Auf Inseln (German Edition)
gekommen, um die Menschen zu erlösen. Für unsere priesterliche Crew war klar, dass sie eine Ausgeburt des Bösen war, geschaffen von den Aurelianer , um die Menschen zu narren und zu demütigen. Womöglich war sie auch ein verrückt gewordener New Havanna-Klon. Ich fand übrigens nun, dass ihre Ähnlichkeit zu Ramona, die ihr Haar außerhalb der Messen unter ihrem Kopftuch verbarg, aber ansonsten die für New Avignon Verhältnisse freizügige Messdienerinnentracht trug, nur entfernt war. Offensichtlich bildete sich unter den Klerikalen die Einsicht, dass es, wenn man schon von Teufeln umgeben war, ihr Anblick gewisse Vorzüge hatte. Sie palaverten darüber, dass sie die Vertreter Gottes seien und immer wenn sie seinen Namen in den Mund nahmen, löste dies ein durchaus nicht unfreundliches Gelächter in meinem Hirn aus, so als ob die Aurelianer bei der Erwähnung Gottes zwanghaft lachen mussten. Sie waren gekommen, um eine Botschaft von New Avignon zu überbringen. New Avignon sei an einem friedlichen Kontakt mit den Aurelianern interessiert. Sie wären Menschen, Gottes Kinder – was wieder eine Lachsalve auslöste – die mit anderen Geschöpfen Gottes, so drückten sie sich aus, friedlich zusammenleben wollten, um Gott zu preisen. Bei diesem Satz wurde viel gelacht und die Klerikalen zuckten immer irgendwie zusammen, wenn das Gelächter in ihrem Gehirn anschwoll. Ich nahm an, dass sie ebenso wie ich mit den Aurelianer in telepathischen Kontakt standen. Gloria stand auf, ihre mächtige Brust hob und senkte sich und sagte: „Ihr seid alles Heuchler, die dies im Namen meines Vaters tun und versuchen, sich hinter seiner Allmacht zu verstecken. Ich bin gekommen, euch zu richten und zu erlösen.“ Während diese kleine Rede weitere Heiterkeit bei den Aurelianern streute, versucht ich Gloria zu beruhigen und bat sie, sich wieder zu setzen. Paul und der Aurelianer, mit dem er gespielt hatte, kamen an den Tisch, Paul völlig entgeistert. „Ich habe die Partie, trotz neun Vorgaben mit 31 Punkten verloren“, rief er mir zu. Ich musste zugeben: Auch ich konnte mir das nicht vorstellen, denn Paul hatte den ersten Dan. Unsere Delegation bestand darauf zu erfahren, wie sie hier hingekommen wären, und bekam zur Antwort, dass sie das nicht verstehen könnten. Man wollte wissen, was mit der St. John wäre und ein Aurelianer wiederholte zum x.ten-Mal, dass die St. John sich in einem sicheren Orbit um Aurelia befände. Man projizierte Bilder der St. John an die Wand, wie sie über einem fremden Planeten kreiste, der Aurelia sein musste.
Ich brachte zu Bedenken, dass alles um uns herum eine Illusion sein könnte, dass wir, unsere Körper sich noch auf der St. John befinden könnten. „Es ist vielleicht eine Art gesteuerter Traum, den wir gemeinsam träumen. Es wird sich herausstellen, ob wir gemeinsam geträumt haben oder unsere Träume nichts miteinander zu tun hatten. Wenn wird denn aufwachen.“ Die Aurelianer kommentierten meine Ausführung nicht, während sich bei unserer Crew Widerspruch gegen solche Ansichten bildete. Ich bat unsere Gastgeber um ein weiteres orangenes Getränk, dessen Namen ich nicht kannte. Als Kommentar zu meinem Gedanken ertönte in meinem Inneren ein Name, der aber aus mindestens fünf Silben bestand und den ich mir nicht merken konnte. Paul meldete auch sein Interesse an und der Captain hatte keine Bedenken. Ich warf Paul eine Zigarette rüber und zündete mir selbst eine an. Der Captain bestand darauf, sich in Gottes Realität zu befinden, auch wenn er zugab, dass er nicht wusste, was geschehen war. „Vermutlich haben sie uns betäubt, unser Schiff gekapert und hierhin entführt, irgendwo vor Aurelia“, meinte er. Er gehörte noch zu den wenigen, die die St.John noch bewusst als ihre Umwelt erlebt hatten, als die St. John nur noch 16 Stunden von Aurelia entfernt war, wohingegen der größte Teil der Crew sich im Schlaf befunden haben musste. Er protestierte nochmals gegen die Entführung. „Was hätten sie an unserer Stelle gemacht?“, fragte ein Aurelianer. Ich hatte immer noch nicht herausgefunden, wer was sagte, da mit den Ohren nichts wahrnehmbar war, auch waren keine Mundbewegungen erkennbar und unseres telepathisches Hören war offensichtlich nicht räumlich. „Wir müssen Vorkehrungen treffen, - es folgte eine Art höfliches Gelächter -, dass wir nicht angegriffen werden.
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