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Auf fremdem Land - Roman

Auf fremdem Land - Roman

Titel: Auf fremdem Land - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Luchterhand
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Militärfahrzeug mit den schwarzen Nummernschildern stand da, und die Wagen mit den gelben Schildern umfuhren es. Otniel verlangsamte, erwog anzuhalten, denn er war lange genug auf dieser Straße gefahren, um zu wissen, dass wieder mal ein Ninja seinen Preis gefordert hatte. Insgeheim war er überzeugt, dass diejenigen, die die Ninjas ausstreuten, weder judenfeindliche Palästinenser noch Besetzungsgegner waren, sondern die Söhne von Junes, dem Besitzer des Reifenpannendiensts in Madschdal Tur, bei dem letztendlich die allermeisten Reifen zur Reparatur landeten. Doch als Otniel Omer erkannte, fuhr er weiter. Er boykottierte den Kommandeur des Sektors, seit er in der Washington Post als jener »Offizier« zitiert worden war, der die Siedler schlechtgemacht hatte. Omer hatte damit zu argumentieren versucht, dass seine Worte aus dem Zusammenhang gerissen worden seien, doch Otniel hatte ihm, auch nach all den Monaten, nicht verziehen.
    Das Geprassel des Regens wurde ein wenig leiser, und Otniel sagte zu seinen Kindern: »Wenigstens wird das Auto sauber!« Er lachte und streichelte seinen Bart. Sie lachten nicht. Trotz der Unterbrechung, die ihnen der Regen in ihrem Streit aufgezwungen hatte, waren sie immer noch in kriegerischer Stimmung. Als sie an dem Offizier vorbeifuhren, stieß Gittit, wie ein Echo der Gedanken ihres Vaters, den Fluch aus: »Getilgt sei dein Name, Widersacher.«
    Jakir entgegnete ihr: »Wie redest du denn, schäm dich.«
    »Ich soll mich schämen? Schäm du dich. Und diese Armee soll sich schämen, die diese Undankbaren zu uns schickt, und nachher lassen sie sich interviewen und ziehen uns in den Dreck. Pfui, getilgt sei dein Name, Schurke.« Otniel versuchte, den Radiosender zu finden, der sich verloren hatte.
    Jakir sagte: »Du bist eine Heuchlerin. Sie schützen uns. Bewachen die Straßen, die Siedlungen. Papa, warum hast du nicht angehalten, ich glaube, er ist auf einen Ninja gefahren.«
    »Bewachen?«, schnaubte die große Schwester. Seit sie die religiöse Mädchenlehranstalt in Samaria besuchte, dachte Otniel, war sie in ihren Ansichten extrem geworden, und jedes Mal, wenn sie in den Ferien nach Hause zurückkam, hörte sie sich noch unbeugsamer und aggressiver an. Otniel und Rachel hatten schon oft darüber gesprochen. »Jakir«, fuhr Gittit fort, »ich hoffe doch sehr, dass du dich nicht einziehen lässt, und wenn sie dich, der Herr bewahre, dazu zwingen, dann nur in Kombination mit religiösen Studien, ein Jahr und vier Monate.«
    Jakir erwiderte ihr, dass die Armee über alles gehe, denn wenn jeder aus seinem eigenen Grund vor ihr davonlaufe, würde keine Armee mehr übrig bleiben, und wer würde dann den Staat und sie schützen? Otniel streichelte seinen Bart und schwieg. Die Scheibenwischer schabten im Takt. Es sind noch über drei Jahre, bis Jakir eingezogen wird, dachte er. Wer weiß, was bis dahin alles passiert. Wer weiß, was bis nächste Woche passiert. Seine Kinder schlossen sich seinem Schweigen an. Der Regen ließ nach, hörte jedoch nicht auf. Wer wird uns schützen?, hallte Jakirs Frage nach. Vielleicht dachten alle drei in diesem Augenblick an Joni, den äthiopischen Soldaten, der sie bewachte. In Gittits Augen jedenfalls blitzte Zorn auf.
    »Wisst ihr, dass Joni nächste Woche entlassen wird?«, fragte Jakir. Gittit warf ihm einen raschen Blick zu.
    Ein Motor röhrte hinter ihnen auf, und ein großes Geländefahrzeug setzte zum Überholen des stotternden Renaults an. Die Familie Asis schaute dem Wagen nach, über dessen Hinterseite sich der Aufkleber zog: »Gebrüder Weizmann Sanierung und Bau«. Herzl Weizmann winkte mit einem Gipsarm breit lächelnd aus der Fahrerkabine, während er überholte. Otniel lächelte zurück: »Die Straße gehört uns allen, Väterchen, gern geschehen.«
    Hauptmann Omer Levkovitsch stieg im Regen aus. Er trat zur Hinterseite des Jeeps, holte den Reservereifen und das Werkzeug heraus. Er schrie dem Fahrer und dem Sanitäter zu, sie sollten aussteigen. Der Fahrer war neu, er kannte diesen Jeep nicht. Omer rief ihm im Regen Anweisungen zu.
    Ein Wagen blinkte und hielt neben ihnen. »Brauchen Sie Hilfe, Herr Offizier?«, fragte ein bebrillter Gentleman mit ergrauendem Haar. Als er mit einem großen, schwarzen Regenschirm ausstieg, fiel Omer sein dunkler Anzug auf.
    »Ausgezeichnet, halten Sie den großen Schirm hier über uns«, sagte Omer und löste die Schrauben des platten Reifens.
    Der Mann stand mit dem Schirm über ihm und über dem Fahrer.

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