Auf keinen Fall Liebe
nur gehen lassen?«
»Hätte ich sie festbinden sollen?«, knurrte er gereizt. »Es war doch von Anfang an klar, dass es nicht von Dauer sein würde. Wir waren uns beide einig, dass wir keine feste Bindung wollen, und dass wir uns auf das Körperliche beschränken. Dass ich mich in sie verliebt habe, ist mein Problem, damit muss ich alleine zurechtkommen.«
»Du hättest es ihr sagen können.«
Er schüttelte den Kopf. »Nein. Du hättest sie hören sollen, als sie gegangen ist. Sie war völlig kalt, hat mir erst an den Kopf geworfen, dass ich sie ausgenutzt hätte, und hat mich dann sehr deutlich an unsere Absprache erinnert. Sie hat mich in den letzten Wochen bereits ein paar Mal gefragt, ob ich die Scheidung möchte, und vermutlich war sie froh, einen Grund gefunden zu haben, um hier wegzukommen. Es hätte also sowieso keinen Zweck, ihr hinterherzulaufen.«
»Du wirst dir ewig Vorwürfe machen, wenn du es nicht tust«, mahnte Maddison leise. »Denk mal darüber nach, was Faith alles für dich getan hat. Sie hat sich für die Praxis eingesetzt, sie war für Emily da, sie war für dich da. Sie hat für dich gekocht und geputzt, sie hat deine Wäsche gewaschen und mit dir geschlafen. Sie hat dich sogar geheiratet, damit du deine Tochter nicht verlierst, und das, obwohl sie annehmen musste, dass du keine Gefühle für sie hast. Selbst als dir niemand geglaubt hat, dass du unschuldig bist und alle gegen dich waren, hat sie zu dir gestanden. Sie war immer für dich da und hat dir so viel gegeben, glaubst du, das hätte sie gemacht, wenn du ihr gleichgültig wärst?«
Sekundenlang flackerte ein Funken Hoffnung in Lucians Augen auf, um dann sofort wieder zu verlöschen.
»Lass es gut sein«, sagte er düster. »Wenn sie wirklich etwas für mich empfinden würde, wäre sie nicht weggegangen, oder sie hätte wenigstens mal angerufen. Es sieht nicht danach aus, als würde sie mich vermissen, und ich werde ebenfalls lernen, ohne sie weiterzuleben. Wir hatten eine klare Vereinbarung, und ich werde Faith nicht im Weg stehen.«
56
A m darauffolgenden Wochenende tagte im Haus der Graham-Schwestern der Kriegsrat. Nachdem Maddison noch ein paar Mal vergeblich versucht hatte, Lucian zu einem Anruf bei Faith zu bewegen, hatte sie kurzerhand selbst zum Telefon gegriffen und mit Chelsie gesprochen.
»Ja, natürlich liebt sie ihn. Sie sitzt hier und heult sich die Augen aus dem Kopf«, hatte die Rothaarige ihr bestätigt.
Das hatte gereicht, um Maddison klarzumachen, dass sie etwas unternehmen mussten.
Nun saßen sie in dem kleinen, gemütlichen Wohnzimmer von Faiths Tanten, und beratschlagten, wie sie es anstellen sollten, Lucian und Faith wieder zusammenzubringen.
»Ich könnte mit Lucian unter irgendeinem Vorwand nach London fahren«, schlug Kian vor.
»Vergiss es, meinst du er ist blöd?«, lehnte Maddison ab, »Er wird sich doch sofort denken, was du vorhast. Es wäre besser, wenn wir es umgekehrt machen und Faith hierher locken.«
»Ich glaube kaum, dass sie sich darauf einlässt«, sagte Polly nachdenklich.
»Wir müssen eben einen wichtigen Grund finden, etwas, das so dringend ist, dass sie nicht anders kann, als herzukommen.«
Sie zerbrachen sich eine Weile den Kopf, dann hatte Molly einen Einfall.
»Wie wäre es, wenn wir ihr erklären, dass Lucian das Haus veräußern will? Sie sind immer noch verheiratet und haben keinen Ehevertrag, also gehört die Villa ihnen beiden und er kann das nicht ohne ihr Einverständnis tun. Wenn wir ihr sagen, dass er den Verkauf mit ihr besprechen will, kann sie nicht ablehnen.«
»Sie könnte einen Notar bevollmächtigen«, gab Kian zu bedenken, »sie muss nicht zwangsläufig selbst hierher kommen.«
»Vielleicht kommt sie ja gar nicht auf diese Idee, und falls doch, erzählen wir eben, es werden diverse Unterschriften von ihr benötigt oder irgendetwas Ähnliches.«
Nachdenklich rieb Polly sich die Nase. »Wir müssen nur sehr vorsichtig sein, wenn das schief geht, machen wir alles noch schlimmer.«
»Ich weiß«, nickte Maddison. »Aber es ist wohl die einzige Möglichkeit, die wir haben.«
»Faith, Telefon für dich«, rief Chelsie, »Deine Tante Polly.«
Faith verließ ihr Zimmer und nahm den Hörer entgegen. »Ja?«
»Hallo Liebes«, begrüßte Polly sie mütterlich, »wie geht es dir?«
»Och, ganz gut«, betonte Faith gespielt locker. »Ich genieße meine Auszeit und überlege mir in Ruhe, was ich jetzt machen will.«
Sie plauderten einen Moment, während
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