Auf Inseln (German Edition)
das war schwierig zu sagen, denn die Fähigkeit, besser Go zu spielen als Paul war nicht Beweis genug. Ich hatte Vorschläge, hier zu bleiben, bisher weder den Aurelianern noch unserer Crew mitgeteilt. Ich, als Experte für Geschichte und Kultur der Menschheit wäre geeignet gewesen, von hier aus im ständigen Funkkontakt mit der Menschheit zu stehen, eine wirkliche diplomatische Vertretung mit all ihren Privilegien und Gottes Tochter an meiner Seite. Warum sollte man im Schlaraffenland nicht ein bisschen arbeiten? Die diplomatische Vertretung hätte mit der Zeit ausgebaut werden können. Ich legte mir Argumente zu Recht, um dem Captain meine Wünsche schmackhaft zu machen. Ich erkundigte die Umgebung, entfernte mich aber nie zu weit vom Komplex. Manchmal begleitete mich auch Gloria. Die Umgebung gefiel mir in all ihrer Fremdheit und Exotik. Ich hoffte, dass Helena, die sich hier in so völlig anderer Weise als in den Nächten New Avignons und New Havannas darstellte, auf meiner Seite war. Wie konnte dieser orange-rote Riesenball über mir zu dem gleißenden Punkt werden? Ein gleißendes Symbol meiner Liebe zu Paola in den warmen Nächten am Meer. Womöglich konnte ich hier einen Planeten entdecken, eine völlig andere Kultur und der Menschheit darüber berichten. Hin und wieder machte ich auch kurze Spaziergänge mit einem Aurelian, erzählte über die Menschheit, versuchte mit ihm zu philosophieren, was sowohl oft bei mir als auch bei meinem Partner Verständnislosigkeit hervorrief. Bei einer solchen Gelegenheit machte ich einen Vorstoß. Die Antwort war enttäuschend, aber nicht überraschend. Sie waren an einer menschlichen Botschaft auf Aurelia nicht interessiert. Meine Vermutung, es könnten schon andere Menschen auf Aurelia leben, ignorierte er. Er nannte keine Begründung, warum sie nicht an einem festen Kontakt mit der Menschheit interessiert waren. Vermutlich wurden sie schon mit Propagandasendungen von New Earth bombardiert, ich fragte nicht danach. Er wusste mit Sicherheit, dass ich gar nicht im Auftrag der Crew sprach. Da rang ich mich zu einer anderen Vorgehensweise durch. Ich wollte politisches Asyl, beschrieb die Unterdrückung, die von den zwei menschlichen Gesellschaften ausging. Ich sprach auch im Namen von Paul und Gloria. Der Aurelianer mit einem unaussprechlichen Namen blieb mir eine Antwort schuldig; sie würden darüber beraten, sagte er mir und ich begann, mir Hoffnungen zu machen. Die gemeinsamen Zusammenkünften mit den Aurelianern waren wenig ergiebig. Hin und wieder machte ich Ausführungen zur menschlichen Kultur, die aufgrund meiner kirchenfernen Sicht nicht immer auf Zustimmung in unserer Crew stieß. Obgleich ich mir schon eine scheinheilige Note bei meinen Ausführungen gestattete, Schleimereien zu Ehren der Kirche New Avignons, die sicherlich von den Aurelianern durchschaut wurden, wurde ich oft von Verantwortlichen der Crew verbessert.
Wir hatten vier Schlafzyklen und vier Gottesdienste hinter uns, bei denen die Anwesenheit Glorias unerwünscht war und Ramona ihre Auftritte hatte, als ein Riss die Realität teilte. Ich erlangte Bewusstsein in der Raumschiffkabine, ziemlich gleichzeitig mit Paul und unserem Kabinengenossen. Die Kabinentür war offen; wir hörten Schreie. Ich hatte Stimmen im Kopf, die ich niemandem zuordnen konnte und dann viel mir die Fremdartigkeit meiner Umgebung auf. Das Raumschiff präsentierte sich in einer Ansicht von jemandem, der von einer Avignonwespe gestochen war. Ich hatte nicht das Gefühl, festen Boden unter den Füßen zu haben, die Wände schwitzten Tränen unterschiedlichster Farbe. Meine Zunge war schwer und metallen, aber ich versuchte, dennoch zu sprechen. Die Stimme, die erklang, war tief und verhallt. „Paul, was ist los?“ Er versuchte zu antworten. Später erzählte er mir, dass er unter ähnlichen Symptomen wie ich litt. Ein bisschen sah er aus wie ein Monster, mit Augen, die mir drohten mich zu verschlingen. „Wir müssen in die Kommandozentrale!“ Zentrale echote mehrfach in meinem Hirn. Obgleich ich den Eindruck hatte, nicht wirklich gehen zu können und Paul erging es wohl ähnlich, bewegten wir uns, eingebettet in einer mysteriösen Zeit. Mit Mühen erkannte ich die Crew wieder. Sirenengesang wollte mich zum Umkehren bewegen, jemand riss Ramona die Kleidung runter. Der Captain rief: „Nehmt ihn fest!“, aber ich glaubte kaum, dass die Echos die Nachhaltigkeit seines Befehls unterstrichen. Paul warf einen Blick auf die
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