Auf immer und ewig
ob ich okay sei, was ich immer mit einem möglichst lässigen „Ja, alles klar“ beantwortete. Zu den Häftlingen war der Fall ebenfalls vorgedrungen und auch Jason wußte davon, wie ich bei unserer nächsten Sitzung direkt feststellen durfte. Er sah mich mit einem Blick an, der von Sorge, aber auch von Wut geprägt war. Besonders diese Wut in seinen Augen hatte ich vorher noch nie gesehen.
„Was hat das Arschloch dir angetan.“ sprudelte es aus Jason heraus. Es klang mehr wie eine Feststellung als wie eine Frage.
„Es ist nichts. Johnny hat eine schwere Persönlichkeitsstörung und ist für sein Handeln nicht selbst verantwortlich. Und mir ist ja nichts Schlimmeres passiert.“ gab ich beruhigend zurück. Das schien Jason alles andere als zu beruhigen , denn er redete einfach weiter.
„Dafür muss er büßen. Schwer büßen. Sowas macht er nicht zwei Mal.“ murmelte Jason als würde er mit sich selbst sprechen. Er starrte an mir vorbei gegen die Wand, als habe er vergessen warum er eigentlich hier ist. Jeder meiner Versuche, ihn zu beruhigen, scheiterte, Jason schien sich selbst nur noch mehr in seine Wut reinzusteigern. Ich gab auf für heute, mit ihm war über nichts anderes zu reden. Als ich aufstand zu gehen, sprang auch Jason auf und zog mich an sich heran. Für einen kurzen Augenblick erkannte ich etwas Weiches, Besorgtes in seinen Augen.
„Tut mir Leid wenn ich heute so abwesend bin, aber ich kann an nichts anderes denken. Ich verspreche dir, so einfach kommt das Arschloch damit nicht davon.“ Bevor ich ihm sagen konnte, dass er ihm bloß nichts antun sollte, dass das eine absolut schlechte Idee war, küsste er mich. Und ich verließ wortlos den Raum, während die Wärter ihn abführten.
Dass Jason ernst gemeint hatte, was er sagte, erfuhr ich am nächsten Tag. Ich saß gerade in meinem Büro und studierte eine der Insassen Akten, als Frank ohne Anzuklopfen hereinstürmte. Ich sah ihn überrascht an.
„Du hast keine Ahnung, was eben passiert ist. Vor ungefähr zwanzig Minuten hat Jason Gardner Johnny mit einem selbstgebastelten Messer angegriffen. Irgendwie hat er es geschafft, sich aus den Plastikgeschirr beim Frühstück und Klebeband eine Art Messer zu bauen. Er hat bis zum Freigang gewartet und hat Johnny hinter dem Basketballfeld aufgelauert und ihm das Messer direkt in den Rücken gestochen.“
Völlig erschrocken sah ich Frank an. Ich konnte nicht fassen, was er mir da erzählte. „Mein“ Jason hatte tatsächlich Rache geübt an Johnny. Ich war hin- und her gerissen zwischen einem Gefühl der Verbundenheit mit Jason, dass er tatsächlich bereit war, für m ich so weit zu gehen und einem Gefühl des Schockzustands.
„Und Johnny... was ist passiert? Ist er okay?“ fragte ich.
Frank nickte und seufzte auf. „Das Messer hat keine Hauptvenen getroffen, er hat nur eine Stichwunde im Rücken. Er ist momentan auf der Krankenstation, wo die Wunde versorgt wird. So langsam glaube ich wir müssen ihn wirklich auf eine andere Station verlegen. Ich verstehe nur nicht, wieso Jason das getan hat. Ihn scheint es wirklich wütend gemacht zu haben, dass Johnny dich angegriffen hat.“
Ich senkte den Blick, als könne Frank aus meinen Augen lesen dass da viel mehr hintersteckte und nickte zustimmend.
„Und Jason? Was ist mit ihm?“ Was mit Jason war, war mir selbstverständlich wichtiger, als was mit Johnny war.
„Der steckt momentan in einer kleinen Einzelzelle, ans Bett fixiert. Er scheint seine Tat nicht zu bereuen, also lassen wir ihn für einen Tag dort fixiert, damit er darüber nachdenken kann. Dieses Gefängnis macht mich noch verrückt.“ seufzte Frank kopfschüttelnd und ließ mich dann mit meinen Gedanken allein. Heute würde ich Jason also definitiv nicht mehr zu sehen bekommen. Das war vielleicht auch besser, denn meine Gedanken rasten mal wieder in durch meinen Kopf.
10.
Auch am nächsten Tag wußte ich noch immer nicht, wie ich Jason gegenüber treten sollte. Wütend, weil er einen anderen Insassen angegriffen hatte, oder verständnisvoll, da er dies offensichtlich für mich getan hatte, aus Liebe. Ich beschloß, die Situation einfach auf mich zukommen zu lassen.
Als Jason von den Wärtern herein gebracht wurde, konnte ich aus seinem Blick nicht seine Emotionen lesen. Er hatte ein Pokerface aufgesetzt, wahrscheinlich um zu sehen, wie ich auf die ganze Situation reagierte und das machte er verdammt gut. Er setzte sich und sah mich erwartend an. Ich blickte ihn
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