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Auf fremdem Land - Roman

Auf fremdem Land - Roman

Titel: Auf fremdem Land - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Luchterhand
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Otniel.
    »Vielleicht mit deinem Bruder?«, schlug Otniel vor.
    »Ausgeschlossen«, gab Roni zurück.
    Otniel dachte nach, und dann sah er die Antwort direkt vor seinen Augen. »Hier, nimm diesen Schalom-Achschavnik mit. Ideal!« Er legte die Hand auf den Arm seines Sohns Jakir.
    »Deinen Jungen?« Roni hob eine Braue nach Harry-Potter-Manier. »Du lieber Himmel, hast du keine Angst um ihn?«
    »Es ist eine Menge Militär in der Gegend. Es wird schon gut gehen. Außerdem, nehmt das mit, zur Sicherheit.« Otniel hob seine Hemdzipfel hoch und enthüllte die Desert Eagle VII , die in seinem Hosenbund steckte.
    Die gegensätzliche Herangehensweise von Otniel Asis und Chilik Jisraeli präsentierte mehr oder weniger die geteilte Seele fast eines jeden Hügelbewohners: Furcht vor der Macht, Blindheit und Opportunismus oder vielleicht auch Hinterhältigkeit des Sicherheitsministers und seiner Heerscharen auf der einen Seite, und auf der anderen der Glaube an die Rechtmäßigkeit des Weges und an den Heiligen, gelobt sei er, der uns am Festtag aus ihrer Hand erretten wird, ganz sicher doch nach dem Fasten, den Bußgebeten, den Segenssprüchen und der Spende an die Armen. Daher zeigten sich jedes Mal, wenn das Tuckern eines Motors jenseits des Torpostens aufklang, besorgte Blicke, die auf das Auftauchen des Fahrzeugs und die Botschaft warteten, die seine Identifizierung bereithielt.
    Als Erster traf Herzl Weizmann mit seinem großen Gefährt ein und begann umgehend, mit zwei Arbeitern die Spielplatzanlage für das Fest zu präparieren: eine Bühne, Ständer für Beleuchtung und Lautsprecher, Stromkabel, vorübergehende Demontage aller abbaubaren Installationen, und in der Mitte des Spielplatzes wurde ein Laken zur Unterteilung von Männern und Frauen aufgezogen.
    Als nächste in der Reihe kamen vier quicklebendige, fruchtbare Ziegen, ein Neuzugang für Otniels Hof. Vor lauter Aufregung hatte er die Lieferung beinahe vergessen, doch siehe da, hier waren sie in voller Pracht mit ihren Dutzenden Kilos, ihrer spärlichen Wolle und den vollen Eutern. Und nicht nur das, dem Fahrerhäuschen entstieg auch noch eine holländische Schönheit, mit Holzpantinen, eine glänzende blonde Perücke auf dem Kopf, schwer geschminkt, mit künstlichen Wimpern, in einem puppenhaften, europäischen Kleid. Die Augen brauchten einen Moment der Angleichung und Justierung, eine feine Bilanzierung zwischen der Erinnerung an die Gesichtszüge und der Erkenntnis, dass Purim war – Gittit!
    Joni erlitt fast einen Herzinfarkt beim Anblick der glatthäutigen, holländischen Schönheit, und gleichzeitig war er verstört. Die Truppen sollten seit dem Morgen hier sein, doch Omer antwortete nicht am Mobiltelefon, und alle hier waren in ihren Kostümen und in Feierstimmung, und die Kälte fraß sich trotz der gefütterten Montur, der Pudelmütze, der doppelten Schicht Unterhemden und den langen Unterhosen in seine Knochen. Ein weiteres Motorbrummen war zu hören, Joni hob den Blick, und von der Höhe seiner ein Meter siebenundsechzig aus erspähte er den Wagen der Jerusalemer Tonfirma, deren Mitarbeiter rasch Kisten ausluden, Lautsprecher und Beleuchtung montierten und anschlossen. Nach ihnen trafen Die Kolonisatoren ein, vier bebrillte Siedler mit Häkelkipas in harmonisch abgestuften Farben, billigen schwarzen Jacketts und schmalen Klavierkrawatten aus den Achtzigerjahren, führten einen schnellen Soundcheck durch und gingen etwas trinken.
    Musik brach aus den Lautsprecherboxen, die in den Ecken des Spielplatzes aufgestellt worden waren. »Wenn Adar kommt«, aus irgendeiner Sammlung von Purimliedern. Silbrige Wolken sammelten sich am Himmel. Omer antwortete endlich und brachte Joni auf den aktuellen Stand. Man wartete auf die finale Genehmigung. Es hatte eine Dringlichkeitssitzung beim Generalstabschef gegeben – während des Fests evakuieren oder nicht, einen Hubschrauber aufsteigen lassen, ja oder nein. Als ob man diese Operation nicht tagelang geplant hätte. Als ob sie nicht gewusst hätten, dass es ein Feiertag ist und dass die Gültigkeit der vom Obersten Gerichtshof des Staates Israel ausgestellten Befehle auslief. Omer bat Joni, sich keine Sorgen zu machen. »Ich mach mir keine Sorgen, Kamerad«, sagte Joni mit klappernden Zähnen. »Morgen bin ich in der Hauptbasis zur Entlassung, mit oder ohne Aktion.«
    »Was für eine Aktion?«, fragte ihn ein großer Pinguin. Es war Scha’ulit Rivlin, die in Begleitung einer orangefarbig bezopften,

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