Auf ewig unvergessen
vom elften Oktober mitgebracht?«
»Ja«, Gutierrez reichte dem stellvertretenden Staatsanwalt ein großes, gelbes Blatt.
»Wer hat den Raum 102 an diesem Tag bezogen?«
»Ian White aus Phoenix, Arizona.«
Highsmith drehte dem Zeugen den Rücken zu und blickte zu Martin Darius.
»Wer hatte den Raum 103?«
»Eine Elizabeth McGovern aus Seattle.«
»Haben Sie Mrs. McGovern den Schlüssel ausgehändigt?«
»Ja.“
»Um welche Zeit?«
»Kurz nach zwölf Uhr.«
»Ich zeige dem Zeugen das Beweisstück 35. Erkennen Sie diese Frau?«
»Das ist Mrs. McGovern.«
»Sind Sie sicher?«
»Ja. Sie war ein Ereignis«, sagte Gutierrez traurig. »Später sah ich ihr Bild dann im Oregonian. Ich erkannte sie sofort wieder.«
»Von welchem Bild sprechen Sie?«
»Das Bild der ermordeten Frauen. Nur dass dort behauptet wurde, ihr Name sei Victoria Miller.«
»Haben sie das Büro des Bezirksstaatsanwalts sofort, nachdem Sie die Zeitung gelesen hatten, angerufen?«
»Sofort. Ich habe mit Mr. Page gesprochen.«
»Warum haben Sie angerufen?«
»In der Zeitung stand, dass die Frau an diesem Abend, dem elften Oktober, verschwunden ist. Also dachte ich, dass die Polizei vielleicht daran interessiert ist, was ich über den Kerl zu sagen habe.«
»Welchen Kerl?«
»Der, der mit ihr in dem Zimmer war.«
»Sie haben einen Mann in Mrs. Millers Zimmer gesehen?«
»Nun, nicht im Zimmer selbst, sondern ich habe ihn kommen und gehen gesehen. Er war schon öfters dagewesen.«
»Mit Mrs. Miller?«
»Ja. So ein-, zweimal in der Woche. Sie mietete das Zimmer, und er kam später nach.« Gutierrez schüttelte den Kopf. »Ich verstehe aber eins nicht. Wenn er schon auf einen heimlichen Seitensprung aus war, warum ist er dann mit diesem Wagen gefahren?«
»Welchem Wagen?«
»Diesem wunderbaren schwarzen Ferrari.«
Highsmith suchte zwischen den Beweisstücken auf dem Tisch des Gerichtsdieners nach einem Foto und reichte es dann dem Zeugen.
»Ich lege dem Zeugen das Beweisstück Nr. 19 der Staatsanwaltschaft vor, eine Fotografie von Martin Darius' schwarzem Ferrari, und frage ihn, ob dies der Wagen ist, den der Mann fuhr, der Mrs. Miller in dem Motelzimmer besuchte.«
»Ich weiß, das ist der Wagen.«
»Woher wissen Sie das?«
Gutierrez deutete zum Tisch der Verteidigung hinüber. »Das ist Martin Darius, richtig?«
»Ja, Mr. Gutierrez.«
»Das ist der Kerl.«
»Warum haben Sie mir nichts von Victoria Miller gesagt?« fragte Betsy Martin Darius, sobald sie allein im Besuchsraum waren.
»Beruhigen Sie sich!« meinte Darius geduldig.
»Sagen Sie nicht, ich soll mich beruhigen!« entgegnete ihm Betsy, wütend über die eiskalte Ruhe ihres Klienten. »Verdammt, Martin, ich bin Ihr Anwalt! Glauben Sie nicht, dass es mich interessieren könnte, wenn Sie eines der Opfer am Tag seines Verschwindens misshandelt haben?«
»Ich habe sie nicht misshandelt. Ich habe ihr gesagt, dass Schluss ist, da wurde sie hysterisch. Sie ist auf mich losgegangen, also musste ich mich wehren. Und außerdem, was hat der Umstand, dass ich Vicky gebumst habe, mit der Kaution zu tun?«
Betsy schüttelte den Kopf. »Das bricht Ihnen das Genick, Martin. Ich kenne Norwood. Er ist geradeheraus und genau das, was man konservativ nennt. Der Mann ist seit vierzig Jahren mit der gleichen Frau verheiratet und geht jeden Sonntag in die Kirche. Wenn Sie mir Bescheid gesagt hätten, dann hätte ich den Knalleffekt vielleicht etwas abschwächen können.«
Darius zuckte mit den Schultern. »Tut mir leid«, erklärte er, aber er meinte offensichtlich nicht, was er sagte.
»Hatten Sie auch ein Verhältnis mit Laura Farrar oder Wendy Reiser?«
»Ich habe sie kaum gekannt.«
»Was war mit dieser Feier für das Einkaufszentrum?«
»Da waren Hunderte von Leuten. Ich kann mich nicht einmal erinnern, ob ich mit Laura oder Wendy geredet habe.“
Betsy lehnte sich zurück. Sie fühlte sich sehr unwohl mit Darms allein in der Enge des Besuchszimmers.
»Wohin sind Sie gegangen, nachdem sie das Hacienda Motel verlassen haben?«
Darius lächelte dümmlich. »Zu einem Geschäftstermin bei BRAND, GATES & VALCROFT. Dort habe ich mit Russ Miller und den anderen über den Werbeetat für die Baugesellschaft gesprochen. Ich wollte ihm die Leitung über den Etat geben. Aber das ist ja jetzt nicht mehr nötig.«
»Sie sind vielleicht ein Scheißkerl, Martin. Sie treiben es mit seiner Frau und werfen ihm dann einen Knochen hin. Nun, da sie tot ist, machen Sie auch noch Witze über
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