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Auf Schreckenstein gibt's täglich Spaß

Auf Schreckenstein gibt's täglich Spaß

Titel: Auf Schreckenstein gibt's täglich Spaß Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Hassencamp
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nicht nach Indianerart — in ihre Zimmer zurück.
    Dampfwalze hielt sich von nun an merklich zurück. Andi war recht froh darüber und fand es auch ganz normal. Man hatte ihn auf eine Probe gestellt, und er hatte sie bestanden; die Ritter kannten seine Einstellung, jedes weitere Wort wäre zuviel gewesen.
    Wenn Andi jetzt mehr mit Stephan zusammenkam, lag das nicht daran, dass er Dampfwalze böse gewesen wäre. Die engere Beziehung zu seinem Zimmerältesten hing vielmehr mit dem Klassenlehrer zusammen. Doktor Waldmann war in Neustadt gewesen und hatte eine Trompete mitgebracht. Für Stephans Kapelle. Rolle, der Sportlehrer, zeigte Andi den richtigen Ansatz und die Bedienung der Ventile. Eigentlich stand er ja an der Bassgeige, aber weil er früher schon einmal in einer Kapelle gespielt hatte, kannte er sich mit den verschiedensten Instrumenten aus. Stephan als Leiter der Horror-Rock-Jazz-Band — so hatten sie den Namen Schreckenstein ins Englische übertragen — war selig über den Zuwachs. Es ergab sich ganz natürlich, dass er abends öfter mit Andi zusammenkam, wenn der im Chemielabor übte.
    Auch Rolle ließ sich ab und zu dort sehen, um die Fortschritte zu begutachten. Dabei kam es oft zu Meinungsverschiedenheiten. Stephan wollte möglichst rasch möglichst viele Stücke hören, um die Trompete in der Kapelle einsetzen zu können. Rolle war dagegen.
    „Erst Ansatz üben, dann Melodien“, sagte er immer wieder. „Sonst wackeln die Töne, wenn die Lippen müde werden. Deswegen keine Stücke, nur Töne anblasen und möglichst lange halten, bis sie ganz sicher kommen.“
    Andi versuchte beiden gerecht zu werden und verwendete viel Zeit auf das neue Instrument. Am wohlsten aber fühlte er sich nach wie vor in der Redaktion der Schulzeitung. Nicht nur, weil er Mücke besonders mochte, sondern auch wegen der Zeitungsarbeit, die geheimnisvoll und deshalb so aufregend war. Mückes Klage über mangelnden Schwung, die er in der letzten Ausgabe vorgebracht hatte, war das meistberedete Thema. Die Ansichten darüber gingen weit auseinander.
    Strehlaus Chronik lag abgezogen und gestapelt auf dem Redaktionstisch. Es fehlte nur noch Mückes Lokalbericht. Die ganze Schule wartete schon mit Spannung darauf. Denn was Mücke sagte, war zwar manchmal unverblümt, aber immer stichhaltig und in bester Absicht geschrieben. Zum Vorteil der Allgemeinheit.
    Sie arbeiteten mit Hochdruck. Andi kurbelte den neuen Lokalbericht durch die Vervielfältigungsmaschine ohne jedoch den Inhalt zu kennen. Mücke ordnete die Blätter und Hans-Jürgen heftete die fertigen Exemplare zusammen.
    Mitten in der Arbeit, scheinbar ganz nebenbei, wie es Mückes Art war, kam die Frage: „Wie geht es eigentlich unserm Häuptling Felgenbremse?“
    „Der hat seinen Geist ausgehaucht. Durch das Ventil vom Hinterrad“, parierte Andi.
    Hans-Jürgen musste lachen.
    Aber Mücke zog Andi weiter auf: „Ach ja, richtig. Ein sehr wendiger Geist!“
    „Wie meinst du das?“ fragte Andi.
    „Nun ja“, sagte Mücke und blinzelte über seine Brille. „Zuerst Hausindianer bei Dampfwalze und dann Stabstrompeter bei Stephan. Das ist doch ganz schön!“
    Andi machte wohl ein ähnlich verdutztes Gesicht wie in der Folterkammer, denn Hans-Jürgen sagte: „Du brauchst deswegen nicht zu schauen wie Paule!“
    Andi war kein Spielverderber und konnte auch einen Scherz vertragen. Er lachte mit ihnen, kurbelte weiter und sagte, wie es der Wahrheit entsprach: „Ich weiß nicht, was ihr wollt.“
    „Dem kann abgeholfen werden“, antwortete Mücke. „Wenn du das gelesen hast, was du da gerade durch den Kasten kurbelst, weißt du mehr.“
    Andi drehte das Blatt vollends durch und las:
     
    Bedenkliche Entwicklung
     
    In unserer letzten Nummer hat die Lokalredaktion feststellen müssen, dass wir keinen Schwung mehr haben. Aber geändert hat sich seitdem nichts. Auch die Lokalredaktion hat nichts unternommen, um uns wieder auf Trab zu bringen. Sie hat nur festgestellt, dass wir lahm geworden sind.
    Was war sonst? Eugen und Pummel haben ein Segelflugzeug gebaut. Aber das ist noch keinen Meter geflogen.
    Wir haben die Ebert-Schule im Handball geschlagen. Aber das war keine Leistung.
    Sonst haben wir Zuwachs bekommen — den Andi. Er ist auf dem Wege, ein brauchbarer Ritter zu werden. Aber er wird abgelenkt. Gewisse Leute haben versucht, ihn als Indianer in ihren Wigwam zu locken. Von anderer Seite soll er zum Musikgenie gezüchtet werden. Das erinnert an die Zeit, als die Burg

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