Auf fremdem Land - Roman
Entwürfe. Es gibt diverse Möglichkeiten für Slogans. Du glaubst nicht, was man mir für Kataloge zusammenstellt: Bibelzitate, Symbole, arabische Verse, Tradition, Erdverbundenheit, Gebrauchsarten von Olivenöl. Da fällst du in Ohnmacht.«
»Schön, schön. Bring noch den Golani rein mit dem Olivenbaum als Emblem – Roni, der Golantschik, der vom armen Soldaten mit einem Olivenbaum auf der Schulter zusammen mit einem Araber zum Olivenölhersteller wurde. Sozusagen, kapiert?«
Ariel lächelte höflich, doch sein Schweigen bedeutete, Roni, überlass es mir, mich mit der Vermarktung zu befassen. Laut sagte er:
» Jalla , Mann, frag Mussa, wann er mit dem Öl für uns rüberkommen kann.«
»Ich frag ihn gleich«, antwortete Roni, hob die Hand mit dem Mobiltelefon vor seine leicht kurzsichtigen Augen und tippte die Nummer des Palästinensers ein, »bin schon dabei.«
Das Sommerlager
Auf einmal war es mitten im Sommer. Der Monat Tamuz, sprich Juni, kam, und die großen Ferien begannen. An einer Reihe von Tagen organisierte Nechama Jisraeli Aktivitäten für alle Altersstufen (ein Tag Schwimmbad, ein Tag Ausflug, ein Tag Arbeit in Otniels Stall, ein Tag am Bau) und übertrug den größeren Kindern verantwortliche Aufgaben. Sie nannte das Sommerlager.
An einem dieser Tage unternahmen die Kinder einen Ausflug nach Nachal Chermesch. Um acht Uhr morgens traf Nechama mit ihren Söhnen, Boaz und Schneur, an jeder Hand einen, und ihrem riesigen Kugelbauch im Kindergarten ein. Elazar Freud brachte seinen Sohn Nefesch vorbei und verschwand dann in der Synagoge zum Morgengebet mit den Männern. Amalia Rivlin schob den Kinderwagen mit dem Baby, ihrem Bruder Zebuli, daneben ging ihre kleine Schwester Tchelet und etwas dahinter ihre Mutter Scha’ulit, die am Mobiltelefon schwatzte, lachte und mit ausholenden Bewegungen gestikulierte, während sie sagte: »Irre, irre.«
Ansonsten kamen noch Schimi und Tili Gottlieb und sämtliche Asis-Kinder außer Jakir: Gittit, die den Sommer über als stellvertretende Kindergärtnerin fungierte, Debora, Chanania, Emuna und Schuv-El sowie Beilin, der Hund. Auf Nechamas Bitte hin nahm Jehu an dem Ausflug teil, auf dem Rücken von Killer mit einer Jericho-Pistole 941 im Halfter, und als die fröhliche Gesellschaft durch das Eingangstor der Siedlung hinausmarschierte, überraschte der Soldat Joni Nechama mit der Frage: »Kann ich mitkommen?«
»Sicher«, antwortete sie, »aber musst du nicht hier am Tor bleiben?«
»Es gibt hier noch mehr Soldaten«, versetzte Joni und deutete in den Wachpostenraum hinein. »Und es ist auch ein ruhiger Tag.«
»Dem Herrn sei Dank«, erwiderte Nechama. Immer bestand die Angst, dass sie auf einen Araber stoßen würden; ein Soldat als Begleitung würde bestimmt nicht schaden.
Die Gruppe rückte langsam vorwärts, mit Hüten auf dem Kopf und Wasserflaschen und belegten Broten in den bunten Rucksäcken. Die großen Kinder eilten voran, die kleineren und die schwangere Kindergärtnerin wackelten wie Pinguine hinterher, und die ganz kleinen saßen in einem Bollerwagen, den Gittit schob, und wurden als besondere Gunst abwechselnd auf Killers Rücken gehoben, behütet von Jehus starken Händen. Alle gingen die abfallende Sandstraße entlang bis zum niedrigsten Punkt des Wadis, zwischen den Hügeln von Ma’aleh Chermesch 3 und 2, wo der Pfad in Richtung Nachal Chermesch abbog. Ein Adler schwebte über ihnen, einer von zweien, die fast jeden Tag vom Hügel aus zu sehen waren. Nechama deutete auf ihn und fragte, »Was ist das?«, und die Kinder riefen begeistert die Antwort.
Nach einer Viertelstunde, schon nahe der Höhle, auf einem kleinen, verdorrten Feld neben einem bescheidenen Schild des Jüdischen Nationalfonds, auf dem »Jennifer-Solomon-Zimmerman-Hain« zu lesen stand, legten sie eine Rastpause ein, um zu essen und zu trinken. Sie wuschen sich die Hände und sprachen einen Segen, dann trockneten sie sich ab und sprachen den Segen über ihren Broten, und danach bissen sie hinein. Nechama deutete auf Pflanzen – Wüstenwermut, dorniges Becherkraut, rauhaarige Ochsenzunge, Duftsalbei, Flammenblume – und machte sie auf einen dicken, weißgeflügelten Steinschmätzer aufmerksam, der sich im Schatten ausruhte. Die Kinder richteten müde Blicke auf den Vogel. Tili Gottlieb und Emuna Asis, denen beiden ein unterer Schneidezahn fehlte, eine im weißen Kleid, die zweite in einem gelben, das sie von ihren Schwestern geerbt hatte, hielten sich an den Händen und
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