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Auf fremdem Land - Roman

Auf fremdem Land - Roman

Titel: Auf fremdem Land - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Luchterhand
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sommersprossigen Pippi, ihrer ältesten Tochter Amalia, zum Militärwohnwagen gekommen war, um bunte Purimgeschenke zu verteilen.
    »Bloß so, es gibt da irgendeine Sonderaktion für eine Stereoanlage, die ich kaufen will, ein Entlassungsgeschenk.« Sein zögerndes Lächeln gab seine weißen Zähne frei.
    »Warum bist du noch nicht verkleidet?«, schimpfte ihn Amalia, und er antwortete: »Ähh … ich verkleide mich gleich …«
    »Als was?«, hakte das Mädchen nach.
    »Amalia, das ist ein Geheimnis!«, warf die Pinguinin ein und zwinkerte ihm aus ihrem Fellkopf heraus zu. Sie entfernten sich Hand in Hand zum Spielplatz, von dem jetzt »Kleiner, netter Clown« plärrte.
    Die Spielplatzanlage füllte sich zunehmend. Wein- und Bierflaschen standen auf dem Tisch in einer Ecke neben Tellern mit Bissli Grill und Chipsletten, denn wie die Amoraim, die talmudischen Weisen, sagen – der Mensch muss sich an Purim berauschen, ad-delo-jada , bis er zwischen dem gelobten Mordechai und dem verfluchten Haman nicht mehr zu unterscheiden weiß.
    Die Kolonisatoren stiegen auf die Bühne und eröffneten mit »Jakobs Rose«. Der elfeinhalbjährige Chanania Asis hatte sich mit Hilfe einer Menge Kartons und Silberpapier in ein schnittiges Raumschiff verwandelt. Zu seiner Enttäuschung erreichte er nur den dritten Platz beim Kostümwettbewerb. Bigfoot dagegen, der Schneemensch, als der sich der fünfjährige Boaz Jisraeli verkleidet hatte, indem er sich in ein Laken mit Augenlöchern und aufgenähten Wattestreifen wickelte, sollte mit seinem vierten Platz durchaus zufrieden sein. Gavriel Nechuschtan war Kareem Abdul-Jabbar im grünen Trainingsanzug mit Sportsocken und hohen Basketballschuhen, ein Schweißband um den Kopf und Gelenkschützer an den Händen, mit einem platten Ball unterm Arm, der einmal Schimi Gottlieb gehört hatte. Sein Bruder Roni antwortete den Kindern, die ihn fragten, als was er sich verkleidet hatte, mit »Harry Potter«, und Elazar Freud stellte Herzl im schwarzen Anzug mit schwarzem Bart dar – bis kurz bevor er das Haus verließ, hatte er gedacht, er sei König David, doch er hatte kein Zepter oder einen roten Bart gefunden. Jean-Marc Hirschson war ein israelischer Armeeoffizier – hatte seine Reservedienstuniform aus dem Schrank gezogen und auf seine Brust eine mosaikartige Palette von Nadeln von Kriegsveteranen geheftet sowie silbergeflügelte Spangen von Kommandoeinheitskämpfern.
    Ein weiteres Fahrzeug knatterte herauf, und alle drehten die Köpfe. Es handelte sich nur um den Subaru von Nir Rivlin – »was für ein Zaddik ist mein Herr«, flüsterte Neta jedes Mal, wenn sie erkannte, dass es sich nicht um feindliche Horden handelte. Allerdings saß nicht Nir Rivlin hinterm Steuer, sondern Rambo mit seinen blutigen Narben, aufgepumpten Muskeln und zerrissenen Kleidern, einem Plastikmaschinengewehr und einem Patronengürtel. Zwei Dreijährige verstärkten ihn als bewaffnete Kohorte: Nefesch Freud, der Polizist, und Schuv-El Asis, der mit Knallern reichlich ausgerüstete Cowboy, der einen Bamba-Riegel unter seinem aufgemalten Schnurrbart aß. In diese Liste konnte man auch Josh mit aufnehmen, als arabischen Terroristen, die rötliche Haarfülle von einer Kafija bedeckt und den zwingenden großen Schnurrbart, aus Plastik, über seinen Lippen. Die Kolonisatoren gingen zu einer fröhlichen Melodie der Chabad-Chassidim über und anschließend zu einer Rockversion von »Ich bin Purim«.
    Gabi-Kareem-Abdul-Jabbar verfolgte angespannt die Begegnung von Nir-Rambo und Scha’ulit, der Pinguinin. Er fühlte sich wie ein kleiner Junge in einer Ecke des Fests, der jede Bewegung seiner Liebsten beobachtet, in banger Erwartung auf einen Slow. Was ist los mit mir, fragte er sich. Wenn die Pinguinin an ihm vorbeiging oder ihm einen ansatzweise lächelnden Blick zuwarf, wurden ihm die Knie weich.
    Rachel Asis war Schneewittchen und ihr Mann Otniel – mit Hilfe einer widerspenstigen Locke, einem schwarzen Hut, der der eines Rabbiners hätte sein können, einem roten Glitzeranzug und Schminke um die Augen – Michael Jackson. Und außer ihrer Tochter, der Holländerin, und ihren Söhnen – dem Linken, dem Silberraumschiff und dem Cowboy – hatten sie in der Familie eine vierzehnjährige Archäologin in Khakimontur mit Vergrößerungsglas – Debora – und eine rote Paprikaschote, mit einer weichen Spezialgummihaut überzogen, die maßgeschneidert und feuerrot gefärbt war und der sechsjährigen Emuna den zweiten Platz im

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