Auf ewig unvergessen
sehen, denn es hätte mich daran erinnert, wie Sandy und Melody auf alten Fotos neben mir aussahen. Ich wollte nicht in meinem alten Beruf arbeiten, denn es gab zu viele Verbindungen zwischen diesem Beruf und meinem ehemaligen Leben.«
Darius beugte sich nach vorn und legte die Ellenbogen auf den Tisch. Er stützte seinen Kopf mit den schlanken Fingern ab und massierte sich die Stirn, so, als ob er die schmerzvollen Erinnerungen wegwischen wollte.
»Tut mir leid, wenn das ein bisschen verrückt klingt, aber ich war eine Zeitlang etwas daneben. Ich war so glücklich. Dann kam dieser Wahnsinnige...«
Darius schloss die Augen, während Stewart ihn genau beobachtete. Betsy hatte recht, entweder war der Kerl ein begnadeter Schauspieler, oder er war unschuldig.
»Wir brauchen die alten Akten aus Hunters Point«, trug Betsy Stewart auf. »Du wirst wahrscheinlich hinfliegen und mit den Leuten sprechen müssen, die an dem Fall gearbeitet haben. Pages Anklage fällt in sich zusammen, wenn Martin die Frauen in Hunters Point nicht umgebracht hat.«
Stewart nickte und beugte sich dann zu Darius.
»Haben Sie Feinde, Mr. Darius? Wer hasst Sie so sehr, dass er Ihnen diese Morde anhängen will?«
Darius hob die Schultern. »Ich habe viele Feinde. Zum Beispiel diese Dummköpfe, die das Bauvorhaben verhindern wollen, dort, wo die Leichen gefunden wurden.«
»Mr. Darius«, sagte Stewart geduldig, »mit allem Respekt, Sie wollen doch nicht ernsthaft behaupten, dass eine Gruppe, die sich für die Denkmalspflege einsetzt, hinter dieser Sache steckt?«
»Sie haben drei von meinen Häusern angezündet.«
»Sehen Sie keinen Unterschied darin, ob man Feuer in einem Gebäude legt oder ob man drei Frauen zu Tode quält? Wir suchen hier nach einem Monster, Mr. Darius. Wen kennen Sie, der kein Gewissen, kein Mitgefühl hat und glaubt, dass Menschen nicht mehr wert sind als Ungeziefer, und der Sie darüber hinaus noch bis auf den Tod hasst?«
Betsy hatte nicht erwartet, dass sich Darius Stewarts Unverschämtheit gefallen lassen würde, doch er überraschte sie. Anstatt wütend zu werden, lehnte er sich auf seinem Stuhl zurück, seine Augenbrauen zogen sich zusammen, als er über eine Antwort auf Stewarts Frage nachdachte.
»Was ich jetzt sage, bleibt unter uns, klar?«
»Reggie arbeitet für uns. Das Recht, die Aussage zu verweigern, das für Anwälte gilt, gilt auch für ihn.«
»In Ordnung. Mir fällt ein Name ein. Es gibt ein Projekt im südlichen Oregon. Ich konnte kein Geld dafür bekommen. Die Banken trauten meiner Einschätzung nicht. Also ging ich zu Manuel Ochoa. Er ist ein Mann, der nicht viel tut, aber eine Menge Geld hat. Ich habe nie danach gefragt, wo es herkommt, aber ich habe so einiges gehört.«
»Sprechen wir von Kolumbianern, Mr. Darius? Kokain, Rohheroin?« versicherte sich Reggie.
»Ich weiß es nicht, und ich will es auch gar nicht wissen. Ich habe ihn um das Geld gebeten, und er hat es mir gegeben. Es gab Vereinbarungen, denen ich zugestimmt habe. Wenn ich im Gefängnis bleibe, dann wird die Sache eng. Und wenn die Darius-Baugesellschaft keinen Erfolg hat, dann verdient Ochoa eine Menge Geld.“
»Und die Drogenmafia bringt ein paar Frauen um, ohne sich viel Gedanken zu machen«, fügte Stewart hinzu.
»Weiß Ochoa etwas von Hunters Point?« fragte Betsy plötzlich. »Wir suchen nicht einfach nur einen Psychopathen. Wir suchen einen Psychopathen, der Ihre Vergangenheit genau kennt.«
»Richtig«, warf Stewart ein. »Wer weiß außer Ihnen von Hunters Point?«
Darius sah plötzlich mitgenommen aus. Er legte seine Ellenbogen wieder auf den Tisch und stützte den Kopf schwer in seine Handflächen.
»Diese Frage habe ich mir schon selbst gestellt, Mrs. Tanenbaum. Seit mir klar ist, dass man mich hereingelegt hat. Aber ich weiß keine Antwort. Ich habe nie jemandem in Portland von Hunters Point erzählt. Niemals. Doch die Person, die mich hereinlegt, muss die ganze Geschichte kennen. Ich, ich habe keine Ahnung, wie das möglich ist.«
»Kaffee, schwarz!« rief Betsy ihrer Sekretärin zu, als sie durch die Eingangstür stürmte, »und besorgen Sie mir ein Truthahn-Schinken-Käse-Sandwich aus dem Heathman Pub.«
Betsy stellte den Aktenkoffer auf ihren Schreibtisch und warf einen kurzen Blick auf die Post und die Mitteilungen, die Ann in eine Mappe gelegt hatte. Die Werbesendungen warf Betsy gleich in den Papierkorb, die wichtigen Briefe legte sie in das Posteingangskörbchen und entschied, dass sie keinen der
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