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Auf Forsters Canapé: Liebe in Zeiten der Revolution (German Edition)

Auf Forsters Canapé: Liebe in Zeiten der Revolution (German Edition)

Titel: Auf Forsters Canapé: Liebe in Zeiten der Revolution (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ursula Naumann
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aber vorher gab es in Paris für ihn noch allerhand zu tun. Er mußte sich Papiere und Geld für Therese beschaffen. Das dauerte seine Zeit. »Die Tage gehen hier hin, wie gar nichts. Man kann nur des Morgens früh Leute antreffen. Abends geht jeder ins Schauspiel, in Gesellschaft, oder treibt seine eigene Angelegenheit«, schrieb er am 24. Oktober in einem grimmigen Brief. »Die Grenzenlosigkeit unserer Kräfte wird die Koalition jetzt erst in ihrem vollen Maße empfinden. Mag es denn brennen und verbrennen, weil sie nichts haben retten wollen! Wir haben die Vendée nun ausgerottet , und so werden wir ausrotten , was sich uns widersetzt. Es ist an keine Ausgleichung zu denken, als bis man bittend zu uns kommt. Die Lava der Revolution fließt majestätisch und schont nichts mehr. Wer vermag sie abzugraben? Ich sehne mich herzlich nach Euch; meine Kinder zu umarmen ist die einzige Kühlung für den Brand, der mich verzehrt. Noch einmal und dann!«
    * * *
    Wenig später hält Forster einen Paß in Händen, der ihn als agent du pouvoir executif ausweist und seinen Auftrag nennt. Er soll die Stimmung der Schweizer in bezug auf Frankreich erkunden. Damit ist eine Reise in die Schweiz von französischer Seite aus legitimiert. Am 31. Oktober kommt er im grenznahen Städtchen Pontarlier an, wo er seine Pläne ändert. Sie und Huber dürften nicht einreisen – Ausländer seien »von diesem heiligen Boden ausgeschlossen« –, schreibt er Therese am 1. November. Da sie nicht will, daß er nach Neuchâtel kommt, schlägt er ein Treffen im nahen Môtier (im Val de Travers) vor. Therese möge sich erkundigen, ob er in aller Sicherheit kommen könne, drängt er. Sobald er das wisse, werde er aufbrechen.
    Über die Daten und die Dauer dieses Treffens, das dann doch nicht in Môtier, sondern in einem abgelegenen Wirtshaus auf den Höhen des Neuenburger Jura stattfand – offenbar sollte niemand davon erfahren –, herrscht Unklarheit. Aus dem Brief Forsters vom 1. November geht hervor, daß er früh am 5. November, einem Dienstag, aufbrechen wollte, um am Mittag am verabredeten Treffpunkt anzukommen. »Wir waren den 5. 6. 7. 8. November beisammen«, berichtet Therese nur wenig später. Sollten sie wirklich so lange zusammengewesen sein? In der Forschung hat sich die Datierung Paul Zinckes durchgesetzt, der schreibt, Forster sei am Abend des 6. November wieder auf französischem Boden gewesen, und die Begegnung vom 3. bis zum 5. November stattfinden läßt. Das verträgt sich freilich nicht mit Thereses Angaben, auch nicht damit, daß Forster am 3. November aus Pontarlier noch einen Bericht nach Paris schrieb.
    »Meine Einzige Therese, – – Alles habe ich aufgeboten, um mich zu halten ; aber jetzt brichts los. O meine Kinder! Wie blutet mein Herz bei diesem Abschied! Ich habe, und Ihr werdets mir angemerkt haben, sehr glückliche Stunden mit Euch gelebt. Der Blick auf die nächsten Wochen und Monaten vielleicht – ist für mich Vereinzelten traurig. Die Erinnerung an mein verlorenes Glück und das Gefühl meiner jetzigen Ohnmacht, uns allen zu helfen, die Tränen, die Ihr alle vergossen habt, und der Schmerz, der uns alle preßte, werfen mich nieder. Ich will und werde mich aufraffen; seid unbesorgt. O lebt in mir, wie ich in Euch zu leben gedenke.«
    Sie hätten in einem kleinen Schweizer Grenzdorf miteinander vier sehr frohe Tage verlebt, schreibt Therese am 21. November ihrem Vater. »Er hatte uns dort ein Rendez vous gegeben, weil seine Commission in Arras durch die völlige Taubheit der Engländer, bei allen Anerbietungen die Gefangenen auszutauschen, von selbst aufhörte. Er wird unablässig als Agent du pouvoir executif gebraucht. Sie können sich denken, welche rührende undfrohe äußerst interessante Zusammenkunft es sein mußte. Er war von den Kindern höchst zufrieden, und diese hatten über ihr Väterchen und über ihr Hüberchen, die sie nun beide beisammen hatten, einen gewaltigen Lärm. Das Schwatzen nahm kein Ende, wir saßen bis in die Nacht, lasen, schrieben und erzählten. Er ist herzlich wohl und so wie es seine Briefe mir schon lange zeigten gleichmütiger und fester wie jemals. Es machte ihm ganz besondere Freude die Kleinen ihr Französisch wälschen zu hören. Es war wohl ein närrischer Haufen Menschen, der in dem kleinen Dörfchen beisammen saß! Drei Menschen die sich immer ehrten und liebten, deren äußeres Verhältnis aber das grausamste Mißtrauen zwischen sie stellte; sie sahen sich nun

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