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Auf fremdem Land - Roman

Auf fremdem Land - Roman

Titel: Auf fremdem Land - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Luchterhand
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viel ruhiger.
    »Was ist los, mein Freund? Du bist ganz grün im Gesicht«, begrüßte ihn Roni.
    »Gib mir ein Glas Wasser«, erwiderte Ariel und betrat den Wohnwagen.
    »Gut«, sagte Ariel, nachdem er sich erholt hatte. »Gute Nachrichten. Drei Olivenöl-Boutiquen in Tel Aviv, die das Öl probiert haben, wollen eine ernsthafte Bestellung aufgeben. Alle sagen, dass genau das heute läuft, ein schwerer, intensiv würziger Geschmack mit dem echten Geruch nach Oliven. Nicht wie das italienische und das spanische, das hellgelb und leichter ist.«
    »Na klar, das ist die wahre Sache.« Roni genoss es, die Worte im Mund zu rollen. »Es ist nicht nur besser als das aschkenasische, blasse, überbehandelte Öl der Europäer, es ist das beste hier im Land, das reinste, das schmackhafteste. Besser als das aus dem Galil, besser als das aus der Schomrongegend. Das sind die Oliven direkt neben der Wüste, das ist bab az-zaqaq , die Gegend mit dem edelsten Öl! Und uns kostet es neun Schekel pro Liter statt die sechzehn, die das billigste israelische Öl kostet.«
    »Fünfzehn kann auch sein«, korrigierte Ariel, doch Roni machte sich nicht die Mühe einer Erwiderung.
    Sie saßen im Hof von Gabis Wohnwagen, von dem aus man die Olivenhaine von Charmisch überblicken konnte.
    »Was heißt eine ernsthafte Bestellung?«, fragte Roni nach kurzem Nachdenken.
    »Ein Kubik plus«, erwiderte Ariel.
    Roni nickte und blies Rauch aus seinen Nasenlöchern. »Mal drei, sagst du. Ich hoffe, Mussa kann es mit solchen Mengen aufnehmen. Wir sind letztlich eine Boutique, kein Massenproduzent.«
    »Muss er. Drunter rentiert sich’s für mich nicht, auch nur einen Fuß aus der Klimaanlage zu setzen. Aber ich habe keine Bedenken, nachdem wir ihm einen Elektroantrieb gekauft haben, der seinen herzkranken Esel ersetzt. Und nur dass du’s weißt, Boutique hin oder her, ich habe den Traum einer perfektionierten Ölpresse mit Mengenproduktion nicht aufgegeben. Nachdem wir die Marke aufgebaut haben, können wir in eine italienische Fertigungsstraße investieren, und dann sind wir innerhalb von fünf Jahren versorgt.«
    Roni kicherte in sich hinein, denn ihm lag ein »mit Hilfe des Herrn« auf der Zungenspitze, das er sich im letzten Moment gerade noch verbeißen konnte. Er winkte Otniel und Jakir zu, die auf der Ringstraße in Richtung Synagoge gingen.
    »Jetzt pass auf.« Ariel suchte mit dem Blick seine schwarze Aktentasche, streckte die Hand danach aus und erreichte sie nicht, erhob sich fluchend aus dem Stuhl, um sie zu holen, und tastete währenddessen mit der Hand reflexartig nach Brieftasche, Schlüssel und Mobiltelefon in seinen Hosentaschen. Er zog bedruckte Seiten aus der Aktentasche, warf einen Blick darauf und reichte sie Roni, ohne ein Wort zu sagen. Roni nahm sie entgegen, zog ein letztes Mal an seiner Zigarette und drückte sie anschließend im Aschenbecher aus. Er studierte die Seiten, und langsam stieg ein breites Lächeln auf seinem Gesicht auf. Er nickte schwungvoll.
    »Erste Skizzen für eine Kampagne«, sagte Ariel zufrieden. »Ich will auch einen Entwurf mit gefakten Zeitungsartikeln. Die Leute werden tot umfallen.«
    »Oder ich fall tot um. Was werden Leute denken, die mich kennen, wenn sie mich so in der Werbung sehen?«
    »Sie werden dich nicht so schnell sehen. Das wird nicht an überregionale Zeitungen gehen oder so was. Du weißt schon, lokale Anzeigen, Schilder in Läden, solches Zeug.«
    »Im Höchstfall können sie sagen, das ist ›ein Israeli, der in unklarem Zusammenhang mit dem Ort steht‹.«
    »Wasdasdenn?«
    »Bloß so«, grinste Roni. »Der Artikel in der Washington Post . So hat mich der Mistkerl beschrieben. Wobei ich sogar froh war, bei Allah, dass sie keine Ahnung hatten, wer ich bin und wieso ich auf Baggerschaufeln springe.«
    »Der Sicherheitsminister ist nach Amerika gefahren deswegen, oder? Man kann das auch für unsere Zwecke ausschlachten. Vielleicht für den Export.« Ariel notierte sich etwas in ein kleines Notizbuch.
    »Warum nicht, schlachte nur, schlachte du nur.« Roni überflog wieder die Seiten und betrachtete mit Genugtuung das Bild von ihm und Mussa auf der Planierraupenschaufel. »Moment mal«, er blätterte zurück, »fehlt da nicht was?«
    »Die Orthodoxe«, bestätigte Ariel. »Wir haben sie in Photoshop rausgelöscht. Ich habe geschwankt, aber die Siedler sind abschreckend.«
    Roni nickte. »Zusammen die Schale neigen?«, las er den Slogan unter dem Bild mit der Planierraupe.
    »Das sind nur

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