Auf fremdem Land - Roman
Wettbewerb bescherte.
Joni fand ein braun-weiß gestreiftes Sweatshirt und zog aus dem Kasten mit der Sicherheitsausrüstung echte Stahlhandschellen, die er an seine eine Hand fesselte – ein Häftling. Jehu war Königin Ester, geschminkt mit dicken Seitenlocken, und sein Pferd Killer trug eine Nikolaushaube aus Bethlehem. Jenia Freud hatte sich als Supermarktkassiererin verkleidet, mit einem weißen Kittel, ausladender Brille, zusammengesteckter Frisur und dem Mantra »Haben Sie eine Kundenkarte?«. Chilik, Nechama und Schneur hatten sich im Pulk als Bräute verkleidet. Die Babys Zebuli Rivlin und Jemima-Me’ara Jisraeli hatten klitzekleine Sonnenbrillen und Spielzeuggitarren bekommen und wurden als Rockband definiert. Und Neta Hirschson hatte von zu Hause ihr professionelles Kosmetikset mitgebracht und geholfen, die Kinder zu schminken, und anschließend übernahm sie die zeremonielle Leitung: segnete die Ankömmlinge und schmähte die Obrigkeit, riet dazu, zu essen und zu trinken, und dankte den am Werk Beteiligten. Sie selbst war als orangefarbene Tigerin verkleidet, mit Pelz und scharfen Krallen.
Den ersten Platz gewann: Tchelet Rivlin, drei Jahre alt, als Maiskolben verkleidet, über und über mit Noppen bedeckt, die von Scha’ulits geduldiger Hand im Laufe von Wochen angenäht worden waren, ein blassgelbes, echtes Maiskleid. Die Idee stammte von Tchelet, die Arbeit gemeinsam von ihr und ihrer Mutter, einschließlich der Kopfbedeckung aus wärmendem Fleece, die in der richtigen Form und der passenden Größe mit Schlitzen für Augen, Nase, Ohren und Mund genäht worden war. Perfekt, wie Neta Hirschson bei der Verleihung des Preises zugab – ein Thorabuch, eine feierliche Geschenksendung und zwei Karten für die zentrale Adlojada-Feier in den Binjanei Ha’uma, den Kongressgebäuden in Jerusalem am gleichen Abend, mit Auftritten von Avraham Fried und Mordechai Ben David mit chassidischen Liedern.
Ausgerechnet den Jeep von Omer hörten sie nicht. In diesem Stadium hatte das Fest seinen Höhepunkt erreicht, die Band spielte nach dem Kostümwettbewerb und den Reden wieder mit erhöhter Lautstärke. Leere Weinflaschen häuften sich am Rand, Wolken verfinsterten den Himmel, die durchdringende Kälte war dank der dampfenden Körper der beiden kleinen, zusammengedrängten Grüppchen, hier die Frauen, da die Männer, fast in Vergessenheit geraten. Roni-Harry-Potter erzählte seinem Bruder Gabi-Kareem-Abdul-Jabbar, dass er beschlossen hatte, die Siedlung zu verlassen, aber Kareem konzentrierte sich mehr darauf, Scha’ulit-Pinguinin zum Sieg ihrer Tochter beim Kostümwettbewerb zu beglückwünschen, worauf ihm die Pinguinin dankte und zuflüsterte, dass Nir-Rambo Tchelet-Maiskolben zu der Vorstellung in den Jerusalemer Kongressgebäuden heute Abend mitnehmen würde, vielleicht wollte Kareem also auf einen Sprung bei ihr vorbeischauen? Am Trennlaken tuschelte Jehu-Königin-Ester mit Josh-Araberterrorist, Joni-Häftlings Blicke hingen an Gittit, der üppigen Holländerin, die unter der strengen Aufsicht von Otniel-Michael-Jackson stand, und Elazar-Freud-Herzl separierte sich mit Jean-Marc-Armeeoffizier, beglückwünschte ihn zu Neta-Tigers Schwängerung und nahm Nefesch, den Polizisten, auf den Arm, der bitterlich weinte. Tränen würgten auch im Hals von Chanania-Asis-Silberraumschiff, der sicher gewesen war, dass er den ersten Platz gewinnen würde, und nur den Trost von Rachel-Schneewittchen gewann. Purimstimmung vom Feinsten.
Und da kamen die Soldaten.
Das Feuer
Ein Hubschrauber stand am Himmel. Aller Augen wandten sich ihm zu und auch dem David Jeep Hauptmann Omer Levkovitschs. Besorgte Blicke wurden ausgetauscht.
Otniel machte Roni ausfindig und sagte zu ihm: »Es wird Zeit. Macht euch auf den Weg.«
Harry Potter schenkte Michael Jackson, der da zu ihm sprach, einen blanken Blick, die, wie an Purim verlangt, wer weiß wievielte Bierflasche in der Hand. Dann fiel es ihm ein. »Ah! Stimmt! War das dein Ernst, ja?«
»Ja«, erwiderte Otniel.
»Nein, nur weil Purim ist und so, und woher soll man wissen, was …«
»Mein Ernst«, stellte Otniel fest.
Roni fand Jakir, den Schalom-Achschavnik-Friedensaktivisten, und sagte zu ihm: »Komm, wir gehen.«
Jakir, der auch paar Gläschen getrunken hatte, erwiderte: »Jalla.«
Otniel sagte: »Apropos jalla , nehmt auch den Araber mit.« Er deutete auf den maskierten Kafijaträger.
»Josh?«, fragte Jakir.
Das Trio machte sich auf den Weg.
Nach Omers Jeep trafen
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