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Auf Forsters Canapé: Liebe in Zeiten der Revolution (German Edition)

Auf Forsters Canapé: Liebe in Zeiten der Revolution (German Edition)

Titel: Auf Forsters Canapé: Liebe in Zeiten der Revolution (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ursula Naumann
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Gilbert Imlay zusammen und erwartet ein Kind von ihm. Helen Maria Williams, ihre Mutter und ihre Schwestern sindnach einigen Wochen der Gefangenschaft wieder auf freiem Fuß. Nach einem mißlungenen Selbstmordversuch – er wollte der Verhaftung entgehen – liegt Nicolas de Chamfort mit qualvollen Schmerzen auf dem Krankenlager und wartet auf den erlösenden Tod, der wochenlang auf sich warten läßt. Den Schlachtruf »Brüderlichkeit oder der Tod«, der überall angeschrieben stand, hatte er mit den Worten kommentiert: »›Brüderlichkeit oder der Tod‹, das besagt: Werde mein Bruder oder ich schlage dich tot. Brüderlichkeit heißt für sie Kain und Abel.« Die Guillotine arbeitet fleißig. Forster gibt den Opfern Haltungsnoten. Lux soll aufs Schafott gesprungen sein, Manuel ist zitternd in den Tod gegangen, Bailly entschlossen und Orléans »herzhafter, als man erwartete. Vielleicht mochte ein Mensch, der so über allen Genuß blasiert war, auch wohl einmal zur Abwechselung das Sterben versuchen wollen.«
    In großen patriotischen Festen huldigt man der Göttin der Vernunft. Forster wird von Merlin de Thionville, dem ehemaligen Kommissar und gescheiterten Verteidiger von Mainz, zum Essen eingeladen und verstaucht sich die Hand beim Pfänderspiel. Speist bei einem »rechtschaffenen Sansculotten«, besucht den Abgeordneten Lecointre und in Versailles Bekannte, denen der Staat einen großen Teil ihres Vermögens genommen hat. Wird zu seinem Verdruß von Mainzer Emigranten bedrängt, die sich durch ihn Hilfe und Unterstützung erhoffen. In Sachen Scheidung hat er bisher nichts unternommen.
    Georg Forster an Therese und Huber, am Mittwoch, den 11. Dezember:
    »Meine Teuersten!
    Ich liege nun seit 3 Tagen an einer Brustentzündung im Bett. Die Schmerzen waren heftig, die ersten paar Nächte habe ich nicht geschlafen. Es war meine Schuld, ich war ohne Überrock, des Abends, in einem häßlichen Pariser Nebel umhergetrieben. Tu's nicht wieder. An Pflege und Besuch hat mir es nicht gefehlt. Eine Nacht hat ein junger Deutscher aus Schwaben, Kerner, der zugleich etwas Arzt ist, bei mir zugebracht.
    Sonnabend, den 14. Dezember.
    Meine Lieben, ich kann noch nichts anfangen und schreibe deswegen an Euch für den nächsten Posttag. Ihr solltet die Wirtschaft sehen! Eine ganze Stunde habe ich mich angezogen inklusive des Rasierens, und nun liege ich wie eine Fliege im Armstuhl. Laß Dir aber Alles dieses nicht so zu Herzen gehen, liebe Frau. Die Unmöglichkeit, mir Deine Pflege angedeihen zu lassen, könnte ja unter den friedlichsten Umständen, durch eine Amts-, ja eine Vergnügungsreise veranlaßt worden sein.
    Donnerstag, den 19. Dezember.
    Es fängt an, liebe Kinder, etwas besser zu werden. Die Schmerzgestängs- und Krummzapfen-Musik in meiner Brust hat aufgehört, es ist nur noch etwas dumpfer Schmerz vorhanden. Die Tage her hab' ich denn freilich in meiner unfruchtbaren Einsamkeit allerlei betrübte Glossen gemacht, arbeiten konnt' ich nicht. Die traurigen, einsamen, langen Abende, wo man vom Tag her erschöpft ist, weder schreiben noch lesen kann, und doch aufbleiben muß, um nicht noch traurigere lange Nächte schlaflos im Bett zuzubringen! Wenn es nicht die so dunkle und nun so oft getäuschte Hoffnung wäre, Euch noch etwas nützen zu können, und weiß es der Himmel, wenn man sich so jeden Arm und jede Stütze abgehauen fühlt, vergeht einem wohl oft das Hoffen, – so hätt' ich doch nun nichts mehr hier zu suchen und wäre wohl berechtigt, meinen Abschied zu fordern. Für mich selbst, sehe ich wohl, kann weiter nichts noch sein als Arbeit und Mühe – um was? um elende Selbsterhaltung von einem Tag zum andern in einem genuß- und freudelosen Dasein. Hundertmal hab' ich nun schon erfahren, daß es größer ist zu leben, als zu sterben. Jeder elende Hund kann sterben.«
    Freitag, den 20. Dezember.
    »Ich mußte versuchen gestern auszugehen, zu fahren versteht sich; aber der Versuch ist mir übel bekommen. Meine Brust war so wund und ermüdet, als hätte sie auf einem Reibeisen gelegen, und noch ist Alles inwendig ein Schmerz.«
    Freitag, den 27. Dezember.
    »Meine Geliebtesten! Eure Briefe erhielt ich wohl am 23sten, aber seitdem rührte ich keine Feder an. Das war ein harter Rückfall! Ich bin gänzlich entkräftet und skelettiert. Meine skorbutische Gicht war mir im Arm, im Gedärme, im Magen. Drei Tage brach ich Alles aus, was ich trank. Es ist keine Gefahr gewesen, aber unsäglicher Schmerz,

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