Auf immer und ewig
zumindest.
„Nein, ich vertraue dir da.“ sagte ich. „Wenn du sagst, dass die Wohnung okay ist, nehme ich sie sofort. Meine Freundin kommt außerdem morgen schon an, wäre also toll, wenn ich heute schon in die Wohnung könnte um alles vorzubereiten.“
„Wie du willst. Die Wohnung kostet 550 Dollar plus Nebenkosten. Komm in meinem Büro vorbei und ich gebe dir die Schlüssel.“ Ich konnte Tinas Verwunderung in ihrer Stimme hören, aber das war mir egal. Solange sie keine Fragen stellte, störte mich das nicht im Geringsten.
Zwei Stunden später saß ich bereits mit den Wohnungsschlüsseln in meinem kleinen schwarzen Volkswagen Beetle auf dem Weg zur Wohnung. Auf dem Beifahrersitz hatte ich bloß eine große Reisetasche, in der ich in Windeseile das Nötigste gesteckt hatte. Ich hoffte, dass mein Leben ab heute wieder halbwegs normal laufen würde. Frank hatte ich ebenfalls auf dem Weg angerufen und ihm mitgeteilt, dass ich ab nächster Woche wieder zur Arbeit kommen würde. Zwar könnte Jason mich auch dort abpassen, aber das wäre wohl die dümmste Idee, die er haben könnte.
Wenig später öffnete ich die Tür des kleinen Apartments, das in einer ruhigen Seitenstraße mit wenig Verkehr lag. Im Grunde war es genau so, wie ich es erwartet hatte. Ein Zimmer mit einem schmalen Holzbett, einem relativ großen Eichenschrank und einem Schreibtisch, sowie einem kleinen weißen Duschbad und einer seperaten Küche. Mehr nicht. Es war sehr sporadisch eingerichtet und weit weniger schön als meine schicke Zwei-Zimmer-Wohnung im Norden Santas Barbaras, aber ich würde ja schließlich nicht ewig hier bleiben.
Immer wieder blickte ich auf die Uhr. Jason würde mich gegen acht Uhr abends zurück erwarten. Die Zeit verflog und ich wußte, er würde mich anrufen, sobald es nach acht war. Schnell schaltete ich mein Ersatzhandy aus, falls er doch irgendwie schlau genug war, mich durch mein Mobiltelefon finden zu können. Dann legte ich mich auf das Bett und schloß die Augen, hoffend, dass ich diese Nacht etwas Schlaf bekommen würde.
18.
Die nächsten zwei Tage vergingen ohne besondere Vorkommnisse. Ich kaufte einige Dinge im Supermark t ein und ließ mir mein langes Haar kinnlang schneiden, in der Hoffnung nicht erkannt zu werden, falls Jason mich aus irgendeinem Grund doch mal sehen würde. Am dritten Tag fühlte ich mich schon deutlich besser, der Abstand von Jason schien mir gut zu tun. Dennoch schaltete ich mein Handy nicht ein einziges Mal an- Ich wollte weder verpasste Anrufe, noch Kurznachrichten von ihm lesen. Am Abend des dritten Tages konnte ich nicht anders und überprüfte wenigstens meine Emails, schließlich hatte Jason auch meine Email Adresse. Doch da war nichts, nicht eine einzige Nachricht. Für einen Moment fragte ich mich, ob Jason vielleicht festgenommen worden war. Aber davon hätte ich gehört, nicht nur durch die Medien, sondern auch durch Frank, der mich sofort angerufen hätte. Vielleicht hatte Jason aber auch einfach kein Interesse, mich zu finden und fand sich damit ab, dass ich fort war. Das hoffte ich zumindest. Oder er konnte mich einfach nicht finden. Und würde sehr bald aufgeben, dachte ich.
Am vierten Tag, es war Donnerstag, erhielt ich abends eine Email von dem Maklerbüro, das mir beide Wohnungen vermietet hatte. Die Email war allerdings nicht von Tina, so wie sonst, sondern von generellen, öffentlichen Email Adresse, gesendet von einer Sandra Torres. Zunächst dachte ich, es würde um Formelles, beziehungsweise wie immer Verwaltungsangelegenheiten, gehen.
„Sehr geehrte Frau Williams,
am heutigen Tage haben wir eine wichtige Information für Sie.Ihre Ansprechpartnerin bei uns, Frau Tina Maria Herman, ist seit zwei Tagen nicht auf der Arbeit erschienen. Eine offizielle Krankschreibung oder Ähnliches liegt leider nicht vor und es ist uns bisher noch immer nicht gelungen, Frau Herman zu erreichen. Aus diesem Grund teile ich Ihnen daher mit, dass ihre Kontaktperson bis auf Weiteres Herr Joseph Carano ist, den sie unter der unten angegebenen Email Adresse bzw. Telefonnummer erreichen können. Bei Fragen stehen wir gerne zu Ihrer Verfügung.“
Ich las die Email zwei Mal, denn ich konnte nicht ganz glauben, was ich da gerade gelesen hatte. Ich kannte Tina seit über zwei Jahren und konnte mich nicht an einen einzigen Tag erinnern, an dem sie krank gewesen war oder nicht zu erreichen war. Sie war eine äußerst zuverlässige Person und ich begann zu zweifeln, dass das ein
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