auf toedlichem Kurs
wieder entfernten. Offenbar suchte Mrs Pearson die Räume zwischen den Autos ab. Nach endlos wirkenden Sekunden saßen sie wieder im Dunkeln. Erleichtert atmeten die beiden Jungen auf.
»Und wie geht es jetzt weiter?«, fragte Bob mit einem Blick auf die Uhr. »Cotta steht vor der Tür und Kommissar Reynolds wird es nicht besser ergehen. Es ist Viertel vor elf.«
Justus streichelte sanft über das Leder der Wagensitze. »Dann fangen wir es eben alleine an«, sagte er.
In der Höhle des Löwen
Justus schaltete die Taschenlampe ein und sie verließen den Wagen. Mit einem wehmütigen Blick auf den Wagen ließ der Erste Detektiv die Autotür ins Schloss fallen. Dann leuchtete er die Garage ab. Nach einer kleinen Irrfahrt blieb der Lichtkegel an einem Regal hängen, das seitlich an die Wand montiert war. Allerhand aussortiertes Gerümpel lag in ihm herum. Bücherkisten, alte Elektrogeräte, Skischuhe.
»Vor einigen Jahren wurde hier eingebrochen«, sagte Justus. »Kommissar Reynolds hat es mir vorhin am Telefon erzählt. Die Diebe schraubten an den Autos herum und verschwanden unerkannt.«
»Hat man die Täter später gefasst?«
»Ich weiß es nicht. Aber ich glaube, sie haben außer den Ersatzteilen für die Oldtimer noch etwas ganz Bestimmtes mitgehen lassen, das sie hier zufällig fanden.«
»Die Bilder?«
Justus nickte.
»Hat Reynolds dir das auch berichtet?«
»Nein. Im Gegenteil. Rothman hatte die Gemälde nicht auf die Liste der gestohlenen Gegenstände gesetzt.«
»Aber warum, Justus?«
»Weil er etwas zu verbergen hatte. Gehen wir. Wir müssen zu Rothman und ihn mit der Wahrheit konfrontieren. Das ist jetzt unsere einzige Chance.«
»Warte einen Augenblick, Justus!«
Bob nahm Justus die Taschenlampe ab und lief ein paar Schritte auf das Regal zu. Dort hatte etwas seine Aufmerksamkeit erregt. Es waren ein paar Fotos, die aus einem Pappkästchen, das irgendwann im Laufe der Jahre umgefallen war, hervorquollen. Zielsicher zog Bob eins der Bilder hervor. Es zeigte ein altes Werbeplakat. Im Zentrum des Bildes war ein Abzeichen abgebildet, bei dem in einen runden Rahmen zweimal der gleiche Buchstabe eingelassen war. Zwei V’s, die umgekehrt ineinander verschränkt waren. Bobs Hand zitterte. »Dieses Zeichen, Justus! Das ist doch ...«
Justus war längst neben Bob getreten. Neugierig nahm er seinem Freund die Fotografie ab. Er hielt sie näher und las die Schrift, die unten auf dem Foto gerade noch zu entziffern war: Venice Oil Company, stand dort. Sitz: Rocky Beach . – »Gute Arbeit, Bob! Zweimal ein ›V‹. Das eine steht für Venice und das andere umgedrehte stellt mit etwas Fantasie einen Bohrturm dar.« Mit einem Schmunzeln auf den Lippen ließ Justus das Fundstück in seiner Jackentasche verschwinden. »Dieses Detail hatte mir noch gefehlt!«
Jetzt kannten sie den Weg. Sie verließen die Garage, schlichen den Gang und dann die Treppe entlang, die hoch zum Foyer führte. Als sie vor der Tür angekommen waren, holte Justus tief Luft. »Los, Bob!« Dann drückte er die Tür auf. Rothman saß allein am Tisch. Er blickte erschrocken auf, als er die beiden Jungen auf sich zukommen sah. »Wer seid ...«
Justus unterbrach ihn. »Justus Jonas ist mein Name, Sir. Ich bin Detektiv. Dies ist mein Kollege, Bob Andrews. Wir klären einen Fall auf, der auch Sie betrifft. Dazu hätten wir ein paar wichtige Fragen an Sie!«
»Wie seid ihr hier hereingekommen?«
»Das ist jetzt nicht von Bedeutung, Sir ...«
»Ich werde die Polizei rufen, wenn ihr nicht sofort verschwindet!«
»Ich bitte sogar ausdrücklich darum, Sir, und verlangen Sie gleich nach Inspektor Cotta! Wenn Sie Glück haben, steht er noch unten an Ihrem Einfahrtstor. Er kann in wenigen Augenblicken hier sein! Wir wären Ihnen sehr verbunden, wenn Sie sich vielleicht ... beeilen würden ...?«
Mr Samuel Rothman öffnete den Mund, doch es kam kein Ton heraus. Die Antwort hatte ihn überrascht. Er schob die metallene Brille auf der Nase hoch, um sich die Jungen näher zu betrachten. Justus fuhr der Gedanke durch den Kopf, dass es einem erfolgsverwöhnten Mann wie dem Sohn des Ölbarons bestimmt nicht oft passierte, die Haltung zu verlieren. Er musste um die siebzig sein, schätzte Justus. Sportlich leger gekleidet, aber vom Feinsten. Seine dichten, inzwischen weißgrauen Haaren hatte er von seinem Vater geerbt, den Justus bei Mrs O’Rien auf dem Foto gesehen hatte. Sie verliehen ihm eine fast schon aristokratische Ausstrahlung. Doch wenn man
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