pat Norwood.«
    »Wie ist er?«
    »Er ist ein komischer alter Kauz, der auf die Pensionierung zugeht. Er sieht wie ein Troll aus und benimmt sich im Gerichtssaal wie eine Furie. Er ist auch nicht das, was man einen Rechtsgelehrten nennen würde, aber er ist absolut unparteiisch. Norwood ist grob und ungeduldig, sowohl mit der Anklage als auch mit der Verteidigung, und lässt sich weder von Alan Page noch von der Presse einschüchtern. Wenn Page seine Hausaufgaben nicht ordentlich gemacht hat, dann wird Norwood das Richtige tun.«
    »Glauben Sie denn, dass der Staatsanwalt seine Hausaufgaben gemacht hat?« fragte Darius.
    »Nein, Martin, das glaube ich nicht.“
    Darius lächelte. »Das wollte ich hören.« Das Lächeln verschwand, als er das Thema wechselte. »Wird Lisa hier sein?«
    »Natürlich. Ich habe gestern mit ihr gesprochen.«
    »Sieht aus, als ob Sie mehr Erfolg hätten, meine Frau zu erreichen, als ich.«
    »Lisa ist bei ihrem Vater. Sie fühlt sich nicht wohl, allein im Haus.«
    »Das ist komisch«, meinte Darius, grimmig lächelnd. »Ich habe Euer Ehren gestern Abend angerufen. Er hat mir gesagt, dass sie nicht da sei.«
    »Vielleicht war sie weggegangen.«
    »Wahrscheinlich. Wenn Sie das nächste Mal mit meiner Frau sprechen, dann richten Sie ihr aus, dass sie mich hier besuchen soll.«
    »Sicher. Ach ja, bevor ich es vergesse, da ist eine Frau namens Nora Sloane, die einen Artikel über weibliche Strafverteidiger schreibt. Sie möchte mich während ihres Falles beobachten. Wenn ich das zulasse, dann kann sie möglicherweise etwas über unsere Verteidigungsstrategie erfahren und über Dinge, die der Schweigepflicht unterliegen. Ich

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