auf toedlichem Kurs
Ihres Vaters. Das Kind musste verschwinden. Und die drei Bilder des Malers verraten auch, wie. – Mrs Pearson, bitte zeigen Sie uns die Gemälde. Sie haben sie sich durch Ihren Helfershelfer Escovedo angeeignet.«
Mit einem bösen Blitzen in den Augen verschwand Mrs Pearson und kehrte kurz darauf mit den drei Bildern zurück. Justus nahm sie entgegen und stellte sie an der Wand auf. » Samuel , Samantha und Gwendolyn «, las Justus die Namen der Schiffe vor.
»Ich kann auf den Gemälden nichts Besonderes erkennen«, sagte Mrs Pearson mit letzter Kraft.
Justus wiegte den Kopf. »Allzu oft erfreuen wir uns der Annehmlichkeit einer eigenen Meinung, ohne uns der Unannehmlichkeit des Nachdenkens unterzogen zu haben! Samuel Rothman hat die Bilder einfach übermalt. Zumindest die entscheidenden Stellen. Peter, der Zweite Detektiv in unserem Detektivbüro, brachte mich auf die Lösung: Wenn Sie mit der Hand über die Oberfläche des Bildes fahren, bemerken Sie es an der veränderten Oberflächenstruktur. Aber auch so hätte mir auffallen müssen, dass die kitschigen Badeszenen nicht zum Stil der Gemälde passen. Die Frage ist nur: Was befindet sich unter der Insel?«
Justus warf einen bedeutungsvollen Blick in die Runde. »Nun, wir brauchen keinen Kunstrestaurator einfliegen zu lassen. Ich habe die Entwürfe zu den Gemälden mitgebracht. O’Rien hat sie in seinem Haus versteckt.« Der Erste Detektiv zog eine zusammengerollte Mappe aus seiner Jacke, legte die Zeichnungen vor sich auf den Boden und strich sie glatt. Bis auf Mrs O’Rien, die die Zeichnungen kannte, beugten sich die Anwesenden über die Blätter.
An den Stellen, wo jetzt die Inseln aufgemalt waren, sah man auf dem ersten Bild ein Schiff – es war die Gwendolyn – mit einem Mann und einem Kind. Auf dem zweiten Bild legte das Schiff an einer Insel an. Das dritte Bild zeigte das Schiff mit dem Mann auf der Rückfahrt. Doch das Kind blieb zurück auf der Insel.
»Mr Rothman, Sie haben Gwendolyn auf eine Insel in Mittelamerika gefahren und dort abgesetzt!«, erklärte Justus. »Nur noch ein weiterer Matrose war Zeuge. Dann täuschten Sie einen Seeunfall vor, versenkten das Schiff und kehrten zurück. Ihrem Vater erzählten Sie, seine Tochter sei bei dem Schiffsuntergang ertrunken. Und sein Leben zerbrach. Doch der Maler, Paddy O’Rien, bekam über Ihren Helfer Wind von der Sache. Er erpresste Sie und Sie kauften ihm für eine horrende Summe die Gemälde ab. Später finanzierte O’Rien davon sein Haus.«
Samuel Rothman nickte und räusperte sich. »Ja, ja, der Fluch des Schiffs lastet auf mir. Es ist gut, dass die böse alte Geschichte endlich ans Tageslicht gekommen ist. Sie belastete mich von Tag zu Tag mehr. Ich werde meine verdiente Strafe bekommen.«
»Hätte das alles nicht auch morgen passieren können?«, fuhr Mrs Pearson dazwischen.
»Damit das Mädchen nichts mehr erbt?« Rothman verzog das Gesicht und wandte sich kurz an die anderen. »Mein Vater hat sich mit dem angeblichen Tod von Gwendolyn nie abgefunden. Er hat eine Klausel ins Testament geschrieben, nach der Gwendolyn den Großteil seines Erbes erhält, wenn sie bis zum fünfzigsten Jahrestags des Unglücks wieder auftaucht. Ich weiß gar nicht, ob solch eine Klausel juristisch überhaupt gilt. Wahrscheinlich bekäme Gwendolyn ihr Erbe auch so, zumindest ihren Anteil; man müsste sich drüber streiten. Vielleicht handelte mein Vater auch im Interesse der Firma: Nach 50 Jahren sollte keine Unruhe mehr in die dann neu gewachsenen Besitzverhältnisse kommen. Dieser Jahrestag läuft heute um Mitternacht ab.« Rothman hielt inne und sah seine Tochter an. »Wovor fürchtest du dich, Regina? Hast du Angst um die Firmenanteile, die ich dir und deinem Mann überschrieben habe? Gwendolyn ist doch gar nicht anwesend. Aber ich wünschte, sie wäre es.«
»Du irrst«, sagte Mrs Pearson leise.
Justus fand es an der Zeit, wieder in das Gespräch einzugreifen. Die ganze Zeit über schon hatte er den seltsamen Gesichtsausdruck von Mrs Caballero bemerkt. »Darf ich bitte Ihren Anhänger sehen?«, wandte sich Justus an die Frau.
Mrs Caballero reichte ihn Justus. Der Erste Detektiv hielt ihn neben das Foto, das Bob im Keller gefunden hatte. »Beides zeigt das Symbol der Venice Oil Company, Sitz Rocky Beach. Es ist die ehemalige Ölgesellschaft der Rothmans. Als er Sie auf der Insel zurückließ, hatte Samuel Rothman vergessen, Ihnen den Anhänger abzunehmen, Gwendolyn. So blieb es Ihr einziger
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