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Auf Inseln (German Edition)

Auf Inseln (German Edition)

Titel: Auf Inseln (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcel von Treppen
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lassen.                                                              
     
    Ich suchte in Aurelia immer wieder Zeiten für mich, Freiräume, die mir auch Gelegenheit geben sollten, mir über meine weitere Zukunft Gedanken zu machen, insofern aber gedankenlos, da ich mit meinen Aktionen und Auftritten meine Zukunft verbaute. Ich klammerte mich ernsthaft an die Vorstellung, ich könnte mit Gloria und Paul auf Aurelia bleiben. Es machte mir nichts aus, das Bett mit Gloria und Paul zu teilen, im Gegenteil, ich genoss es. Das blieb gegenüber der Crew nicht unbemerkt. Paul befand sich auch in seinem speziellen Himmel, nicht nur die himmlische Tochter, sondern auch sein Golehrer sorgten dafür, dass er nicht wirklich von Aurelia weg wollte, wenn er auch manchmal im Konflikt mit seiner Religion stand, die, wie sich mir zeigte, eine sehr „ethnische“ Religion war. Gott, Christus und der Heilige Geist waren der eine Gott der Menschen, so wie früher Gott der Gott der Juden war, der diese gegen andere Völker und deren Götter beschützte. Dass dieser nicht immer geholfen hatte, zeigte die Geschichte. Offensichtlich galt die Idee eines Gottes bei den Aurelianern als solch eine absurde Idee, dass selbst ich nicht mit ihnen darüber diskutieren konnte. Ich versuchte ihnen klar zu machen, dass es gegen die Prinzipien der Gastfreundschaft verstoßen würde, wenn sie in Erwähnung seines Namens in Gelächter ausbrechen würde, hatte aber insgeheim eine klammheimliche Freude daran. Ich glaube, sie wussten das. In gemeinsamer Runde musste ich manchmal stark an mich halten, mit verkrampften Gesichtsmuskeln und halb gequälten Gesichtsausdruck, um nicht loszuprusten und mitzulachen. Hier fehlte es mir an nichts, stellte ich fest, nachdem ich ihre Zigaretten geraucht hatte, die sie vermutlich extra für mich hergestellt hatten. Wie war mir ein Rätsel und sie zeigten sich bezüglich ihrer Geheimnisse nicht besonders gesprächig. Das größte Mysterium war natürlich Gloria, die bei den Zusammenkünften immer wieder mit ihrem Unsinn störte, eine Ausgeburt unserer oder meiner Fantasie, vielleicht ein Geschenk der Aurelianer an mich und Paul oder aber eine Verrückte einer früheren Expedition New Havannas, deren lasterhaftes Gerede und ihre Nacktheit für Unmut bei den Klerikalen sorgte, deren Scheinheiligkeit und Geilheit aber groß genug waren, um ihre Anwesenheit in unseren Gesprächsrunden zu dulden. Es war nicht ganz auszuschließen, dass sie schon mit ihr geschlafen hatten. Wenn nicht, war da noch Ramona. Ich war davon fest überzeugt, dass sie es mit jedem von ihnen trieb und die Klerikalen bei Laune hielt. Ich versuchte in Gloria eine Person zu sehen, keine Fantasie. Manchmal tendierte ich dazu, ihr zu glauben. Es wäre ein merkwürdiger Versuch eines sinnenfreudigen Gottes gewesen, beim Treffen der Zivilisationen mitzumischen. Gott hätte dann auf meiner Seite gestanden und ein lustvolles Wunder vollbracht: seine Inkarnation ein prachtvolles Weib, um mir den Weg zum Glauben zu öffnen. Ich fragte mich nicht ernsthaft, ob ich sie als gleichwertiges Wesen betrachtete; sie stand Paul und mir zur Verfügung und erlöste uns und war im Grunde genommen die Hure Gottes, die in seinem Auftrag arbeitete. Ich war weit entfernt in Gloria verliebt zu sein; sie konnte ja auch ein Ding sein, eine sprechende Puppe, sehr pneumatisch und als Objekt äußerst attraktiv. Die sexuelle Unterdrückung in New Avignon, die auch eine Unterdrückung der Entfaltung von Liebe ist, hatte mich zu jemandem geformt, der das Objekthafte in der Begegnung mit einer Frau suchte. Richtig bewusst darüber war ich nur manchmal. Ich konnte nicht ausschließen, dass das in früheren Gesellschaften ähnlich gewesen war. Der intelligente Kick einer Person ging von Gloria nicht aus. Sie machte alles in allem einen dummen Eindruck, aber wenn sie mich ritt und mir von Gottes kommendem Reich erzählte, war ich hin und weg; das hatte schon was. Ich war profan genug, diese Alternative dem trostlosen Leben in New Avignon vorzuziehen und war ohne jede Vorstellung, dass dies mich jemals langweilen könnte. Während meiner Spaziergänge im Komplex kreisten meine Gedanken immer mehr darum, die Aurelianer zu überreden, mich hier zu lassen, als sinnenfroher Botschafter der Menschheit mit göttlicher Assistenz. Vermutlich war ich den Aurelianern langweilig, wenn sie denn viel intelligenter waren als die Menschen, aber

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