Auf immer und ewig
Hände noch immer auf meinem Hals, doch er bewegte sich nicht. Dann kippte er auf einmal seitlich um, laut stöhnend. Ich spürte, wie sein heißes Blut auf meine linke Hand strömte und sich immer weiter ausbreitete. Dann hörte ich laute Fußschritte, die immer näher kamen. Ich drehte meinen Kopf so weit es möglich war, in die Richtung der Fußschritte. Ich sah einen Mann, der sich jetzt neben mich kniete. Ich versuchte, sein Gesicht zu identifizieren, doch noch immer war alles verschwommen.
„Laura! Oh Gott Laura, kannst du mich hören? Ich bin’s, Frank.“
Frank. Frank war hier. Ich war nicht sicher, ob das nicht nur mein Wunschdenken war und mein Körper mittlerweile irgendwelche Glückshormone produzierte, die den Sterbensprozess einfacher machten. Doch ich fühlte, wie Frank mich anfasste, erst meine Hand hielt und mich dann leicht im Gesicht berührte. Das war kein Traum. Er war wirklich hier.
„Ich rufe sofort einen Krankenwagen, mach dir keine Sorgen. Alles wird gut. Versuch nur, ruhig zu atmen.“ hörte ich Frank sagen. Als ich nach links schielte sah ich, dass Jason sich wieder zu bewegen schien, während Frank gerade sein Handy herauskramte. Mir war es nicht möglich, Frank irgendein Zeichen zu geben. Jason richtete sich hinter Frank auf und schlug ihm so fest es ihm möglich war, auf den Kopf. Frank fiel sofort nach vorne, knallte mit dem Kopf auf den Boden. Im Hintergrund sah ich Jason taumeln. Franks Schuss musste Jason ernsthaft verletzt haben. Dann sah ich Jasons Umrisse in die andere Richtung taumeln, weg von mir und Frank. Frank hatte sich wieder gefangen, drehte sich um und gab noch einen Schuss ab. Ich hörte Jason in sich zusammensacken. Dann verlor ich das Bewusstsein.
21.
Als ich wieder aufwachte, sah ich um mich herum ein weißes Zimmer. Ich lag in einem Bett mit schneeweißen Laken. Mir war sofort klar, dass ich im Krankenhaus war. Mein Kopf schmerzte noch immer, doch meine Sicht war fast wieder so klar wie immer. Ich fuhr vorsichtig mit der Hand an meinen Hals, wo ich einen dicken Verband spürte. Dicke Tränen der Erleichterung rannen meine Wangen hinunter. Ich glaube, ich war niemals so glücklich gewesen, hatte das Leben niemals so zu schätzen gewusst. Ich drehte meinen Kopf zur Seite, wo ich Frank auf einem Stuhl entdeckte. Er las ein Magazin über Motorräder. Als er hörte, wie ich mich bewegte, sah er auf. Sofort machte sich ein riesiges Lächeln in seinem Gesicht breit und er sprang auf, stellte sich neben das Bett.
„Laura, du bist wach! Oh Gott, du hast keine Ahnung wie erleichtert ich bin. Wie geht es dir? Kannst du sprechen?“
Ich räusperte mich um zu testen, ob ich wieder eine Stimme hatte.
„Mir geht es... nicht so schlecht.“ krächzte ich.
„Kannst du dich an alles erinnern?“ fragte Frank vorsichtig. Er dachte wahrscheinlich, mein Trauma musste gigantisch sein. Ich nickte.
„Du hast Jason erschossen. Ist er... tot?“ fragte ich leise. Der Gedanke, dass Jason tot war, machte mich alles andere als glücklich. Ich hätte ihm den Tod wünschen sollen, nachdem er mir das Leben nehmen wollte. Doch ich konnte nicht. Ich hasste ihn aus tiefster Seele für das, was er mir angetan hatte, doch gleichzeitig liebte ein Teil von mir ihn noch immer. Dieser Teil schmerzte nun besonders.
Frank schüttelte langsam den Kopf. „Ich dachte, er sei tot, als meine zweite Kugel ihn in den Rücken traf. Er sank in sich zusammen und bewegte sich nicht mehr. Dann habe ich den Krankenwagen gerufen, meine Augen von ihm abgewandt, was ein großer Fehler war. Als ich mich wieder zu ihm umgedreht habe, war er nicht mehr da. Der Abdruck seines blutigen Körpers war noch im Sand zu sehen, aber er war nicht mehr da. Ich habe die Polizei gerufen, die Wälder im Umkreis wurden durchkämmt, doch wir haben ihn nicht finden können. Gott weiß, wie er mit einer solchen Verletzung so weit kommen konnte.“
Ich wußte nicht, ob ich glücklich darüber war, dass Jason noch lebte, oder ob ich einfach nur pure Angst hatte. Wenn er noch lebte, würde er mich sicher finden wollen. Und er würde mich finden. Er würde so lange suchen, bis er mich selbst in Ghana oder in Indonesien aufgespürt hätte. Das spürte ich einfach. Dann machte sich eine größere Frage in meinem Kopf breit.
„Woher wußtest du , dass ich dort bin?“ fragte ich Frank nun leise.
„Tina Herman, deine Maklerin. Heute abend ist sie blutverschmiert in einer Polizeiwache nahe Venice Beach aufgetaucht. Sie hat
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