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Auf Forsters Canapé: Liebe in Zeiten der Revolution (German Edition)

Auf Forsters Canapé: Liebe in Zeiten der Revolution (German Edition)

Titel: Auf Forsters Canapé: Liebe in Zeiten der Revolution (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ursula Naumann
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Schlaflosigkeit, Schwächung des ganzen Körpers.
    Meine armen guten Lieben! So wirft uns das Schicksal hin und her! Meine Ärzte, alle drei , denn an denen hat es nicht gefehlt, und die berühmtesten, warnten mich am meisten vor Gemütskrankheit und hatten Recht; denn die immer fehlschlagende Hoffnung und die Unvermögenheit, unser gemeinschaftliches Wohl nach Wunsch zu befördern, haben gewiß zu meiner Krankheit sehr wesentlich beigetragen. Sobald ich kann, schreib ich mehr. Ihr begreift, daß dieses ein effort ist, den nur unser Band möglich macht. An Hülfe, Freunden, Besuch, Anerbietungen hat mirs nicht gefehlt. Ich hoffe in vierzehn Tagen ein Mensch zu sein, jetzt bin ich ein Schemen.«
    Sonntag, den 29. Dezember.
    »Heute kann ich die Feder nicht halten. – Ich hoffe nun in ein paar Tagen Linderung. Seit zehn Tagen kein Auge zu.«
    Sonnabend, den 4. Januar 1794.
    »Nur ein paar Zeilen aus meinem Schmerzensbett, um meine Teuersten nicht ohne Nachricht zu lassen. Meine Krankheit dauert nun den dreizehnten Tag. Ich tue kein Auge zu, hatte bis diese Nacht immer Schmerzen, mehr oder weniger heftig. Jetzt bricht sichs, wie es scheint, den vierten Tag nach Anlegung zweier Blasenpflaster. Gefahr ist keine, Kräfte sind noch da, obschon so gemindert, daß es langsam mit der Herstellung gehen wird. Glaubt, an meinem Krankenbericht ist kein Wort zu viel und zu wenig. Ich bitte Sie, lieber Huber, zu verhüten, daß unsere Therese sich nicht Einbildungen macht. Wahr, ich bin sehr und schmerzlich krank; aber noch einmal: keine Gefahr.
    Nicht wahr Kinder, ein paar Worte sind besser als nichts? Ichhabe nun keine Kräfte mehr zum Schreiben. Lebt wohl! hütet Euch vor Krankheit; küßt meine Herzblättchen.«
    Das ist Forsters letzter Brief. Er starb am Freitag, dem 10. Januar, um 6 Uhr abends nach einem Schlaganfall. Ein Bekannter aus Mainzer Tagen war bei ihm.
    »Ich tat meine letzte Freundespflicht, und drückte ihm die Augen zu.
    Der Juge de Paix [Friedensrichter] hat auf sein Hinterlassentum gleich die Siegel angelegt. Solches besteht aus zwei vollen Koffern; in solchen findet sich auch seine Uhr, seine Brieftasche mit Assignaten, seine Briefschaften, Kleider und Wäsche etc.; auch hat die Wäscherin noch Wäsche, und wie mir unser verstorbener Freund noch heute morgen sagte, so hat er auch noch seine Apointements [Gehalt] von mehr als 60 Tagen zu fordern; seine Schulden sind zweimonatlicher Hauszins, die Doktor-, Apotheker- und Wärter-Kosten, dann die wenigen Begräbnisauslagen.« Ein Beamter stellte den Totenschein aus. Georges Forster – agé de trente neuf ans, domicilié à Paris, rue de Moulins, No. 542, Section de la Montagne. Marié à – sa femme absente. [ 41 ]
    Zwei Tage später wurde er begraben. Die Gazette national brachte am 18. Januar einen längeren Nachruf, in dem es heißt: »Ein skorbutisches Fieber, eine Folge seiner Seereise, häuslicher Kummer und seine Arbeiten rissen ihn aus der Bahn.«
    * * *
    Thereses Brief, in dem sie ihrem Vater von Forsters Tod berichtete, erreichte ihn Ende Januar. Er antwortete mit der Liebeserklärung an den Mann, den sie betrogen und verlassen hatte. »Seit der gestern erhaltenen, mich gänzlich betäubenden Nachricht kann ich meine Gedanken noch nicht wieder sammeln; ich bin untröstlich über den Verlust meines Forster. Wohl war es mein Forster; ich liebte ihn unaussprechlich! So viel Empfindungen mischten sich hier zusammen! Sein Wert, – ach, ersetzt wird er der Welt nicht wieder! Was für Kenntnisse hier vereinigt waren, treffen nicht leicht wieder zusammen. Der edelste Charakter, das beste Herz und mir immer der Gegenstand des Kummers, des Mitleidens; – immer gerührt dachte ich an ihn, er verdiente mehr als Tausende glücklich zu sein, war es nie, war so tief unglücklich! Es ist mir noch unmöglich zu denken, daß ich ihn nie wieder sehen soll.
    Nie werde ich ihn vergessen können, immer wird er mir vor Augen schweben: – Du edler, bester Mann.«
    Therese und Huber heirateten am 10. April 1794.
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    [ 36 ]  ist nicht aus einem Stück gemacht – er ist aus tausend Teilen zusammengesetzt.
    [ 37 ]  »Sagen Sie mir aufrichtig, Madame, wie alt sind Sie?« »In zehn Jahren, mein Fürst, würde ich Ihnen nicht mehr die Wahrheit sagen, aber heute wage ich es, sie zu sagen, ich habe die 21 überschritten« »Was? Sie sehen aus wie ein Kind von 13 Jahren« – »Dank meiner verrückten Lebensweise, Monseigneur.«
    [ 38 ]  Warren Hastings (1732-1818),

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